Erste Frau an der Spitze der Gemeinnützigen Diverse Bücher habe sie sich gekauft und der Familie wieder Vorrang versprochen, sagte Vreni Kölbener-Zuberbühler noch im Juni.
Diverse Bücher habe sie sich gekauft und der Familie wieder Vorrang versprochen, sagte Vreni Kölbener-Zuberbühler noch im Juni. Damals waren die rund 50 Anlässen, an denen sie als Grossratspräsidentin den Kanton Appenzell Innerrhoden neben den Sessionsvorbereitungen in ihrem Amtsjahr zu vertreten hatte, vorbei. Sie stieg turnusgemäss vom Präsidentenstuhl herunter und nahm wieder bei den «gewöhnlichen» Parlamentsmitgliedern Platz. Als Parteilose politisiert sie für die eine Minderheit darstellende Arbeitnehmervereinigung und hat sich vor dem Präsidium vor allem mit ihrem hartnäckigen und erfolgreichen Einsatz für die Integration von Ausländern einen Namen gemacht.
Ein halbes Jahr später übernimmt sie wieder ein prestigeträchtiges, wenn auch weniger im Rampenlicht stehendes Präsidialamt – als erste Frau überhaupt – in der fast 180jährigen Geschichte der AGG, der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft. Am Samstag wurde sie von der Vereinsversammlung ohne Gegenstimme als Nachfolgerin von Hans Bischof gewählt.
Die 47jährige Vreni Kölbener ist im ausserrhodischen Heiden aufgewachsen und lebt mit ihrem Mann und drei Teenagern seit 1987 im Innerrhoder Bezirk Steinegg. Sie ist schon von der Herkunft und von der Vernetzung in beiden Appenzell her bestens geeignet, eine der wenigen kantonsübergreifenden Vereine zu leiten. Dies ganz abgesehen von den Kontakten, die im Präsidialjahr des Grossen Rates dazugekommen sind.
Die AGG ist im Appenzellerland eine unbestrittene und ehrwürdige Institution. Bereits 1832 wurde sie von Ausserrhodern gegründet, 1873 fand Innerrhoden Aufnahme. Wer in den beiden Kantonen Rang und Namen hat oder einen solchen erwerben will, ist eingeschriebenes Mitglied. Aber auch viele heimatverbundene und geschichtsinteressierte einfache Ausserrhoder und Innerrhoder beiderlei Geschlechts sind dabei. Viele schätzen vor allem auch die Appenzellischen Jahrbücher mit ihren Vertiefungsthemen (aktuell über die religiöse Landschaft Appenzell) und beliebten Chroniken, die im Jahresbeitrag inbegriffen sind. Dazu kommen über 200 Heimwehappenzeller im In- und teils sogar im Ausland. Insgesamt sind es weit über 1700 Mitglieder.
«Förderung der Volkswohlfahrt» heisst das statutarische Ziel, das schon in den Gründungsakten erscheint. Es geht dabei vor allem um Vergabungen im sozialen und kulturellen Bereich. So hat die AGG das Patronat über verschiedene Heime und Arbeitsstätten für Menschen mit körperlichen oder psychischen Behinderungen. Hinzu kommt als jüngstes Kind auch das Zentrum für Appenzeller Volksmusik in Gonten oder auch die doch eher exotische Mineraliensammlung. An einzelne Projekte, die dem Stiftungszweck nahekommen, werden überdies Fördermittel ausgerichtet – über 140 000 Franken im letzten Jahr. Die AGG kann dabei trotz negativen Jahresergebnissen (noch) aus dem Vollen schöpfen, verfügt sie doch über ein Vermögen von über 1,5 Mio. Franken.
Vreni Kölbener ist sich bewusst, dass das auch eine grosse Verantwortung beinhaltet. Kölbener ist nebst dem Grossratsmandat zu 50 Prozent als Schulinspektorin im kantonalen Erziehungsdepartement tätig und will verstärkt mit klaren Zuordnungen im Vorstand der AGG führen. Dass ihr mit ihrem charmanten Brückenbauertalent, ihrem Humor, ihrer breiten Erfahrung und grossen Einsatzbereitschaft vieles gelingen wird, bezweifelt eigentlich niemand. Sie ist gewillt, die etwas betuliche Institution nicht einfach zu verwalten, sondern weiterzubringen und – wo sinnvoll – auch Zöpfe abzuschneiden.
Hanspeter Strebel