FRAUENFELD: Cheibe süffig

Zu «keiner grossen Feier» lud Bierpionier Martin Wartmann am Dienstagabend ein. Er feierte im Brauhaus seinen Siebzigsten. Viele langjährige Wegbegleiter kamen, erzählten von Sitzungen mit lauwarmem Bier und Studienreisen durch Bayern.

Mathias Frei
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Geburtstagskind mit besserer Hälfte: Martin und Edith Wartmann freuen sich über die zahlreichen Gäste (Bild: Mathias Frei)

Geburtstagskind mit besserer Hälfte: Martin und Edith Wartmann freuen sich über die zahlreichen Gäste (Bild: Mathias Frei)

Mathias Frei

mathias.frei@thurgauerzeitung.ch

Er habe keine Zeit, um auf den Golfplatz zu gehen, sagte Martin Wartmann einmal. Nun ist der Frauenfelder Bierunternehmer 70 Jahre alt geworden und hat mit der Familie sowie vielen Freunden kurz innegehalten. Die Arbeit steht einen Abend lang hintenan.

Einer der Gratulanten ist alt Bäckermeister Werner Schiess. «Er hat einen trockenen Humor, deshalb ist sein Bier süffiger», stellt Schiess fest, der Wartman schon seit der Kindheit kennt. Ebenfalls ein alter Bekannter ist alt Ständerat Philipp Stähelin: «Ich kannte Martin schon, da lag sein erstes Bier noch vor ihm.» Später, als Wartmann das Ittinger Klosterbräu entwickelte, ging der damalige Kartause-Ittingen-Stiftungsrat Stähelin mit auf eine Bier-Studienreise durch bayrische Klöster. «Drei Tage reichten», meint Stähelin schmunzelnd. Viel Lob hat Motocross-Veranstalter Willy Läderach für Wartmann übrig: «Er ist eine grosse Unternehmerpersönlichkeit. Denn er hält seit Jahrzehnten die Ostschweizer Bierkultur hoch.» Zudem ist Wartmann Götti von Läderachs Sohn. Gemeinderat Robert Zahnd und Wartmann waren früher in derselben Fraktion. «Wir waren meistens gleicher Meinung, eben gut bürgerlich.» Zahnd bezeichnet sich als klassischen Biertrinker. Er mag am liebsten das helle «Huusbier».

Ehefrau, Töchter und Enkelkinder feiern mit

Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau. Dieser Meinung ist Edith Wartmann. Sie ist seit 39 Jahren mit dem Geburtstagskind verheiratet. «Ich habe es nie bereut», sagt sie und strahlt. Sie haben vier erwachsene Töchter und sind zweifache Grosseltern. Von einer Art Vater-Sohn-Beziehung, die im Geschäftlichen begonnen hat, spricht Stefan Mühlemann. Er ist Brauhaus-Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrats. Vor 20 Jahren hätten sie sich in Zürich kennen gelernt, vor acht Jahren kam er ins Brauhaus und habe von Wartmann viel lernen können. «Mittlerweile treffen wir uns alle zwei Wochen auf Kaffee oder Bier zum Philosophieren.»

Auch TZ-Chefredaktor David Angst hat zum Geburtstag gratuliert. «Vor Martin Wartmann war das Bierbrauen langweilig», sagt er und prostet alt Stadtammann Carlo Parolari zu. «Ich habe das ‹Huusbier› am liebsten», sagt er. Das Schneeflöcklibier schmecke ihm ebenfalls gut. «Während meiner Stadtammann-Zeit standen wir per Mail in regelmässigem konstruktiv-kritischen Austausch.» Am Nebentisch steht Tierarzt Walter Fürer. Für ihn ist in diesem Fall die Diagnose eindeutig: «Wunderbares Bier!» Wundern tut das eigentlich niemanden. Denn Martin Wartmann arbeitet schon seit 50 Jahren mit Bier. Was er in Angriff nimmt, wird zum Erfolg. Jüngstes Beispiel ist die Pilgrim-Brauerei mit ihren High-End-Bieren im Kloster Fischingen.

Eine andere Erfolgsgeschichte ist das Brauhaus. Vor 30 Jahren hiess es noch Back&Brau, und das Gebäude war eine Baustelle. Zuständiger Architekt war damals Hans Bissegger. «Im November 1987 konnten wir eröffnen. Es war eine lustige Zeit damals», bilanziert er in der Rückschau. Nach den Bausitzungen habe man jeweils noch gezwickelt. «Aber es gab nur lauwarmes Bier zu trinken.»

Besser temperiert trinkt Getränkehändler Stefan Hahn seinen Gerstensaft. «Am liebsten Ittinger Klosterbräu. Denn dieses Bier hat mich nachhaltig geprägt und fasziniert mich noch heute», sagt der ausgebildete Bier-Sommelier.