Das Konzert des Oratorienchors vom Sonntagabend in der evangelischen Stadtkirche war ein voller Erfolg. Der ambitionierte Laienchor unter der Leitung von Dirigent Christian Dillig sang unter anderem «Stabat Mater» von Gioachino Rossini.
Anderthalb Stunden musikalische Kurzweil und geistige Bereicherung: Was kann man mehr wollen am Ende einer strengen Arbeitswoche? Nun, der in Sachen Singfreude und Stimmhaftigkeit glänzend aufgelegte Frauenfelder Oratorienchor gab unter der musikalischen Leitung von Christian Dillig genau dies der zahlreich aufmarschierten Zuhörerschaft. Kam hinzu, dass mit der Camerata Schweiz ein Orchester verpflichtet worden war, dass den Chor zu jeder Zeit stimmungsvoll unterstützte. Und auch die vier Gesangssolisten Mélanie Adami (Sopran), Susanne Gritschneder (Mezzosopran), Joaquín Asiáin (Tenor) und Clemens Morgenthaler (Bass) fügten sich wie besonders schön glänzende Mosaiksteinchen wunderschön in ein grosses, opulentes Klanggemälde ein. Herz, was willst du mehr?
Zuerst erklang der 95. Psalm («Lasst uns anbeten») von Felix Mendelsohn Bartholdy, der wie kaum ein zweiter Komponist im 19. Jahrhundert farbenfroh, klangreich und originell die alttestamentlichen Psalmen vertonte. Die Besonderheit des Werks ist, dass es keinen reinen Choral-Satz gibt. Orchester und Gesang durchdrangen sich denn auch unter Christian Dilligs Dirigat aufs Feinste, verstand er doch das Orchester im beglückenden Einklang mit den Singstimmen zu führen. Wunderschön auch, mit welch klaren und frischen Stimmen Adami und Gritschneder das Sopran-Duett im dritten Satz gestalteten. Unmittelbar in einer Oper fand man sich nach den ersten gewaltigen Klängen von Gioachino Rossinis «Stabat Mater» wieder. Dramatik pur, Seufzer im Orchester und dunkle, abwärtsweisende Akzente zogen die Zuhörerschaft von Beginn an in ihren Bann, nur um dann in den nächsten beiden Sätzen ins Heitere, fast Unbeschwerte zu kippen. Dazu kam eine gesangliche Leichtigkeit, mit der Chor und Solisten die Konzertbesucher gleichermassen beglückten. Besonders gelang der opernhafteste Teil, der achte Satz «Inflammatus et accensus», bei dem das Jüngste Gericht höchst dramatisch heraufbeschworen wurde. Die Solisten bewiesen alle ihre Klasse. Kurzum: Es war ein von A bis Z schöner Konzertabend. Dies sah auch das Publikum so, welches den Aufführenden einen ebenso langen, wie verdienten Applaus spendete. (art)