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Ostschweiz
Fast zeitgleich wie Donald Trump wurde Prinz Charles auf St.Galler Strassen gut gesichert eskortiert. Nun wird erstmals klar, welchen Aufwand die Ostschweizer Polizeien für den Präsidenten-Konvoi betrieben haben.
Ein Konvoi mit über 30 Autos – das fällt auf. Auch die Ostschweizer Polizeikorps haben am Mittwochnachmittag kräftig mitgeholfen, dass US-Präsident Donald Trump sicher nach Zürich gelangte.
Dazu mussten etwa Autobahnzufahrten gesperrt und Brücken überwacht werden; ein enormer Aufwand, wie nun klar wird: «Nur für diese eine Verschiebung standen etwa 250 St.Galler Kantonspolizistinnen und
-polizisten im Einsatz, was weit über 1000 Personenstunden entspricht», sagt Mediensprecher Hanspeter Krüsi. Dabei ist der US-Präsident nur einer von 3000 WEF-Gästen. «Darunter sind Dutzende, die auch geschützt und begleitet werden müssen.»
Was medial kaum aufgegriffen wurde: Auch Prinz Charles besuchte das WEF und wurde ebenfalls am Mittwoch eskortiert. Krüsi sagt:
«Die Verschiebung von Prinz Charles fand in etwa zeitgleich wie jene von Donald Trump statt.»
Erst kurz vor Mittag war klar, dass Trump wegen des Nebels nicht per Helikopter nach Zürich fliegen konnte. «Da wurde dann auch das Dispositiv ausgelöst, und die Mitarbeitenden begaben sich zu ihrem vorher definierten Standort.» Allerdings seien die betreffenden Mitarbeitenden im Vorfeld über ihre Aufgabe instruiert worden, so dass sie für die Vorbereitung genügend Zeit hatten.
The Prince of Wales has arrived in Switzerland where HRH will attend the World Economic Forum.
— Clarence House (@ClarenceHouse) January 22, 2020
The Prince travels from St Gallen to Davos, where the event is held, in a fully electric @Jaguar I-Pace. #wef20 pic.twitter.com/rSTWR76s1y
Bis zuletzt war nicht klar, über welche Route sich der Konvoi nach Zürich begeben würde. So wurden die Rheintalautobahn wie auch der Weg über Walenstadt überwacht. «Als dann klar wurde, dass der Konvoi über St.Gallen fährt, konnten die Einsatzkräfte an anderen Standorten frühzeitig abgezogen werden.»
Zudem lief während der Fahrt eine ständige Kommunikation. So gaben die im Konvoi mitfahrenden Mitarbeiter immer wieder den Standort durch. Allgemein findet während des WEF ein ständiger Austausch zwischen den Korps statt, wie Krüsi sagt. «Dafür wurden eigens Kommunikationszentralen eingerichtet.»
Um so eine Belastung geschickt koordinieren zu können, ist eine gute Planung zwingend. Diese beginnt bereits im Herbst des Vorjahres, und darin sind alle Eventualitäten vorgesehen. Etwa, wo Ausweichrouten sind, wenn die Autobahn wegen eine Unfalls gesperrt werden muss. Auch war laut Krüsi schon die Hinfahrt Donald Trumps von Zürich nach Davos geplant. Das Wetter war aber gut, und er konnte fliegen. «Das erleichtert unsere Arbeit, aber die Leute müssen trotzdem präsent sein.»
Um die vielen Aufgaben während des WEF bewältigen zu können, herrscht bei der Kantonspolizei St.Gallen ein Ferienstopp. Ohne diesen ginge es nicht, wie Krüsi sagt.
«Das ist der einzige Anlass im Jahr, bei dem die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingeschränkt werden müssen.»
Dieses Jahr wurde allerdings der Verteilschlüssel angepasst, welcher festlegt, welches Schweizer Korps wie viele Einsatzkräfte ans WEF schickt. So sind, im Vergleich zu anderen Jahren, weniger St.Galler Kantonspolizisten in Davos. Trotzdem sei es auch dieses Jahr nicht ohne Ferienstopp gegangen, wie Krüsi sagt.
