Der Kanton Thurgau zählt zu den Vorkämpfern der Energiewende. Jetzt schreibt er zum vierten Mal einen Energiepreis aus, mit dem energieeffiziente Bauten ausgezeichnet werden. Gesucht sind auch pädagogische Konzepte.
STECKBORN. In der Plexiglasröhre sollte jetzt ein Fallschirmspringer-Männchen aufsteigen. Denn Regierungsrat Kaspar Schläpfer hat das Solarpanel in die Sonne gedreht. Es liefert Strom an einen Ventilator, der für mächtig Aufwind in der Röhre sorgt. Doch das Männchen bleibt am Boden.
Bei der Installation vor dem Steckborner Hub-Schulhaus handelt es sich um eine von 18 Stationen des «Energie-Erlebnisraums», mit dem die Primarschule Steckborn 2011 mit dem Thurgauer Energiepreis in der Kategorie Idee ausgezeichnet wurde. Schläpfer gibt deshalb hier die Ausschreibung des Thurgauer Energiepreis 2014 bekannt. Zum vierten Mal sucht der Kanton vorbildliche Projekte mit nachhaltiger Energienutzung und -versorgung.
Der Energiepreis ist ein Baustein der kantonalen Energiepolitik. Ein anderer ist ein Programm zur Förderung vorbildlicher Energieprojekte, über das in den letzten Jahren 20 Millionen Franken ausbezahlt worden sind. Laut Schläpfer gibt kein anderer Kanton im Verhältnis zur Einwohnerzahl in diesem Bereich so viel aus. Die Thurgauer Energiepolitik geht davon aus, dass es in der Schweiz keine neuen AKW geben wird. Fossile Grosskraftwerke sind nicht erwünscht. Auch Stromimporte können laut Schläpfer nicht der richtige Weg sein. Der Kanton stehe in der Pflicht, einen Beitrag an die Energiewende zu leisten. Dabei sollen Schweizer Unternehmen zukunftsträchtige Nischen finden und die regionale Wertschöpfung erhöht werden.
Paul Koch, Geschäftsführer von Pro Holz Thurgau, hofft auf vorbildliche Projekte aus Holz. Im Thurgau gebe es noch viele Möglichkeiten, um andere Materialien durch Holz zu ersetzen. Er weist darauf hin, dass bei Kunststoff, Metall und Ziegel oft die Herstellungsenergie nicht gerechnet wird.
Zu den Sponsoren des Energiepreises gehört auch das Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau (EKT). Laut Daniel Stüssi, Leiter Business Development, strebt das EKT längerfristig einen Strommix ohne Kernkraft an. Es werde in den nächsten Jahren ein Portfolio aufbauen; allerdings werde nur fünf bis zehn Prozent des Stroms im Kanton produziert werden können.
Die Füsse des Fallschirmspringers hängen im Gitter fest, das den Ventilator abdeckt. Nach einigem Gerüttel löst es sich und steigt sofort zum Röhrendeckel auf – von Solarstrom getrieben.