Als in Wil der letzte Krieg tobte

Mit der Belagerung 1712 erlebte Wil die letzten kriegerischen Handlungen. Truppen belagerten die Stadt eine Woche lang und nahmen sie schliesslich ein. Stadtarchivar Werner Warth zeigt die Geschehnisse an einer Ausstellung im Rathaus.

Silvan Meile
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Stadtarchivar Werner Warth richtet im Parterre des Rathauses eine Ausstellung zum 300. Jahrestag der Belagerung von Wil ein. (Bild: Silvan Meile)

Stadtarchivar Werner Warth richtet im Parterre des Rathauses eine Ausstellung zum 300. Jahrestag der Belagerung von Wil ein. (Bild: Silvan Meile)

WIL. Morgen jährt sich die Belagerung der Stadt Wil zum 300sten Mal. Denn am 17. Mai 1712 marschierten einige tausend Berner und Zürcher von Sirnach her hinter das Gebiet Bergholz, das damals noch dicht bewaldet war. «Es sollte sich als Fehler erweisen, dass die Wiler diesen Wald nicht gerodet hatten, denn in ihm fanden die feindlichen Truppen Deckung», weiss Stadtarchivar Werner Warth zu berichten.

Zusammen mit rund 2000 Toggenburgern, die in Schwarzenbach die Brücke überschritten, planten die Protestanten aus Bern und Zürich mit Thurgauer Unterstützung einen Angriff auf die katholische Stadt Wil. Da an diesem Tag nichts ausgerichtet werden konnte, bezogen die Belagerer Quartier in Wilen, Rickenbach und Busswil. Sogleich wurden auch Stellungen für die Geschütze eingerichtet.

Kapitulation nach Kugelhagel

Es folgten Tage der Belagerung unter dauerndem Kanonen-Beschuss. Am 22. Mai kapitulierten die Wiler nach Tagen mit Todesängsten und Ungewissheit. Die Bevölkerung wurde entwaffnet. Es waren bis heute die letzten kriegerischen Auseinandersetzungen in der Äbtestadt.

Die Geschehnisse vor genau dreihundert Jahren zeigt Stadtarchivar Werner Warth mit Beschrieben und Zeichnungen eindrücklich auf. Es sei für ihn der erstmalige Versuch, eine Ausstellung im Parterre des Rathauses zu zeigen, erzählt der Stadtarchivar. Der interessierten Bevölkerung bietet sich dadurch die Möglichkeit, an dieser Ausstellung mehr über dieses für Wil prägende Ereignis zu erfahren. Warth freut sich über die verschiedenen Stiche, die er an der Ausstellung zeigen kann. Darunter ist auch eine Darstellung des Bombardements auf Wil, die Kupferstecher Johann Melchior Füssli aus Zürich offensichtlich vor Ort in Wil zeichnete.

Gut dokumentierter Krieg

Auslöser für die Ausstellung sei aber ein Kupferstich des Deutschen Johann Elias Riedinger gewesen, der erst kürzlich aus einem Privatbesitz den Weg zum Stadtarchivar fand und an der Ausstellung betrachtet werden kann. «Selten sind kriegerische Handlungen von damals so gut dokumentiert», schwärmt der Stadtarchivar. Nebst den Zeichnungen, Plänen, der Kapitulationsurkunde, Erläuterungen des Stadtarchivars und Darstellungen von Ölbildern gibt es auch Auszüge aus Tagebucheintragungen oder Bericht aus dem Kapuzinerkloster.

Die Ausstellung «300 Jahre Belagerung von Wil» im Eingangsbereich des Rathauses ist während den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung bis am 1. Juni geöffnet.