BETTWIESEN: Der schwierige Weg zum Frieden

In der Katholischen Kirchgemeinde gibt es drei Lager: zwei kleine zerstrittene Gruppierungen und eine unbekannte Anzahl Kirchbürger, die der schwelende Konflikt von einer Kandidatur für die Kirchenvorsteherschaft abhält.

Hans Suter
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Trotz schwieriger Aufgabe das Lachen nicht verlernt: Paul Rutishauser, kommissarischer Verwalter von Katholisch-Bettwiesen. (Bild: Hans Suter)

Trotz schwieriger Aufgabe das Lachen nicht verlernt: Paul Rutishauser, kommissarischer Verwalter von Katholisch-Bettwiesen. (Bild: Hans Suter)

Hans Suter

hinterthurgau@thurgauerzeitung.ch

Wegen eines Kirchenstreits ist die ganze Kirchenvorsteherschaft vor einem Jahr zurückgetreten. Seither wird die Katholische Kirchgemeinde Bettwiesen kommissarisch verwaltet. Die Landeskirche hat dazu zwei Auswärtige eingesetzt: Paul Rutishauser als Verwalter und Hermann Studer als Kirchenpfleger (Finanzchef). Die Seelsorge wird durch den bereits praktizierten, aber noch definitiv zu genehmigenden Anschluss an den Kirchgemeindeverband Nollen-Thur sichergestellt. Dadurch ist wieder Ruhe eingekehrt, nicht aber Frieden.

An der Kirchgemeindeversammlung vom 22. März haben es die 370 Kirchbürgerinnen und Kirchbürger in der Hand, wieder eine Kirchenvorsteherschaft und eine Präsidentin oder einen Präsidenten zu wählen. Bis gestern konnten aber erst zwei Kandidierende gewonnen werden, eine Person davon für das Präsidium. Namen wurden in der Botschaft noch keine genannt. Das entfacht den Streit von neuem.

«Nicht sicher, ob wir überhaupt wählen können»

Bartolino Cappelli, der vor einem Jahr zurückgetretene Präsident der Kirchenvorsteherschaft, ist erzürnt und traurig zugleich. «Es tut mir weh, was in der Kirch­gemeinde geschieht», sagt er. Zugleich kritisiert er: «Es kann doch nicht sein, dass gerade mal 30 oder 40 Anwesende an der Kirchgemeindeversammlung die Kirchenvorsteherschaft wählen. Und heute noch nicht einmal die Namen kennen.» Paul Rutishauser nimmt den Vorwurf ernst, entgegnet aber gelassen: «Wir haben bis heute erst zwei Kandidaten, brauchten aber fünf, im Ausnahmefall mindestens drei. Es ist also nicht sicher, ob wir überhaupt eine Kirchenvorsteherschaft wählen können.» Vor diesem Hintergrund hätten die beiden Kandidierenden gewünscht, dass ihre Namen noch nicht bekannt gegeben werden.

Gemäss geltendem Kirchenrecht können sich Interessierte direkt an der Kirchgemeindeversammlung noch spontan zur Verfügung stellen. Ob dies geschieht, ist fraglich. «Ein typisches Problem kleiner Gemeinden wie Bettwiesen mit 1200 Einwohnern ist, dass es im Verhältnis zur Bevölkerung viele Behördenmitglieder braucht», gibt Paul Rutishauser zu bedenken und verweist auf andere Behörden in der Gemeinde, die auch Mitglieder suchen. Erschwerend komme bei der Kirchgemeinde der diffuse Konflikt zweier Gruppierungen hinzu.

Bartolino Cappelli hat eine andere Sicht der Dinge. Er glaubt, dass sein Amtsvorgänger Walter Meier das Amt des Präsidenten wieder an sich reissen möchte. Meier mochte sich gestern nicht dazu äussern. Die Situation macht deutlich: Am besten wären fünf Kandidierende ohne Behördenvergangenheit. Wegen des Streits will sich aber niemand in die Nesseln setzen. Ein Dilemma.