Der Wind fegt durch die Parteien

Der Kanton sieht das Potenzial der Windkraft auch im revidierten Richtplan. Ablehnend äussert sich die SVP, kritisch FDP und BDP. Die anderen Parteien stehen der Windenergie und den ausgeschiedenen Potenzialgebieten positiv gegenüber.

Kurt Peter
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Der Windmessmast im Gebiet Waldhof-Rüteli oberhalb von Thundorf. (Bild: Reto Martin)

Der Windmessmast im Gebiet Waldhof-Rüteli oberhalb von Thundorf. (Bild: Reto Martin)

Im Kapitel «Ver- und Entsorgung» des revidierten kantonalen Richtplanes sieht der Regierungsrat ein Potenzial zur Nutzung der Windenergie. Den Kleinwindanlagen steht der Kanton allerdings skeptisch gegenüber. «Aufgrund des geringen Potenzials und der oft fehlenden Wirtschaftlichkeit stehen Kleinwindanlagen im Kanton Thurgau nicht im Fokus», heisst es im Richtplantext.

Das Potenzial für Grosswindanlagen im Thurgau sei 2014 in einer Studie erhoben worden, heisst es weiter. Und: «10 bis 15 Prozent des heutigen Stromverbrauchs des Kantons könnten mit Windstrom gedeckt werden.» Das Ergebnis der Studie seien die acht ausgeschiedenen Standorte Salen-Reutenen, Thundorf, Eschlikon/Littenheid, Braunau/Wuppenau, Ottenberg, Rodebärg, Cholfirst sowie Bichelsee/Fischingen. Drei der acht Windpotenzialgebiete befinden sich ganz oder teilweise in BLN-Gebieten (Landschaftsschutzgebiete von nationaler Bedeutung).

«Potenzial der Windenergie ist gering»

Die Thurgauer SVP kann der Windenergie nichts abgewinnen. Sie stellt einen Rückweisungsantrag in der Vernehmlassung. «Wir sind der Meinung, dass das Thema im Thurgau noch nicht reif genug ist und nicht in den kantonalen Richtplan gehört», heisst es (Ausgabe vom 28. September). Deshalb sei Windenergie aus den Dokumenten zur Raumplanung zu streichen, so die SVP. Skeptisch zeigt sich ebenso die BDP in ihrer Vernehmlassung: «Die Einschränkung von Grosswindkraftanlagen exakt auf die ausgeschiedenen Gebiete ist aus Sicht der BDP nicht überall nachvollziehbar. Sicher gibt es Gebiete ausserhalb dieser Flächen, in welchen solche Anlagen wirtschaftlich betrieben könnten.» Auch die FDP ist wenig begeistert: «Das Potenzial der Windenergie ist gering und eine wirtschaftliche Nutzung ohne staatliche Förderung fraglich», schreibt die Partei. Die Anlagen seien mit den Erfordernissen des Landschaftsschutzes, Hauptziel des Richtplans, nicht zu vereinbaren. Der Planungsgrundsatz 4.2 Q sei zu überdenken. Darin heisst es: «Das Potenzial der lokal vorhandenen Windkraft ist vor allem mittels Grosswindanlagen zu erschliessen. Die Nutzung der Windkraft mittels Grosswindanlagen hat dabei in den acht Windpotenzialgebieten zu erfolgen, die auf der Übersichtskarte <Elektrizitätsproduktion aus erneuerbaren Energie> ausgeschieden sind.»

Wenige Anlagen an geeigneten Standorten

Die Grünen unterstützen die Nutzung der Windenergie. «Sie ist ein Standbein der erneuerbaren Energiezukunft. Wir befürworten insbesondere die Positivplanung mit der konkreten Bezeichnung der für die Windenergienutzung geeigneten Gebiete.» Die Grünen «möchten wenige Windanlagen an den geeigneten Standorten und nicht Windanlagen, welche über den ganzen Kanton verteilt sind.» Dabei sei dem Landschaftsschutz besondere Beachtung zu schenken. Die Grünen verlangen die Streichung der Windgebiete, die in BLN-Gebieten liegen. Dabei handelt es sich um die Standorte Cholfirst, Bichelsee/Fischingen und Rodäberg.

«Für einen Strommix ohne Kernenergie im Sinne der Energiewende und zum Ausstieg aus der Nukleartechnologie müssen wir die Möglichkeiten der erneuerbaren Energieerzeugung nutzen», heisst es von Seiten der CVP. Dazu brauche es alle möglichen erneuerbaren Energieträger. Die Windenergie könne 10 bis 15 Prozent des heutigen Stromverbrauchs abdecken. Deshalb begrüsse die CVP den Planungsgrundsatz 4.2 Q und die Ausscheidung konkreter Standorte im Richtplan. Leider lägen drei davon teilweise oder ganz innerhalb eines BLN-Gebietes. «Hier braucht es eine sorgfältige Interessenabwägung, welche zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen soll», heisst es.

Verantwortung für künftige Generationen

«Ich kann festhalten, dass wir Grünliberalen für Windenergie im Thurgau sind und damit hinter dem im Richtplan ausgesonderten Gebieten für Windparks stehen», nimmt Ueli Fisch, Co-Präsident der Partei, auf Anfrage Stellung.

Die GLP sei sich ihrer Verantwortung für künftige Generationen bewusst und befürwortete die Energiewende. «Die Projekte sind weiter zu verfolgen und dürfen nicht in den Anfängen erstickt werden.» Die Grünliberalen könnten nicht nachvollziehen, dass der Widerstand so massiv aufflamme, bevor ein konkretes Projekt ausgearbeitet sei.

EDU konzentriert sich auf Gebäudehüllen

Nicht konkret zum Thema Windenergie äussert sich die EDU. «Wir erachten im Bereich der Energie die Energetische Sanierung von Hunderten von Liegenschaften als riesiges Potenzial mit grosser Wirkung. Vor allem aber ist es sofort umsetzbar und kann kantonale wie regionale Gewerbe ansehnliche Summen generieren. Dies sollte vielmehr umgesetzt werden.»

Die SP Thurgau «begrüsst die Förderung erneuerbarer Energie, insbesondere die dezentralen Anlagen sowie das Ziel einer effizienteren Energienutzung». Damit sei die Meinung der Sozialdemokraten zum Kapitel «Versorgung» deutlich gemacht, erklärt Parteisekretär Julian Fitze auf Anfrage.