Judo, Karate und Kung-Fu sind – zumindest vom Namen her – fast allen Menschen in unseren Breitengraden ein Begriff. Aber Krav Maga? Schon der Name klingt wie aus einem mittelalterlichen Heldenepos: düster, stark und vernichtend.
Judo, Karate und Kung-Fu sind – zumindest vom Namen her – fast allen Menschen in unseren Breitengraden ein Begriff. Aber Krav Maga? Schon der Name klingt wie aus einem mittelalterlichen Heldenepos: düster, stark und vernichtend.
Doch Krav Maga-Meister Luigi Polimeno aus Wiezikon mit einer eigenen Kampfsportschule in Rickenbach lächelt an diesem Samstagabend. Es ist kein gefährliches Lächeln.
Sondern eines, das den Kindern, die der Einladung der Sirnacher Jugendkommission zum Selbstverteidigungskurs gefolgt sind, vermitteln soll: «Schaut her, ich bin harmlos.» Klar, so einem Opfer-Typen nähert man sich bedenkenlos. Leider zu bedenkenlos, wie sich schnell zeigt. Denn Sekunden nach dem Angriff von hinten samt erfolgtem Klammergriff sieht man seinen kleinen Finger gepackt und blitzschnell die eigene Hand auf den Rücken gedreht, so dass es einem nur schon beim Zuschauen weh tut.
Doch die zwölfjährige Sarah aus Sirnach lächelt, denn Polimeno hat nur die Drehung vollführt, nicht wirklich ernst gemacht. Ansonsten würde das Mädchen jetzt laut schreien. Aber nun hat sie es kapiert und geht daran, ihrer gleichaltrigen Cousine mit Genuss «den Finger umzudrehen».
Krav Maga, das wird einem spätestens hier klar, ist nicht so harmlos, wie es den Anschein hat.
«Das ist ja auch der Sinn und Zweck eines waffenlosen «Kontaktkampfs» – und genau das bedeutet Krav Maga auf Hebräisch», erklärt der ausgebildete Jugend- und Sportleiter Polimeno den sieben Personen, die sich um ihn versammelt haben. Krav Maga ist nicht mehr oder weniger die Selbstverteidigungstechnik der israelischen Streitkräfte – und diese gelten ja bekanntlich nicht als zimperlich, sondern als ziemlich effektiv, wenn es darum geht, den Gegner auszuschalten.
«Mit Krav Maga bin ich, wenn ich es richtig anwende, in der Lage, drei, vier Leute in Schach zu halten, die mich zum Beispiel in einer dunklen Unterführung angreifen», so Polimeno. Die vier Mädchen nicken, das klingt höchst interessant.
Der Unterricht geht ruhig vonstatten – sieht man mal von der einen oder anderen lustigen Situation ab. Es wird viel gelacht.
Teils, weil Polimeno und seine Hilfstrainer es mit Leichtigkeit verstehen, eine gute Stimmung zu schaffen, teils, weil die Jugendlichen erkennen, mit wie wenig Aufwand an Kraft, sich eine grosse Verteidigungswirkung erzielen lässt.
«Das ist total lässig», erklärt denn auch spontan Salome aus Bichelsee. Und Fabian , welcher schon an einem ersten Krav Maga-Abend im Dezember teilgenommen hatte, kam gerne wieder: «Ich finde, dass man hier einiges lernen kann. Es macht einfach riesig Spass.»
Christof Lampart