Noch nie war es von April bis Juli so warm wie dieses Jahr. Auch der Regen fiel so knapp aus wie kaum je seit Messbeginn. Wassermangel und Waldbrandgefahr in der Ostschweiz werden sich nächste Woche weiter verschärfen.
Allmählich wird es brenzlig. Die Trockenheit in der Ostschweiz hält an, die Waldbrandgefahr nimmt zu. Die Entwicklung reicht weiter zurück, als man vielleicht meinen könnte: Erste Vorboten machten sich bereits im April bemerkbar. Damals geriet in Dicken bei Degersheim ein Wald in Brand. Forstarbeiter hatten auf einer Wiese nebenan Restholz angezündet. Das Feuer griff auf die Bäume über und zog eine 60 Meter lange Schneise in den Wald. Die Sache ging glimpflich aus – die Feuerwehr war rasch zur Stelle, der Brand blieb eine Randnotiz im Tagesgeschehen. Doch der Vorfall zeigt: Schon damals herrschte Trockenheit in der Ostschweiz – und seither hat sich die Situation stetig verschärft.
Markus Wenk, Kommandant der Feuerwehr Wildhaus, blickt den 1.-August-Feiern kritisch entgegen. Wenn ein Funkenflug oder auch ein Blitzeinschlag in einem Wald ein Feuer entfacht, sind Wenk und sein Team gefordert. Erst müsse man überprüfen, ob es sich wirklich um einen Waldbrand handle. «Spiegelt sich das Abendrot in einem Blechdach, sieht das einem Feuer im Wald sehr ähnlich.» Gilt es aber ernst, müsse man rasch klären, ob man in die Nähe des Brandherdes zufahren könne. Wo kann Wasser gefasst werden zum Löschen? «Mit unseren Schläuchen können wir über eine Distanz von 600 Metern Wasser pumpen.» Sei der Brandherd in unwegsamem Gebiet und könne nicht vom Boden aus bekämpft werden, müsse man Helikopter aufbieten. Diese können einen Waldbrand mit Löschsäcken bekämpfen. Auch hier stellt sich aber die Frage, wo das Wasser herkommt. «Zum Glück haben wir drei Seen oberhalb von Wildhaus», sagt Wenk. Um im Notfall richtig reagieren zu können, haben die Toggenburger Feuerwehren Weiterbildungen mit Fokus auf die Bekämpfung von Waldbränden absolviert. «Wir können nun bei Bedarf spezielle Ausrüstung des Militärs beziehen.» Bei der Schulung sei das Augenmerk aber auch auf eine unterschätzte Gefahr gelegt worden: «Ist der Brand gelöscht, muss der Boden akribisch abgesucht werden. Denn es kann sein, dass sogenannte Wurzelfeuer unterirdisch weitermotten», so Wenk. Die beste Versicherung, um einen Waldbrand zu verhindern, sei aber immer noch, wenn die Bevölkerung das aktuelle Feuerverbot in den Wäldern befolge. (sab)