Der Schweizer Schauspieler Roland Koch ist der neue Mann beim Bodensee-Tatort. Er verkörpert den Thurgauer Ermittler Matteo Lüthi. Die Gegend kennt der 53-Jährige bestens: er hat früher am Stadttheater Konstanz gespielt und in Kreuzlingen gewohnt.
Roland Koch: In jeder Figur stecken Teile von einem selbst. Als Schauspieler muss man sich eine Rolle so aneignen, dass sie zu einem passt. Matteo Lüthi und ich müssen uns erst noch finden. Ich nehme ihn aber auf jeden Fall in Schutz. Lüthi hat vielleicht Ecken und Kanten, und er ist wohl etwas kompliziert – genauso wie Menschen halt sind.
Koch: Das ist so. Ich habe von 1989 bis 1992 am Konstanzer Stadttheater gespielt. Damals habe ich in Kreuzlingen an der Hauptstrasse gewohnt und bis zu fünf Mal täglich die Grenze überquert. Ich habe die Zeit hier sehr genossen. Wenn ich einen anderen Beruf hätte, dann würde ich am liebsten in dieser Gegend leben. Die Lebensqualität ist so hoch. Den See zum Segeln vor der Tür, die Berge zum Skifahren nah. Unsere Kinder waren damals noch klein. Wir waren mit ihnen oft im Seeburgpark.
Koch: Da ist eine gewisse Sensibilität gefragt. Nicht gleich durch die Vordertür, sondern hinten durch die Küche rein. Wir haben uns aber schnell akzeptiert und sind uns privat sogar sympathisch.
Koch: Ich durfte einen Tag lang die Kantonspolizei Thurgau besuchen. Der Chef Hans Baltensberger hat sich persönlich um mich gekümmert. Es war eine sehr schöne und interessante Begegnung. Baltensberger hat mich dann auch ermahnt, ich solle mich ja gut benehmen.
Koch: Ich würde lieber einen Piraten oder einen Cowboy spielen. Aber von denen gibt es bei uns ja leider keine. Winnetou und Old Shatterhand – ich habe sie als Bub geliebt. Das waren die Filme, die bei uns im Kino in Muri gezeigt wurden.
Koch: Ich empfinde es schon als eine Art Geschenk, dabei sein zu dürfen. Aber es gab auch ein Leben vor Tatort und es gibt eines daneben. Der Tatort ist für mich ein bisschen wie der gute Whisky nach einem feinen Essen. Das Format hat natürlich ein grosses Renommée.
Koch: Da ich zur Hauptsendezeit meist selbst auf der Bühne stehe, bin ich kein guter Fernsehzuschauer. Ich habe Kindheitserinnerungen an den Tatort, weil es die erste Sendung war, in der Gewalt gezeigt wurde. Manche Folgen durfte ich mir deshalb nicht ansehen. Manchmal habe ich es im geheimen doch getan – und dann natürlich prompt schlecht geträumt. Einzelne Kommissare wie Heinz Haferkamp, gespielt von Hansjörg Felmy, sind mir noch gut in Erinnerung. Mit zwei Kommissaren bin ich befreundet: Dietmar Bär und Martin Wuttke. Ich weiss, dass der Sonntagabend vielen so heilig ist wie eine Messe. Ich kann auch nachvollziehen, dass Tatort einen hohen Suchtfaktor hat.
Koch: Ich nehme es, wie es kommt. Wir drehen im Oktober die zweite Folge, für die dritte bin ich im Gespräch. Ich würde mich freuen, wenn das eine längere Geschichte gäbe. Gerade auch weil ich gerne wieder nahe meiner Heimat arbeiten würde.
Koch: Nein, die Thurgauer Kantonspolizei stellt ja mittlerweile auch Auswärtige ein. Sogar Hans Baltensberger ist Zürcher. Matteo Lüthi ist übrigens auf Grund seiner beruflichen Vergangenheit extrem sprachbegabt. Er spricht perfekt Deutsch, vielleicht Italienisch und Französisch und in der ersten Folge sogar Chinesisch.
Interview: Martina Eggenberger
Der erste Tatort mit Koch, «Nachtkrapp», wird am 7. Oktober um 20.05 Uhr auf SF ausgestrahlt.