Fragen zu Tests mit Medikamenten in Psychiatrie

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Medizin An der Klinik Wil wurden in den 1970er-Jahren nicht zugelassene Psychopharmaka getestet. Ab 1974 hat der Psychiater Walter Pöldinger in Wil zwei Studien mit dem Wirkstoff Bromperidol durchgeführt. Bromperidol wurde unter Pöldinger erfolgreich zur Behandlung von Schizophrenie eingesetzt. Der Wirkstoff wurde in der Schweiz aber nie zuge­lassen (Ausgabe vom 18. Januar). Eine Interpellation im St. Galler Kantonsrat fordert nun von der Regierung Antworten zu den damaligen Vorkommnissen.

«Die Medikamententests in der Psychiatrie stehen im Kontext einer Zeit von Ein- und Übergriffen von staatlichen Institutionen in die persönliche Integrität von Menschen in einem schwierigen Umfeld», heisst es im Vorstoss. Eingereicht hat ihn Peter Hartmann (SP), 20 Ratsmitglieder sind als Mitunterzeichner aufgeführt. Gemäss der Interpellation muss unter anderem geklärt werden, ob es in den Psychiatrischen Kliniken des Kantons vor der Inkraftsetzung der Spitalorganisationsverordnung von 1980 weitere Medikamententests gab. Die Interpellanten wollen zudem wissen, zu welchem Schluss die Psychiatrische Klinik Wil gekommen ist. Die Klinik hatte im Januar in Aussicht gestellt, eine Aufarbeitung der Fälle zu prüfen. Bis jetzt hat sich die Klinik aber nicht weiter zu den Fällen geäussert.

Damit ist nach wie vor unklar, ob und inwieweit die damaligen Patienten über die Versuche in Wil informiert worden waren. Die entsprechenden Studienakten seien im Archiv der Psychiatrie St. Gallen Nord nicht mehr vorhanden, die Patientenakten möglicherweise unvollständig, teilte die Klinik im Januar mit. In den Patientenakten könne es zwar Hinweise auf die Studie geben, sicher sei dies allerdings nicht. Das Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen will ebenfalls prüfen, ob der Kanton über die Medikamentenversuche informiert war. Das Departement hatte im Januar entsprechende Abklärungen in Aussicht gestellt. (ar)