Am 9. September schlägt «AllArtia» zum zweitenmal seine Zelte auf. Nach der Ruine Helfenberg ist diesmal Pfyn für drei Tage Schauplatz des mittelalterlichen Treibens.
PFYN. Mittelalterliche Treffen gibt es viele in der Schweiz, doch längst nicht alle sind öffentlich. «Wir sind ein geselliges Volk, pflegen das alte Handwerk, haben Freude daran und entfliehen gern der Hektik des Alltags», sagt Marek Krähenbühl über die aktiven Anhänger der Mittelalter-Szene.
Weil der Schmied aus Oberneunforn seine Begeisterung dafür nicht nur mit Leuten aus den eigenen Reihen teilen möchte, organisierte er letztes Jahr zusammen mit ein paar Gleichgesinnten ein Fest für Leute «aller Art», «AllArtia». Rund 2000 Besucher strömten an diesen drei Septembertagen zur Ruine Helfenberg beim Hüttwilersee.
Ein gelungener Start, der zugleich grünes Licht für ein zweites Fest gab. Dass dieses nun in Pfyn stattfindet, daran ist ein Maisfeld schuld. Denn dort, wo letztes Jahr gefeiert, Handwerk betrieben und Zelte aufgeschlagen wurden, wächst heuer Mais heran. «Wir wären gerne dort geblieben», sagt Marek Krähenbühl, «doch die Flächen stehen aufgrund der ackerbaulichen Nutzung nicht zur Verfügung.» Pfyn mit seiner historischen Prägung sei jedoch eine tolle Alternative, versichert der OK-Chef.
Das Mittelalterfest beginnt am Freitagabend mit Einrichten und geselligem Zusammensein am Lagerfeuer. Am Samstag und Sonntag sorgen gewandete Bürger, Mägde, Knechte, Soldaten, Handwerker, Händler, Gaukler und Musikanten für Stimmung und historische Atmosphäre. Handwerkern kann über die Schulter geschaut werden, da und dort können die Besucher selber Hand anlegen. Auch Kinder können vieles ausprobieren, etwa selber einen Nagel schmieden, eine Fibel, eine Filzblume oder einen Pfeilbogen herstellen. Zudem gibt es auf der Schülerstrasse einen Markt, wo rund 60 Händler ihre Ware oder Dienste anbieten. «Priorität hat nicht der finanzielle Gewinn», sagt Krähenbühl, «sondern die Freude am gemeinsamen Fest.» Auch eine Wahrsagerin ist auf dem Gelände anwesend. Speis und Trank gehören ebenso dazu wie Spiel, Musik und Wettkampf. Am Bogenturnier können alle zeigen, was sie können. Wer nicht nur Tagesgast sein möchte, kann sich einen Schlafplatz im Mittelalterzelt reservieren oder im eigenen Zelt in einem dafür reservierten Campingbereich übernachten, ohne Lagerfeuer.
Historisch geprägt und bekannt ist Pfyn durch zahlreiche archäologische Funde und bauliche Überreste. Was viele nicht wissen: Die einstige Pfahlbauersiedlung und später römische Siedlung «Ad Fines» hat auch einen Zeitzeugen aus dem Spätmittelalter, wie auf der Homepage des Transitorischen Museums Pfyn nachzulesen ist. Das Schloss wurde 1537 erbaut. Seit 1838 ist das Anwesen im Besitz der Gemeinde Pfyn, die es 1861 in ein Schulhaus umbauen liess. Noch heute gehen die Dorfkinder dort zur Schule.
«<AllArtia> passt gut zu Pfyn und ist als Anlass willkommen», sagt Gemeinderat Peter Siegwart. Gerne hätte man das Fest näher am «Städtli» gesehen, auf dem Hügel, wo die historischen Bauten sichtbar sind. Aus Zeitgründen war dies jedoch nicht möglich. «Grossanlässe müssen mindestens ein Jahr vorher bei uns angemeldet werden», sagt Siegwart. Die Anfrage jedoch sei erst im Februar gekommen. Da seien für begehrte Lokalitäten wie etwa die alte Trotte bereits Reservationen eingegangen.