Auch bei der Stadtpolizei St.Gallen herrscht Ferienstopp. «Je nach Situation kann dieser aber auch wieder aufgelöst werden», sagt Mediensprecher Dionys Widmer. Denn auch von den Stadtpolizisten seien einige in Davos in diversen Funktionen im Einsatz. Er nennt Einsatzgebiete wie Verkehrskontrolle, Ordnungsdienst oder Personenschutz. «Die Einteilung der Polizisten und die Koordination laufen allerdings komplett über die Kantonspolizei Graubünden.»
Dafür erhalte die Stadtpolizei jeweils von der Kantonspolizei Graubünden frühzeitig eine Anfrage, wie viele Einsatzkräfte zur Verfügung gestellt werden können. «Dabei können wir auf Erfahrungswerte der vergangenen Jahre zurückgreifen.» Widmer betont, die Sicherheit im eigenen Einsatzgebiet sei jederzeit gewährleistet. So tönt es auch bei den anderen angefragten Ostschweizer Korps.
Die Kantonspolizei Thurgau war ebenfalls beim präsidialen Konvoi involviert. Zum einen fuhr ein Thurgauer Streifenwagen mit. Zum anderen hat die Kantonspolizei Thurgau das Autobahnstück Wil-Matzingen betreut, wie Sprecher Matthias Graf sagt. «Die Aufgabe der Polizistinnen und Polizisten bestand darin, die Durchfahrt des US-Präsidenten störungsfrei zu gewährleisten». Das gelang ihnen denn auch. Wie viele Polizisten bei dem Einsatz involviert waren, darüber gibt Graf aus taktischen Gründen keine Auskunft.
Einen Ferienstopp, wie ihn die anderen Korps vermelden, hat die Kantonspolizei Thurgau keinen veranlasst. Graf sagt: «Bekanntlich hat die Kapo St.Gallen zusätzliche Aufgaben in Zusammenhang mit dem WEF auf eigenem Kantonsgebiet zu erfüllen.»
Die hohe Polizeipräsenz und die mediale Berichterstattung lockten denn auch viele Neugierige an. Der «Blick» beispielsweise berichtete vorab, dass die Raststätte Thurau von Polizisten gesichert wurde. Ob dies die Arbeit der Polizei beeinflusst? «Wir müssen damit umgehen können, denn auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört neben dem polizeilichen Fachwissen oder dem Wetter zur Ereignisbewältigung», sagt Krüsi. Wenn irgendwo Rauch aufsteigt oder ein Polizeiauto mit Blaulicht unterwegs ist, dann rufe ein Journalist an und wolle wissen, was los ist. «Einsätze im Hintergrund auszuführen, ist nicht mehr zeitgemäss.»
Da aber die Schaulustigen ein Risiko darstellten, seien auch Rastplätze von Polizisten besetzt und gesichert worden. Krüsi berichtet, einige Personen seien extra auf einen Rastplatz gefahren und hätten auf den präsidialen Konvoi gewartet. Zwischenfälle mit Schaulustigen vermelden die Korps nicht.
Aber es gab wohl einige verärgerte Autofahrer. Krüsi hat gar einige Beschwerdemails erhalten, wie er sagt. Mit darunter seien Äusserungen wie: Es sei eine Sauerei, dass die Autobahn gesperrt werde, der Konvoi habe Sicherheitslinien überfahren oder die Regierungsfahrzeuge hätten keine Vignette.
Krüsi erklärt: «Es ist gesetzlich festgehalten, dass ausländische Regierungsfahrzeuge in offizieller Mission keine Vignette haben müssen.» Zudem gelten spezielle Regeln beim Fahren in einem Konvoi. Die Zufahrten wurden nur für wenige Minuten gesperrt, was tolerierbar sei. «Wenn etwa ein schwerer Unfall geschieht, muss man die betreffenden Abschnitte deutlich länger sperren.» Einige Personen hätten aber auch verständnisvoll reagiert.
Im Konvoi fuhren unter anderem auch Berner Streifenwagen mit, wie auf diversen Videos zu sehen ist. Die entsprechenden Polizisten bringen wohl wenig bis gar keine Ortskenntnisse mit. Laut Krüsi laufe die Zusammenarbeit mit anderen Korps im Rahmen des WEF sehr gut. «Bei Verschiebungen werden mangelnde Ortskenntnisse der Polizisten anderer Korps ausgeglichen, indem immer Ortsansässige mitfahren.» Diese könnten denn auch reagieren, wenn es etwa eine kurzfristige Routenänderung gebe.