«25-Meter-Becken haben ausgedient»

Hallenbäder sollten ihr Angebot erweitern, um zusätzliche Einnahmen zu erwirtschaften, sagt Patrik Baumer. Der Leiter des Sportamts des Kantons St. Gallen erklärt auch, warum der Betrieb der Bäder so teuer ist.

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Patrik Baumer Leiter Sportamt Kanton St. Gallen (Bild: Quelle)

Patrik Baumer Leiter Sportamt Kanton St. Gallen (Bild: Quelle)

Herr Baumer, öffentliche Hallenbäder sind massiv defizitär. Worin liegt der Nutzen eines Hallenbads?

Patrik Baumer: Sie fördern die Volksgesundheit. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sehe ich aber ein, dass der Betrieb eines Hallenbads unattraktiv ist.

Warum?

Baumer: Die Zahlen kenne ich zwar nicht, aber ein Hallenbad rentabel zu betreiben ist schwierig. Einmal abgesehen von den Abschreibungen, sind bereits die Betriebskosten nur mit den Eintrittspreisen kaum zu decken.

Auch die öffentlichen Hallenbäder im Kanton St. Gallen sind defizitär. Stehen die vor dem Aus?

Baumer: Klassische Hallenbäder, die lediglich über ein 25-Meter-Becken verfügen, haben vermutlich bald ausgedient. Die Masse der Leute will nicht bloss Längen abspulen. Es gibt aber Möglichkeiten, die Attraktivität von Hallenbädern zu steigern.

Und die wären?

Baumer: Indem die Hallenbäder Zusatzeinnahmen generieren. Viele Bäder betreiben bereits heute ein Café oder einen Shop, in welchem sie beispielsweise Badehosen verkaufen. Ausserdem brauchte es vermehrt Angebote, die die Masse ansprechen. Bäder mit Saunen, Dampfbädern oder Solarien gestalten ein Hallenbad attraktiver. Auch ein Bad mit einem 50-Meter-Becken wäre interessant. Im ganzen Kanton St. Gallen gibt es nicht eines. Das ist natürlich ungünstig.

Privatwirtschaftlich geführte Bäder wie der Säntispark in Abtwil oder die Tamina-Therme in Bad Ragaz verfügen aber bereits über ein breites Wellness-Angebot.

Baumer: Das stimmt schon, muss aber nicht bedeuten, dass Hallenbäder nicht auch der Erholung dienen können. Früher dienten sie ja vor allem dazu, den Schülern das Schwimmen beizubringen. Daran hat sich wenig geändert. Sie sind auch heute noch Trainingsort vieler Schwimmclubs.

Die Sanierung des Hallenbads in Altstätten würde 10 Millionen Franken kosten, ein Neubau sogar 17,5 Millionen. Was ist so teuer an Hallenbädern?

Baumer: Heute entstehen bei Renovationen häufig noch zusätzliche Angebote, wie zum Beispiel eine Sauna oder ein Aussenbecken. Die Hallenbäder passen sich den geänderten Bedürfnissen an, und dafür müssen sie tief in die Tasche greifen.

Die wirklich hohen Kosten fallen aber andernorts an.

Baumer: Das ist dort, wo es der Badegast nicht bewusst wahrnimmt: beim Maschinenpark und bei der Wasseraufbereitung. Dafür braucht es hochwertigstes Material, denn das Wasser in den Hallenbädern weist einen hohen Chlorgehalt auf. Der ist aggressiv und greift die Konstruktionen an.

Auch die Hallenbäder in Gossau und in Schmerikon müssten dringend saniert werden. Haben die Betreiber es verpasst, ihre Bäder auf dem neuesten Stand zu halten?

Baumer: Diesen Vorwurf darf man ihnen nicht machen. Der Umgang mit den Sportanlagen im Kanton St. Gallen ist lobenswert. Die meisten Bäder sind aber mittlerweile 40jährig. Nun fallen die Renovationsarbeiten in allen Hallenbädern mehr oder weniger gleichzeitig an.

Interview: Janique Weder