56 Ratsmitglieder fehlten nie

Die Kantonsrätinnen und Kantonsräte zeichnen sich durch ihre hohe Präsenz im Grossen Rat aus. Am meisten fehlten 2014 Felix Heller und Jakob Auer. Der eine wegen seiner Ausbildung, der andere wegen seiner Nierentransplantation.

Christof Widmer
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Auch wer im Grossen Rat anwesend ist, behält die Verbindung zur Aussenwelt. (Bild: Reto Martin)

Auch wer im Grossen Rat anwesend ist, behält die Verbindung zur Aussenwelt. (Bild: Reto Martin)

FRAUENFELD. Die Thurgauer Kantonsrätinnen und Kantonsräte kommen nicht aus der Übung: Jeden zweiten Mittwoch kommen sie im Ratssaal in Frauenfeld oder Weinfelden zusammen – zumindest ausserhalb der Schulferien. Und sie nehmen rege an den Sitzungen teil. Ganze 56 der 130 Ratsmitglieder fehlten letztes Jahr an keiner einzigen Sitzung. Das ergibt die Auswertung der Sitzungsprotokolle, in denen die Absenzen aufgeführt sind. Nur sieben Ratsmitglieder fehlten mehr als vier Halbtage. Der Absenzenkönig ist Felix Heller (SP, Arbon). Er fehlte an neun von 22 Halbtagen – bedingt durch seine Ausbildung zum Seklehrer an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen.

Über das Ganze gesehen herrsche im Kantonsparlament grosse Disziplin, lobt Grossratspräsidentin Sonja Wiesmann. «Ich bin erfreut darüber, wie ernst die Kantonsrätinnen und Kantonsräte ihre Arbeit nehmen.» Die hohe Präsenz sei umso bemerkenswerter, als dass es sich um ein Milizparlament handle. «Wir stehen alle in Beruf oder Ausbildung», sagt Wiesmann. Da könne es Kollisionen zwischen Haupttätigkeit und politischem Mandat geben. Gerade eine Ausbildung könne man schlecht so steuern, dass man jeden zweiten Mittwoch im Grossen Rat sitzen könne, sagt Wiesmann mit Blick auf ihren Parteikollegen Heller. «Wenn man will, dass auch junge Leute im Grossen Rat sind, muss man das in Kauf nehmen.»

In der Prüfungszeit wird's eng

Felix Heller (22) ist bis 2017 Student. Im Grossen Rat habe er als angehender Fremdsprachenlehrer unter anderem wegen Auslandaufenthalten gefehlt. Er habe sich politisch aber einbringen können. So habe er die Position der SP-Fraktion in der Frühfranzösisch-Debatte vorgespurt. Gerade in Prüfungszeiten würden seine Mandate im Grossen Rat und im Arboner Stadtparlament aber etwas viel, sagt Heller. Er überlegt sich derzeit, ob er nächstes Jahr nochmals für das Kantonsparlament antreten will.

Am zweitmeisten fehlte im Grossen Rat Jakob Auer, ebenfalls Arboner SP-Kantonsrat. Er war an acht Halbtagen abwesend. Mitte Juli habe er sich einer Nierentransplantation unterziehen müssen, erklärt Auer, der erst seit November wieder im Ratsbetrieb zurück ist. Er habe am Spital in St. Gallen eine Niere von einem Lebendspender erhalten. Vom Eingriff habe er sich komplett erholt, sagt Auer.

Als Grund für die hohe Präsenz der Kantonsrätinnen und Kantonsräte sieht Ratspräsidentin Wiesmann den Thurgauer Sitzungsturnus. Ausserhalb der Ferienzeit alle zwei Wochen einen halben Tag für das Parlament zu reservieren, sei für Berufstätige organisierbar.

Risiko besser verteilt

Ein anderes Modell kennt der St. Galler Kantonsrat. Er trifft sich alle zwei Monate zu mehrtägigen Sessionen. Wiesmann glaubt aber, dass der Zwei-Wochen-Rhythmus auch deshalb besser ist, weil so das Risiko eines Ausfalls eines Ratsmitglieds besser über das Jahr verteilt ist. Hat jemand die Grippe, fehlt er nur einen halben Tag. Fällt dagegen im Sessionsrhythmus die Grippe in die Parlamentswoche, fällt das Mitglied gleich mehrere Sitzungstage aus.