Dozwiler kreiert Pokal

Der FC Basel gewinnt zum siebtenmal in Folge die Schweizer Fussballmeisterschaft. Reine Routine also? Keineswegs. Der neue imposante Pokal wurde von Silberschmied Werner Schlattinger und seinem Team entworfen. Helio Hickl (Text und Fotos) kennt die Hintergründe.

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Werner Schlattinger (Mitte) feiert die Fertigstellung des Pokals mit seiner Familie, Mitarbeitern, Meister-Silber-Geschäftsleiter Samuel Ryser und Inhaber Adrian Meister (links).

Werner Schlattinger (Mitte) feiert die Fertigstellung des Pokals mit seiner Familie, Mitarbeitern, Meister-Silber-Geschäftsleiter Samuel Ryser und Inhaber Adrian Meister (links).

DOZWIL/ZÜRICH. Im Lauf ihrer Geschichte hat die Basler Mannschaft die umkämpfte Trophäe bereits zehn Mal erhalten. Zum Abschluss der Saison 2014/15 wurde ihr der Meisterpokal in der höchsten Schweizer Liga zum sechsten Mal in Serie verliehen. Daraufhin durfte sie die 30jährige Trophäe für immer behalten.

Seit 20 Jahren in Dozwil

Deshalb trat die Swiss Football League, verantwortlich für die Organisation und Förderung des professionellen Fussballs in der Schweiz und damit auch für den Meisterschaftspokal zuständig, an das Traditionsunternehmen Meister-Silber in Zürich heran mit dem Auftrag, den neuen Pokal für die künftigen Fussballmeister zu kreieren und zu fertigen. Voraussetzungen waren eine um ein Drittel grössere Trophäe, edel in vergoldetem Silber verarbeitet, und der Wunsch nach einem modernen, jedoch nicht abgehobenen Design. Der Auftrag ist für den Betrieb ein Prestige-Projekt. Aber auch eine grosse Herausforderung für Atelierleiter und Silberschmied-Meister Werner Schlattinger und sein Team. «Zunächst galt es, einen stimmigen Entwurf zu präsentieren, der sowohl den Erwartungen entsprach als auch dem Zeitplan entsprechend erfüllt werden konnte», sagt der gebürtige Tiroler. Seit 20 Jahren lebt Schlattinger mit seiner Frau Daniela und seinen neun Kindern in Dozwil.

In der Schweiz gibt es nur wenige Betriebe, welche anspruchsvolle Silberschmied-Verarbeitungstechniken beherrschen. Im Meister-Silber-Atelier, Wand an Wand mit dem neu umgebauten FIFA-Museum beim Zürcher Bahnhof Enge gelegen, liess man sich von solchen Ansprüchen nicht aus der Ruhe bringen.

Von zunächst mehreren angefertigten Skizzen kamen schliesslich drei Entwürfe in die engere Auswahl und wurden als Kundendarstellung ausgearbeitet.

900 Stunden Handarbeit

Schlattingers Konzept entsprach schlussendlich den Zielvorstellungen nach Grösse, modernem Design und der dennoch klassisch aufstrebenden Form am allerbesten. Die Ausführung musste dann innert dreier Monate realisiert werden, was bei der Arbeitsteilung auch den drei Silberschmieden und vier Silberschmiedinnen seines Teams viel abverlangte. Weit über 900 Stunden Arbeitszeit bei aufwendiger Handarbeit und etliche Nachtschichten waren nötig, um das Projekt zu realisieren. In aufwendiger Handarbeit wurden die 13 Kilo 925er-Sterlingsilber in die richtige Form gebracht, geschliffen, poliert, ziseliert, vergoldet und mit den Handgravuren versehen. Begleitet wurden die komplexen Arbeitsschritte von Roger Müller, der bei der Swiss Football League für das Pokal-Projekt verantwortlich war. Bei seinen Werkstatt-Besuchen konnte er sich von der Entstehung der Trophäe bis zu deren Vollendung ganz auf das Silberschmied-Team verlassen. «Der neue Pokal ist ein Meisterwerk. Er hat das Zeug dazu, ein weithin bekanntes Symbol für den Schweizer Profi-Fussball zu werden», zeigte er sich am Ende überzeugt.

Wog der bisherige Pokal, der nun im FCB-Museum zu sehen ist, lediglich drei Kilogramm, ist der neue nicht nur um ein Drittel grösser, sondern auch um einiges schwerer ausgefallen. Neben dem Eigengewicht von 13 kg könnten auch noch zehn Magnum-Flaschen Champagner, also 15 Liter, Platz darin finden. Vielleicht können wir es ja live im Fernsehen mitverfolgen, wie die Basler Spieler im Freudentaumel damit umzugehen verstehen.

Seit der Fertigstellung des neuen Pokals – in Zukunft wohl begehrt und umkämpft – hat dieser bereits eine heimliche Triumphfahrt hinter sich. Bei der Award Night der Swiss Football League wurde er Anfang Februar im Luzerner KKL enthüllt und vorgestellt. Bestaunt und ausgestellt war er auch im Meister-Silber-Hauptgeschäft an der Augustinergasse in Zürich.

Meisterstück wird gefeiert

Vor allem aber erfreute das Meister-Stück bei einer ausgiebigen internen Atelier-Feier mit allen zuvor Beteiligten und Verantwortlichen: dem erleichterten Team, der Geschäftsleitung, Freunden und Angehörigen, die sich nun alle zu den Gewinnern zählen dürfen. Zuletzt zeigte Hauptsponsor Raiffeisen das umkämpfte Objekt auf seiner Roadshow in mehreren Schweizer Städten.

Nicht nur in der Schweiz ist Werner Schlattinger mit seiner Sachkenntnis in den höchsten Fussballkreisen gefragt. Vor einigen Tagen wurde er nach München eingeladen. Dort wurde er gebeten, die Deutsche Meisterschaftsschale für den amtierenden Fussballmeister, den Rekordmeister FC Bayern München, von Hand zu gravieren. Die erfolgreichen Deutschen dürfen sich an der Trophäe bereits zum vierten Mal in Folge erfreuen.