Die Stimmberechtigten gewähren dem Sirnacher Gemeinderat nicht, wie beantragt, 190 000 Franken für die Planung eines neugestalteten Gemeindehausplatzes, sondern erst mal 70 000 Franken. Sie fanden den Kreditantrag zu hoch.
SIRNACH. Der Gemeinderat von Sirnach möchte ein schönes Dorfzentrum. Die «Brückenwaage» aber, an der Ecke Frauenfelder-/Wilerstrasse neben dem Gemeindehaus gelegen, macht schon nicht mehr viel her: Das leer stehende, im 18. Jahrhundert erbaute Gebäude, welches die Gemeinde für 335 000 Franken von einer Erbengemeinschaft erworben hat, ist für das Dorf zwar historisch von Bedeutung, aber auch in einem vernachlässigten Zustand, wahrscheinlich baufällig. Aus diesem Grund legte die Behörde den Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung vom Mittwochabend einen Planungskredit über 190 000 Franken für die Neugestaltung des Dorfzentrums vor.
Kritik am Vorhaben an sich gab es von den 116 Stimmberechtigten keine. Nicht einverstanden waren sie aber mit der Höhe des Kreditantrags. So meinte Paul Brunschwiler, dass das Verhältnis von Kaufpreis (335 000 Franken) und Planungskredit (190 000 Franken) nicht stimme, der Kredit zu hoch sei. «Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.» Ausserdem machte er auf den emotionalen Wert, den die «Brückenwaage» für viele Sirnacher habe, aufmerksam. Er habe als Bub seinen ersten Most im ehemaligen Restaurant getrunken. Unterstützung erhielt er von einem Stimmberechtigten, der die 190 000 Franken ebenfalls als zu hoch einstufte, «vor allem, wenn man weiss, wie es im Innern aussieht». Die «Brückenwaage» sei ein Abbruchobjekt. Ein anderer Stimmberechtigter schlug vor, den Planungsprozess nicht von einem Experten moderieren zu lassen, sondern die Bevölkerung in Arbeitsgruppen mitarbeiten zu lassen. Dies käme billiger.
Gemeindeammann Kurt Baumann, der den Ortskern mit Gemeindehausplatz auch schon als Visitenkarte für das Dorf bezeichnet hatte, verteidigte die Höhe des Kredits. Er wies darauf hin, dass ein Architekten-Fachrat dem Gemeinderat empfohlen hatte, einen Studienauftrag durchführen zu lassen, was um die 200 000 Franken koste. Ausserdem sei die Planung ja nicht auf die «Brückenwaage» beschränkt, sondern auf die Neugestaltung des Gemeindehausplatzes ausgerichtet. So müsse beispielsweise geklärt werden, ob vor dem Gemeindehaus weiter parkiert werden dürfe oder eine Tiefgarage sinnvoll sei. 190 000 Franken seien gerechtfertigt für eine seriöse Planung, sagte Baumann, «das sind wir unserem Dorf schuldig».
Trotz Baumanns Worten stellte Brunschwiler den Antrag für einen Kredit über 70 000 Franken, wobei nicht der gesamte Planungsprozess bis zum Bauprojekt durchzuführen sei, sondern erstmals Vorschläge für die vorgesehenen Varianten – Abbruch der «Brückenwaage» und Schaffung eines Frei-/Grünraums, Umnutzung des Gebäudes, Neubau – auszuarbeiten und diese dann der Bevölkerung vorzustellen seien. Das Verdikt der Stimmberechtigten war eindeutig. Während 39 dem Behörden-Antrag zustimmten, genehmigten 68 denjenigen von Brunschwiler.
Klar Ja sagten die Stimmberechtigten auch zur Jahresrechnung 2011. Diese schliesst mit einer Besserstellung gegenüber dem Budget von 434 000 Franken, statt des erwarteten Aufwandüberschusses von 178 000 Franken mit einem Ertragsüberschuss von 256 000 Franken. Gründe dafür sind Mehreinnahmen bei den Steuern. So liegen sie bei den natürlichen Personen um 118 000 Franken über Budget, bei den juristischen Personen um 88 000 Franken, bei den Grundstückgewinnsteuern um 195 000 Franken. Ebenfalls angenommen, mit Ja-Stimmen zwischen 78 und 94, wurden sechs Einbürgerungsgesuche mit 14 Personen.