Tauschen statt wegwerfen: Mit dem «Walk-in-closet» wollen die Initianten auf die negativen Folgen des Kleiderkonsums aufmerksam machen. Der Anlass fand zum zweiten Mal im «Dreiegg» statt.
Wild durchmischt hängen verschiedenste Kleidungsstücke an den Ständern. Hier Pullover, dort bunte Shirts. Sogar kurze und lange Abendkleider findet man auf den Kleiderbügeln. Dieser Ort ist kein Kleidergeschäft, sondern das Kaffee- und Teehaus Dreiegg in Frauenfeld. Für den heutigen Anlass wurde es in eine kleine Modeboutique umgewandelt: den «Walk-in-closet». Dabei handelt es sich um eine öffentliche Kleidertauschbörse. Anstatt Kleidungsstücke einfach wegzuwerfen, tauscht man sie um.
Das Prinzip ist einfach: Maximal zehn schön erhaltene Kleider, die selbst nicht mehr angezogen werden, können am Tag der Veranstaltung abgegeben werden. Diese werden kurz geprüft, bevor sie die Helfer sortieren und an die verschiedenen Kleiderständer aufhängen. Für fünf Franken Eintritt darf dann jeder Besucher wieder maximal zehn Stücke mit nach Hause nehmen.
Mütter und Töchter, eine Gruppe Freundinnen und einzelne Interessierte stöbern durch die Kleider. Eine junge Frau hat für sich einen lustigen Einteiler gefunden, den sie ihren Kolleginnen direkt zeigen muss. Auf einem kleinen Podest wurden zwei Garderoben mit Spiegeln eingerichtet, Mädchen probieren die viel zu grossen Abendkleider. Immer wieder kann man im «Dreiegg» Runden drehen, denn ständig werden neue Kleider dazu gehängt. Etwa zehn Freiwillige nehmen die Stücke entgegen, hängen sie auf und informieren die Besucher, wie alles funktioniert. An der Bar gibt es Getränke und Snacks.
«Die Idee des ‹Walk-in-closet› entstammt einem Praxisprojekt im Rahmen des Studiums von Jennifer Perez im Jahr 2011», sagt Nadia Riesen, Veranstalterin des diesjährigen «Walk-in-closet» in Frauenfeld. Durch das grosse Interesse sei der Event gewachsen, heute finden überall in der Schweiz Kleidertauschbörsen des Vereins «Walk-in-closet» statt. Den Anlass organisiere man hier nun zum zweiten Mal, sagt Nadia Riesen. Doch heute sei es eher ruhig, aufgrund des Wetters und der Frühlingsferien. «Das Interesse ist aber vorhanden.»
Auf die Idee, die Kleidertauschbörse nach Frauenfeld zu bringen, kam Riesen bei einem Besuch eines «Walk-in-closet» in Winterthur. Sie schloss sich dem Verein an und informierte sich bei den zuständigen Personen über die Möglichkeiten in Frauenfeld. Im November 2016 fand dann der erste «Walk-in-closet» in der Kantonshauptstadt statt.
Der Verein «Walk-in-closet» wolle mit den Kleidertauschbörsen den Besuchern die globalen Folgen des Kleiderkonsums bewusst machen, heisst es auf seiner Internetseite. Auch im «Dreiegg» liegen Flyer mit Erklärungen hierzu auf. Jährlich werden in der Schweiz 90000 Kleider verkauft, 46000 in gutem Zustand wieder eingesammelt. Diejenigen Kleider, die beim «Walk-in-closet» abgegeben werden, gehen in erster Linie an interessierte Besucher der Kleidertauschbörse. Übrig bleibende Stücke werden schliesslich an wohltätige Organisationen gespendet. In vergangenem Herbst seien die Kleider an die NGO «Licht im Osten» gegangen, weiss Nadia Riesen. In diesem Jahr werde hingegen noch eine Organisation gesucht.
Auch für nächsten Herbst zieht sie in Erwägung, die Kleidertauschbörse ein weiteres Mal zu veranstalten. «Die Möglichkeiten müssen aber noch geprüft werden», sagt sie. Im Herbst sei der Anlass jedoch wetterbedingt meist besser besucht.