Die St. Galler Politlandschaft erlebt eine Premiere: Die Kantonsrätinnen Laura Bucher und Bettina Surber übernehmen das Fraktionspräsidium – im Jobsharing.
Seine Voten sassen. Und wenn er sich von bürgerlicher Seite herausgefordert fühlte, dann erst recht: Peter Hartmann war ein prägnanter Redner, rhetorisch gewieft und angriffig. Wenn der Flawiler das Wort ergreift, steigt die Aufmerksamkeit im Saal. Hartmann hört man zu. Nun tritt er ab als Fraktionschef von SP und Grünen; sieben Jahre hatte er das Amt inne. Als «einfaches» Mitglied bleibt er dem Kantonsparlament erhalten – bis zu den Wahlen 2020; für eine weitere Amtsdauer will er dannzumal nicht mehr kandidieren. Hartmann wird im November 67.
Die Wahlen sind es denn auch, die den Ausschlag für seinen jetzigen Rücktritt als Fraktionschef gaben. Mitte Legislatur soll das Präsidium in neue Hände übergehen – so sei es schon länger geplant, so sei es nötig, um gut gewappnet in die Wahlen und die nächste Amtsdauer zu gehen, denn: «Die SP wird dann grösser sein», sagte Hartmann vor den Medien und untermauerte seine Ansage mit den Erfolgen in früheren kantonalen Wahlen: 2012 habe die Partei die Zahl der Parlamentsmitglieder von 16 auf 20 gesteigert, 2016 von 20 auf 21. Dieser Trend soll sich 2020 fortsetzen – «damit die andere Politik im Kanton eine starke Stimme hat», so Hartmann. Die Fraktion von SP und Grünen wird künftig erstmals von einem Co-Präsidium geführt: Die beiden SP-Kantonsrätinnen Laura Bucher und Bettina Surber teilen sich das Amt. Beide sind Juristinnen, beruflich engagiert – und Familienfrauen mit kleinen Kindern.
Surber, Jahrgang 1981, und Bucher, Jahrgang 1984, teilen sich die Aufgaben im Fraktionspräsidium thematisch auf; Überschneidungen gibt es beim Sicherheits- und Justizdepartement. Bucher nimmt sich der Sicherheit und der Polizei an, Surber der Asylfragen. Als grösste Herausforderungen der nächsten Monate nennen die beiden: Steuervorlage 17 («Wir steuern auf das nächste Sparpaket zu»), Familie-Initiative («Die Ablehnung der Regierung ist unverständlich»), Gesundheitspolitik («Das Vorpreschen des Verwaltungsrats in den Medien löst nur eine Abwärtsspirale aus»). Das Duo hat mit Hildegard Fässler, Kathrin Hilber, Barbara Gysi prominente Vorgängerinnen. Sehen sie das Amt als Sprungbrett? «Politische Karrieren sind schwer steuerbar. Es ist falsch, nur mit eigenen Ambitionen zu politisieren», antwortet Surber.