Eine Strecke, zwei Strassen

WEINFELDEN. Neues Kartenmaterial ermöglicht einen besseren Vergleich zwischen der Bodensee-Thurtal-Strasse und der Strasse, wie sie die Thurgauer Umweltverbände vorschlagen.

Marina Winder
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Das Komitee «Ja zu BTS+OLS» hat ein Planungsbüro damit beauftragt, in einem Plan die Linienführung der BTS und den Vorschlag der Umweltverbände einzuzeichnen. So lassen sich die beiden Streckenführungen besser miteinander vergleichen. Für die Skizze der Verbandsvariante nutzte das Planungsbüro die Angaben auf der Webseite des gegnerischen Komitees.

Die beiden Komitees scheinen sich einig darin zu sein, dass es Massnahmen zur Verkehrsführung zwischen Arbon und Bonau braucht. Ihre Lösungen für das Verkehrsproblem im Thurtal gehen aber weit auseinander. Zur Abstimmung kommt am 23. September nur der Netzbeschluss zur BTS und OLS. Über den Verbandsvorschlag kann vorerst nicht abgestimmt werden.

Die BTS und die vorgeschlagene Strasse der Umweltverbände sind praktisch gleich lang:

• Die BTS ist 32,4 Kilometer lang und verbindet Arbon mit Bonau.

• Die Verbandsvariante ist 32,5 Kilometer lang, verbindet ebenfalls Arbon mit Bonau, allerdings nutzt sie dafür bestehende Strassen und lokale Umfahrungen.

Auf der BTS darf schneller gefahren werden:

• Für die gesamte BTS liegt die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 100 km/h.

• Bei der Verbandsvariante ist grundsätzlich eine Geschwindigkeit von 80 km/h vorgesehen. Nur in Riedt ist das Tempo über 500 Meter auf 50 km/h beschränkt und in Weinfelden über 3,8 Kilometer auf 60 km/h.

BTS-Befürworter kritisieren Querschnitt und Verkehrstrennung bei der Verbandsvariante:

• Bei der BTS verläuft der Schnellverkehr auf der ganzen Strecke getrennt vom Langsamverkehr. Gegner kritisieren, die breite Strasse würde zum Rasen verleiten.

• Die Verbände sehen links und rechts der Hauptverkehrsstrasse Fahrspuren für den Langsamverkehr vor. Sie werden durch Grünstreifen von der Strasse getrennt. Die BTS-Befürworter kritisieren, dass die Fahrspuren für den Langsamverkehr auch als Pannenstreifen und bei Ein- und Ausfahrten als Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen für die Autofahrer dienen. Das heisst, wenn Autofahrer die Hauptstrasse verlassen wollen, müssen sie mancherorts die Spur für den Langsamverkehr queren. «Solche Konstrukte bauen weder Bund noch Kanton», sagt dazu Armin Eugster, Präsident des Ja-Komitees.

Weiter stört die BTS-Befürworter an der Verbandsvariante, dass auf Innerortsstrecken zum Teil Mischverkehr bestehen bleibt. Diese Unstetigkeit in der Linienführung würde die Sicherheit gefährden. Ihrer Meinung nach müssten zudem die Fahrspuren für den Langsamverkehr breiter berechnet werden, um dort Kreuzungen und Überholmanöver von Traktoren und Velofahrern zu ermöglichen. Dem widerspricht Toni Kappeler, Präsident des gegnerischen Komitees: Die Fahrspuren seien beidseitig der Hauptstrasse als Einbahnen geführt, die eingesetzten Zahlen entsprächen den schweizerischen Strassenbaunormen.

Auch bei der vorgesehenen Anzahl Anschlüsse unterscheiden sich die beiden Varianten:

• Die BTS rechnet mit neun Voll- und drei Halbanschlüssen. Gegner kritisieren die teilweise weiten Distanzen, die Autofahrer zurücklegen müssen, um zur nächsten Auffahrt auf die BTS zu gelangen. Ihrer Meinung nach wäre es wichtig, dass die neue Strasse möglichst schnell den dispersen Verkehr aufnimmt und fortbringt.

• Die Verbandsvariante sieht deshalb insgesamt 26 Anschlüsse vor: sechs Vollanschlüsse, 13 Halbanschlüsse, vier T-Kreuzungen, ein Dreiviertelanschluss und zwei Kreisel. BTS-Befürworter kritisieren diese Knotenpunkte. Sie würden massiv die Sicherheit und auch die Leistungsfähigkeit der Strasse beeinträchtigen.

Der Landverbrauch ist wohl einer der grössten Kritikpunkte der Gegner an der BTS.

• Versiegelte Flächen und nichtversiegelte Böschungsbereiche mit einberechnet beansprucht die BTS 75,8 Hektaren Land. «Sie zerschneidet bestes Landwirtschaftsland und damit bäuerliche Existenzen», sagt Kappeler.

• Die Verbandsvariante benötigt gemäss kantonalem Tiefbauamt 43,5 Hektaren Land. Dem widerspricht Kappeler heftig: «Wir brauchen etwa einen Drittel so viel Land wie die BTS, vermutlich sogar noch weniger.»

Während die BTS mehr Land verbraucht, nehmen die Umweltverbände den Abbruch von Häusern in Kauf:

• Das betreffe nicht mehr als zehn Häuser, sagt Toni Kappeler. BTS-Befürworter sehen das anders: Sie kommen auf bis zu 40 Liegenschaften, die der Strasse weichen müssten.

Bild: MARINA WINDER

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