Die Thurgauer Wirtschaft wird im grossen und ganzen mit genügend Krediten versorgt. Die Gastronomiebranche fühlt sich hingegen von den Banken benachteiligt. So lautete der Tenor am vierten Thurgauer Gewerbeforum.
weinfelden. Über 200 Führungsleute aus Wirtschaft und Politik nahmen am Forum teil. Die vom Thurgauer Gewerbeverband (TGV) ausgerichtete Veranstaltung ging der Frage nach, wie sich die Kreditvergabe an Unternehmen entwickelt. Obwohl die Verunsicherung wegen der Finanzkrise gross sei, wandte sich TGV-Präsident Peter Schütz eingangs gegen pauschale Rezessionsängste. Dennoch gelte es, über die aktuelle Situation nachzudenken.
Vertreter der Thurgauer Kantonalbank (TKB), des marktführenden Instituts im Thurgauer Firmenkreditgeschäft, beruhigten. Heinz Huber, Leiter des Marktbereichs Firmenkunden, beobachtet eine konstante Kreditnachfrage und steigende Ausleihungen. Die TKB habe zwar in jüngster Zeit von erheblichen Geldzuflüssen profitiert, doch meist würden diese Gelder nur kurzfristig angelegt. Deshalb sei es für die Bank nicht einfach, längerfristige Kredite damit zu refinanzieren.
Trotz des Rückgangs der Unternehmenskredite hätten die Banken die Schweizer Wirtschaft immer mit genügend finanziellen Mitteln versorgt, berichtete Arthur Bürgi, Präsident der Ostschweizerischen Bürgschaftsgenossenschaft (OBTG). Die Nachfrage nach Bürgschaftskrediten habe seit der Neuorganisation vor einem guten Jahr zugenommen. Solche Kredite könnten jedoch nur eine gezielte Hilfe im Einzelfall sein, und trotz erhöhter Kreditlimite werde die OBTG ihre bisherige Kreditpolitik nicht ändern.
Nach dem ursprünglichen Schock bei der Einführung der Ratingsysteme seien diese heute eine akzeptierte, transparente Grösse im Kreditgeschäft geworden, stellte der OBTG-Präsident fest. Es herrsche «Courant normal», verkündete auch Stefan Bürgi, Leiter des Stabs Firmenkunden bei der TKB. Sie habe ihr 1998 eingeführtes Ratingsystem nicht verändert. Nach wie vor sei für die Kreditvergabe das Geschäftsmodell eines Unternehmens entscheidend.
Die kreditgebende Bank wolle genau über das Ziel, die Potenziale und die konkrete Umsetzung eines Geschäfts ins Bild gesetzt werden, betonte Claudio Annaheim, Leiter des Bereichs Firmenkunden der TKB-Niederlassung Weinfelden. Im einzureichenden Geschäftsplan müssten die Idee klar erkennbar sein, der Finanzierungsantrag klar formuliert werden. Im Bankgespräch schliesslich seien besonders die Qualifikation und der Werdegang des Unternehmers sowie dessen private Situation von Belang.
Allfällige negative Auswirkungen der Finanzmarktkrise und einer Wachstumsabschwächung würden sich laut Arthur Bürgi frühestens im zweiten Semester 2009 zeigen. Er äusserte Mühe mit den von den Medien täglich verbreiteten Katastrophenszenarien. Man sollte sich zuerst auf Fakten abstützen, bevor man mit dem Schwarzmalen beginne, so der Wirtschaftsprüfer und frühere Geschäftsführer des Kantonal-St. Gallischen Gewerbeverbandes.
Offen kritisiert wurde schliesslich die Zurückhaltung von Banken gegenüber Kreditgesuchen aus der Gastronomiebranche. Mit einer Ausnahme sei im Thurgau in den letzten 25 Jahren kein einziges Hotel gebaut worden, illustrierte Bernhard Bieri, Kassier von Gastro Thurgau. Hinzukomme die drohende Gefahr einer restriktiven Rauchergesetzgebung, die zu einer massiven Bereinigung in der Branche führen würde, befürchtet Bieri.