E-Paper der «Ostschweiz am Sonntag» wird eingestellt – der Samstag wird ausgebaut

Vor knapp zwei Jahren ist die gedruckte Ausgabe der «Ostschweiz am Sonntag» eingestellt worden und erscheint seither nur noch als E-Paper. Nun soll auch dieses verschwinden, wie CH Media, der Zusammenschluss von NZZ Regionalmedien und AZ Medien, bekannt gibt. Das ist bedauerlich – aber für die Ostschweiz nicht nur eine schlechte Nachricht.

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Im Sommer auch in der Ostschweiz: «Schweiz am Wochenende» - eine ausgebaute Samstagsausgabe.

Im Sommer auch in der Ostschweiz: «Schweiz am Wochenende» - eine ausgebaute Samstagsausgabe.

Um den Schritt von CH Media zu verstehen, muss man wissen, dass die E-Paper-Version der «Ostschweiz am Sonntag» in enger Zusammenarbeit mit der «Zentralschweiz am Sonntag» produziert worden ist. Wegen sinkender Inserate-Erträge und den hohen Distributionskosten am Sonntag wird die in den Kantonen Luzern, Zug, Uri, Ob- und Nidwalden erscheinende Sonntagszeitung nun im Sommer eingestellt.

Die «Zentralschweiz am Sonntag» ereilt damit jenes Schicksal, das auch die «Ostschweiz am Sonntag» schon etwas früher erfahren hat. Mit dem Unterschied, dass sich ohne wenigstens eine Printausgabe am Sonntag die hohen Produktionskosten einer gelayouteten Zeitung nicht mehr rechtfertigen lassen.

Abbau von 10 Stellen in St.Gallen und Luzern

Mit der «Zentralschweiz am Sonntag» wird deshalb auch das E-Paper der «Ostschweiz am Sonntag» vom Markt genommen. Das Experiment regionaler Sonntagszeitungen, das verschiedene Verlage – auch AZ Medien oder die Churer Somedia - in den letzten Jahren gestartet haben, ist damit an ein Ende gekommen. Ein Kapitel Pressegeschichte ist beendet. Insgesamt werden mit dem Entscheid auf den Redaktionen in St.Gallen und Luzern 10 Vollzeitstellen gestrichen. Ein Sozialplan kommt zur Anwendung.

Der Entscheid fügt sich ein in die Reihe von Hiobsbotschaften, die Schweizer Verlage in den letzten Monaten zu verkünden hatten. In der Romandie hat Tamedia erst vor Kurzem den «Le Matin» geschlossen, Ringier setzte dem «Hebdo» ein Ende. Sparrunden bei der Nachrichtenagentur SDA haben die Politik mobilisiert, der «Blick am Abend» ist verschwunden, bei der «Annabelle» wird der Rotstift angesetzt. Kein Zweifel: Das Schweizer Mediensystem befindet sich in einem fundamentalen Umbruch.

Starke Verluste am Werbemarkt

Grund hierfür ist, dass die Presse dramatisch Inserateerträge ans Digitale verliert. Nur ein Teil davon landet auf den Webseiten der eigenen Medientitel, das Gros wandert zu amerikanischen Riesen wie Google, Facebook oder Twitter ab. Aber auch die klassischen Abonnements-Erträge bröckeln. Trotz Preiserhöhungen sind die Einnahmen wegen der schwindenden Zahl verkaufter Abos rückläufig. Die Medienhäuser befinden sich gewissermassen in einem perfekten Sturm. Sie müssen dringend neue Ertragsquellen finden. Sie müssen aber auch sparen, um nicht unterzugehen.

Nun trifft es also das E-Paper der «Ostschweiz am Sonntag». Für sich genommen ist das gewiss eine schlechte Botschaft. Allen Unkenrufen zum Trotz hat das rein digitale Blatt nämlich eine stattliche Leserschaft für sich begeistern können. Allerdings zu wenige, um die eigenen Kosten auch nur annähernd zu decken.

Samstagsausgabe bekommt einen dritten Bund

Dennoch ist das Ende der «Ostschweiz am Sonntag» für die Ostschweiz und die Leserinnen und Leser des «St. Galler Tagblatts» und seiner Regionalausgaben nicht nur eine schlechte Nachricht. CH Media hat nämlich auch entschieden, das Samstagsblatt im Gegenzug aufzuwerten und in den Verbund der «Schweiz am Wochenende» zu überführen. Das «Tagblatt» und seine Regionalausgaben werden damit Teil der mit Abstand auflagenstärksten Wochenzeitung der Schweiz. Mit einem zusätzlichen Bund zu den schönen Seiten des Lebens, mit mehr Reportagen und Hintergründen, bietet das Samstagsblatt Lesestoff für das ganze Wochenende. Der Samstag ist in der Ostschweiz damit der neue Sonntag – und das für alle Abonnenten. Was wirklich aktuell ist in der Ostschweiz, das findet sich zudem auf der für Nichtabonnenten bezahlpflichtigen Newsseite www.tagblatt.ch – jederzeit, rund um die Uhr.

Start am 6. Juli

Lassen Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, am 6. Juli von Ihrer neuen Zeitung überraschen. Wir werden alles tun, Sie nicht zu enttäuschen. Denn auf Sie sind wir angewiesen. Die Werbeerträge werden weiter zurückgehen. Ob es in der Ostschweiz weiterhin unabhängig und kritisch berichtende Medien geben wird, hängt also massgeblich davon ab, ob Sie uns die Treue halten, sei es als Abonnent unseres Newsportales oder der gedruckten Zeitung. Dies gilt umso mehr, je weniger Einnahmen wir aus der Werbung erzielen können.

Wir wollen Ihnen nichts vormachen. Die Abonnementspreise werden wir weiter erhöhen müssen. Nicht, weil wir das wollen. Sondern weil wir auf die Einnahmen angewiesen sind, um weiterhin Journalismus in und für die Ostschweiz betreiben zu können. Damit unsere Redaktorinnen und Redaktoren die Politik weiterhin kritisch begleiten können, damit sie Hintergründe und Analysen bieten und Skandale aufdecken können. Kurz: Damit wir den demokratischen Diskurs und die Kontrolle der Mächtigen gewährleisten können.

Indem sie uns die Treue halten oder gar für unser Zeitung oder unser Portal www.tagblatt.ch werben, helfen Sie uns dabei. Ein Medienhaus ist keine Bäckerei. Aber wie der Mensch das Brot braucht, so glauben wir daran, dass die Demokratie und eine funktionierende Gesellschaft die öffentliche Debatte benötigt. Helfen Sie uns, diese auch weiterhin zu ermöglichen.

Wir danken Ihnen – und wünschen Ihnen ab dem 6. Juli viel Freude am Samstag, der nun auch der Sonntag ist.

Pascal Hollenstein, Leiter Publizistik CH Media
Stefan Schmid, Chefredaktor St.Galler Tagblatt