Geballter Protest aus dem Osten

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt erhält dicke Post aus dem Thurgau. Kanton und Gemeinden lehnen den Ausbau der Piste 28 ab. Die Schutzverbände wollen die Bevölkerung mobilisieren.

Marc Haltiner
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Frauenfeld. Der Präsident des Bürgerprotests Hinterthurgau ist noch immer des Lobes voll. Mit seinem Vorgehen habe der Regierungsrat und vor allem Baudirektor Jakob Stark bewiesen, dass er sich vehement gegen zu viel Fluglärm im Osten einsetzen wolle, sagt Josef Imhof. Der Regierungsrat hatte vor einem Monat die Bevölkerung aufgerufen, zum Objektblatt des Sachplans Infrastruktur Luftfahrt (SIL) Stellung zu nehmen.

Das Blatt entspricht in etwa einem Richtplan und enthält die wichtigsten Planungsgrundsätze für den zukünftigen Flugbetrieb in Zürich. Und das mit folgenschweren Vorentscheiden für den Thurgau, wie Imhof und Marco Sacchetti, der Generalsekretär des Departements für Bau und Umwelt, unterstreichen. Verbände und Kanton befürchten, dass die Zahl der Anflüge über dem Osten um mindestens 20 Prozent steigen wird, falls tatsächlich die sogenannte «Variante J optimiert» umgesetzt würde. Sie sieht einen Ausbau der Pisten 28 und 14 vor, um mehr Ostanflüge zu ermöglichen.

Zeitlich sollen diese nicht nur in Randstunden möglich sein. Neu sollen Ostanflüge auch zwischen 10 und 16 Uhr erfolgen können. «Das würde eine massive Ausdehnung des Fluglärms bedeuten», sagt SVP-Kantonsrat Kurt Baumann, der Gemeindeammann von Sirnach.

Widerstand organisiert

Entsprechend intensiv laufen denn auch die Vorbereitungen, um die für den Thurgau gefährliche Variante J zu stoppen, wie alle Beteiligten bestätigen.

Laut Baumann wird nicht nur die Region Ost, der Zusammenschluss von Gemeinden östlich des Flughafens, gegen das SIL-Objektblatt Stellung beziehen. Auch die Regionalplanungsgruppe Wil wird ihre Bedenken kundtun, ebenso etliche Gemeinden.

Der Gemeinderat von Sirnach etwa will laut Baumann an die Bevölkerung appellieren, mit Hilfe der laufenden Postkartenaktion (siehe Box) Protest anzumelden. 135 000 solcher Karten wurden laut Imhof gedruckt, und die Aktion trägt erste Früchte.

Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) gingen über 700 Einwände gegen das Objektblatt ein. Bazl-Chef Peter Müller erwartet gar über 1000 Stellungnahmen.

Nachtruhe nicht reduzieren

Äussern wird sich auch die Thurgauer Regierung, wie Sacchetti ankündigt. Er bereitet die Stellungnahme vor, die mit neuen Argumenten aufwarten werde. «Wir haben gewichtige Gründe gegen die Belastung des Ostens.» Der Thurgau habe seine Bedenken zudem mit dem Kanton St. Gallen abgesprochen.

Laut Sacchetti pocht der Kanton darauf, dass die Flüge gleichmässig auf die Regionen verteilt werden und die Nachtruhe nicht um eine Stunde reduziert wird. Baumann führt noch einen anderen Grund gegen das SIL-Objektblatt an: Da die Schweiz weiter mit Deutschland verhandle, sei es unsinnig, das Flugregime für Zürich bereits festzulegen. «Wir schränken unseren Spielraum viel zu früh ein.»