AADORF: «Ich bin über meine Familie gestolpert»

Alt Kantonsrat Karl Hostettler liest heute in der Bibliothek aus seinem zweiten Buch. In «Wir Menschen – Eine Reise zu uns selbst» setzt sich der Philosoph mit den grundlegendsten Fragen auseinander.

Kurt Lichtensteiger
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Karl Hostettler zeigt sein neues Buch. Besucher der heutigen Lesung erhalten es kostenlos. (Bild: Kurt Lichtensteiger)

Karl Hostettler zeigt sein neues Buch. Besucher der heutigen Lesung erhalten es kostenlos. (Bild: Kurt Lichtensteiger)

Karl Hostettler, Ihr Buch heisst «Wir Menschen – Eine Reise zu uns selbst». Welches ist seine Kernaussage?

Es sind zwei. Ich will aufzeigen, wie wir Menschen sind. Jeder Lesende soll sich im Text selbst erkennen. Ja, so etwa bin ich, soll er denken. Ich will auch zeigen, dass das meiste Übel in der Welt von uns selbst stammt. Ohne uns selbst zu erkennen, werden wir das Schlechte in der Welt nicht mindern. Es sind vor allem zwei Dinge, die uns ausmachen: Wir empfinden Freud und Leid. Wir glauben, dass alle diese Gefühle auf Vorgänge im Gehirn zurückgehen. Doch haben wir keine Ahnung, wie wir aufgrund unseres Wissens die Beschaffenheit unserer Empfindung erklären können. Vieles bleibt wohl immer ein Geheimnis.

Und die zweite?

Die Natur hat uns geschaffen, in Hunderten von Millionen Jahren Evolution. Das Leben entstand und entwickelte sich durch Auslese. Wir sind lebenstüchtig. Trotzdem müssen wir uns gegen die Natur und andere Menschen durchsetzen. Als soziale Wesen müssen wir hilfsbereit sein. Nur dank dieser widersprüchlichen Eigenschaften entstehen handlungsfähige Gemeinschaften.

Was hat Sie bewegt, sich mit solchen Fragen zu befassen?

Schon als junger Mensch hielt ich es für meine Aufgabe, im Leben einmal etwas Nützliches zu tun. Ich träumte von einer beruflichen Tätigkeit in Afrika. Ich wollte den Welthunger bekämpfen.

Aber Sie haben doch die meiste Zeit in der Schweiz gearbeitet.

Das stimmt. Im Gesamten weilte ich nur sechs Jahre im Ausland. Ich bin über meine Familie gestolpert. Als junger Mensch denkt man nicht an so etwas.

Sie waren aber auch hier recht aktiv.

Natürlich. Hätte ich Trübsal blasen sollen? Das hätte niemandem geholfen. Ich war aktiv und habe auch politisiert. Ich war sogar während sechs Jahren Mitglied des Grossen Rates im Kanton Thurgau. Allerdings fühlte ich mich in meiner Partei oft als Fremdkörper. Ich bin eben zu eigenwillig.

Was haben Sie getan, das sich im Nachhinein aber als nicht ausreichend herausgestellt hat?

Mich hat das unglaubliche Übel in der Welt beschäftigt. Es ist doch nicht gottgewollt, sondern meistens unser eigenes Werk. All das Schlechte müsste doch nicht sein. Warum tun wir das alles? Wir sind doch vernünftige Wesen.

Haben Sie deshalb als Frührentner an der Universität Zürich zu studieren begonnen?

Ja, als Frührentner habe ich mich als ordentlicher Student für das Fach Philosophie eingeschrieben. Im Nebenfach studierte ich Psychologie. Ich wollte wissen, wie wir Menschen ticken.

Nun berichten Sie über das, was Sie gelernt haben?

Nur zum Teil. Das Studium hat mir zwar sehr geholfen, doch auf manche Fragen musste ich selber eine Antwort finden, fussend auf Selbstreflexion und eigener Lebenserfahrung.

Da dürften die Zuhörer heute Abend wohl angeregt mitdiskutieren?

Das hoffe ich, und ich freue mich auch darauf. Das Buch «Wir Menschen – Eine Reise zu uns selbst» erhält übrigens jeder Besucher gratis, da ich mit der Herausgabe von 500 Exemplaren keine finanziellen Interessen verfolge.

Kurt Lichtensteiger

hinterthurgau@thurgauerzeitung.ch

Buchpräsentation

Karl Hostettler stellt sein neues Buch heute ab 19.30 Uhr in der Bibliothek Aadorf vor. Im Anschluss an die Lesung wird ein Apéro offeriert. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.