Der Sandbach fliesst wieder

ESCHLIKON. Lange Zeit war der Bach im Norden Eschlikons kaum mehr erkennbar. Verlandet und zugewachsen wurde der Sandbach seinem Namen unfreiwillig gerecht. Nun ist er renaturiert – nach kurzer Bauzeit und langer Administration.

Olaf Kühne
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Pro-Natura-Präsident Toni Kappeler, Gemeindeammann Robert Meyer, Umweltnaturwissenschafter Tobias Buser und Pro-Natura-Mitarbeiter Philipp Taxböck besichtigen den renaturierten Sandbach. (Bild: Olaf Kühne)

Pro-Natura-Präsident Toni Kappeler, Gemeindeammann Robert Meyer, Umweltnaturwissenschafter Tobias Buser und Pro-Natura-Mitarbeiter Philipp Taxböck besichtigen den renaturierten Sandbach. (Bild: Olaf Kühne)

Die Natur muss sich ihren Raum erst zurückerobern. Mitten im Schnee lässt sich immerhin erahnen, wie der Sandbach im Norden Eschlikons dereinst aussehen wird.

Das Konzept seiner Renaturierung ist schon vier Jahre alt, die eigentliche Umsetzung dauerte letztes Jahr nur wenige Wochen. Dazwischen lag viel Administratives, wie Gemeindeammann Robert Meyer an der gestrigen Besichtigung erklärte. Schliesslich gibt es Subventionen von Bund und Kanton nicht bloss für gute Worte.

Eschlikon bezahlt die Hälfte

97 000 Franken kostet das Projekt Renaturierung Sandbach unterm Strich. Rund die Hälfte davon bezahlt Eschlikon. Ein Betrag, den die Gemeinde für den Unterhalt des zugewachsenen und verlandeten Baches so oder so hätte aufwenden müssen, wie Meyer betont. Im Zuge der Konzepterarbeitung habe sich dann gezeigt, dass sich mit einer vollständigen Renaturierung zusätzlich Geldquellen auftun: Bund und Kanton beteiligen sich mit knapp der Hälfte.

Von einem weiteren Geldtopf erfuhr Meyer zufällig aus einer Fachzeitschrift für Gemeinden: Die Naturschutzorganisation Pro Natura kann sich ebenfalls für Bachrenaturierungen erwärmen. Meyer wandte sich an seinen Kantonsratskollegen Toni Kappeler, seines Zeichens Präsident von Pro Natura Thurgau. Weitere 4000 Franken flossen so in den Sandbach respektive in die Gemeindekasse. «Der Betrag ist nicht matchentscheidend», relativierte Kappeler gestern. Der Münchwiler liess es sich dennoch nicht nehmen, zusammen mit Philipp Taxböck von «Hallo Biber! Ostschweiz», ebenfalls ein Projekt von Pro Natura, zur Besichtigung des Baches zu erscheinen – und heftig für weitere Gewässerrenaturierungen die Werbetrommel zu rühren. «In der Schweiz sind Bäche über 4000 Kilometer eingedolt», sagte er. «Das ist ein immenser Verlust an Biodiversität und Landschaftsqualität.» Langsam finde ein Umdenken statt, wenn auch weniger wegen des Naturschutzes, sondern zugunsten des Hochwasserschutzes – aber immerhin. Doch nach wie vor stosse Pro Natura in vielen Gemeinden nicht auf offene Ohren.

Schneeschmelze überstanden

Die Feuertaufe hat der renaturierte Sandbach bereits bestanden. Tobias Buser, Umweltnaturwissenschafter bei der Frauenfelder Fröhlich Wasserbau AG, zeichnet für das Projekt verantwortlich und berichtete: «Bei der Schneeschmelze nach den Feiertagen hat sich der Bach bereits bewährt.» Obwohl sich das Bachbett noch nicht gesetzt habe, seien durch die Wassermassen keine Schäden entstanden.

Nun ist es an der Natur, der Renaturierung Leben einzuhauchen. Kappeler setzt auf den Südlichen Blaupfeil, eine Libellenart, als baldige Bewohnerin.