Gratisapfelidee begeistert nicht alle

Kinder sollen mehr Obst essen, sagt der Kreuzlinger Nationalrat Christian Lohr. Er schlägt vor, Äpfel in Schulen gratis abzugeben. Mit seinem Vorschlag kommt er einer Aktion des Obstverbandes und der Thurgauer Apfelwoche ins Gehege.

Inge Staub
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Fiona Pafrath aus Eschenz (12) und Riccarda Manhart aus Herdern (13) holen sich an der SBW-Schule Frauenfeld einen Apfel. (Bild: Gudrun Enders)

Fiona Pafrath aus Eschenz (12) und Riccarda Manhart aus Herdern (13) holen sich an der SBW-Schule Frauenfeld einen Apfel. (Bild: Gudrun Enders)

FRAUENFELD. Am Eingang zur SBW-Sekundarschule in Frauenfeld steht ein Korb mit Äpfeln. Die Schülerinnen und Schüler können sich gratis bedienen. Geht es nach Christian Lohr, soll dieses Beispiel Schule machen. Der Kreuzlinger CVP-Nationalrat fordert: Schweizer Schülerinnen und Schüler sollen dreimal wöchentlich kostenlos mit Äpfeln oder anderem regionalen Obst versorgt werden. «Mir geht es darum, Kindern Obst schmackhaft zu machen, denn Obst ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung», begründet Lohr, weshalb er in Bern eine Motion zum kostenlosen Pausenapfel eingereicht hat. Seine Motion haben alle Thurgauer Nationalräte unterzeichnet.

Schulprogramm wirkt

Lohr möchte, dass der Bundesrat in Abstimmung mit den Kantonen ein Schulobstprogramm einführt, wie es in der EU schon seit Jahren praktiziert wird. Studien belegen, dass dieses wirke und den Obstkonsum fördere. In der Schweiz sei dieser, vor allem bei Kindern, rückläufig. Von einem Obstprogramm würden Thurgauer Bauern profitieren. Doch betont Lohr, dass es ihm in erster Linie um die Gesundheit der Kinder gehe. Sollte die Thurgauer Früchteproduktion dadurch gestärkt werden, wäre das ebenfalls gut.

Eigentlich müssten sich die Obstbauern über die Idee des Kreuzlinger Politikers freuen. Doch der Schweizer Obstverband reagiert etwas pikiert. Denn er führt seit Jahren eine Pausenapfelaktion durch.

Die teilnehmenden Schulen verteilen vier Wochen lang Äpfel an ihre Schüler. Der Obstverband organisiert die Obstlieferungen und schreibt die Eltern an. Diese bezahlen rund sechs bis acht Franken im Monat für die Äpfel. Dieses System habe sich bewährt. «Erhalten die Kinder Äpfel gratis, sind diese nichts mehr wert», meint Marketingleiterin Bernadette Galliker.

Zum Vorzugspreis

In Thurgauer Schulen werden Äpfel bereits kostenlos abgegeben. Einmal im Jahr, im Rahmen der Apfelwoche. Diese wird vom Thurgauer Obstverband und vom BBZ Arenenberg durchgeführt. Es nehmen rund 70 Schulgemeinden teil. Rund 9000 Kilogramm Thurgauer Äpfel werden an die Schulkinder verteilt. Für die Kosten kommen die Schulen auf. Sie erhalten das Obst zu einem Vorzugspreis. Christian Lohr möchte mit seinem Vorstoss diese Apfelwoche nicht torpedieren. «Ich möchte den Pausenapfel auf eine breitere Ebene stellen. Auf nationaler Ebene kann der Obstkonsum nachhaltiger gefördert werden.»

Erwin Huber, Präsident des Thurgauer Obstverbandes, begrüsst Lohrs Vorstoss. Die Schüler könnten ihre Eltern anregen, zu Hause mehr Obst anzubieten. Allerdings müssten die Früchte aus der Schweiz sein. Auch über die Form der Abgabe müsste man diskutieren. Er kann Gallikers Bedenken gegen eine kostenlose Verteilung nachvollziehen. «Wird etwas selbstverständlich, verliert es an Wertschätzung.» Urs Müller, Obstbauberater am BBZ Arenenberg, sagt, Lohrs Vorstoss bestätige, dass der Thurgau auf dem rechten Weg sei. Die Schulen seien sehr an der Apfelwoche interessiert. Als Vorteil nennt Müller, dass viele Schulen die Gelegenheit nutzten, in dieser Woche das Thema Apfel zu behandeln. «Es ist grossartig, mit welchen Ideen die Lehrer das Thema im Unterricht umsetzen.»