Sauber aufbereitete Pisten, dahinter steckt viel Arbeit. Die Fahrer sind meist Nachts unterwegs – ohne das es Ski- und Snowboardfahrer bemerken. Doch wie fährt es sich mit einem Pisten-Bully?
Es ist still auf dem Berg. Der Schnee glitzert im Mondlicht. Nur von weiter unten ist ein gleichmässiges Brummen zu hören, das lauter wird. Kurz bevor das Fahrzeug um die Kurve kommt, blendet helles Licht.
In dem Ungetüm sitzt Willi Beeler. Er ist einer der Fahrer, die sich nachts um die Pisten am Flumserberg kümmern. Sein Job: Den Schnee, welche Ski- und Snowboardfahrer am Tag an die Pistenränder schieben, wieder gleichmässig verteilen. Für Willi Beeler ist es bereits der 19. Winter. Der aus Flums stammende Fahrer sagt:
«Das Schöne an dieser Arbeit ist, dass es nie dasselbe ist»
Er hat ein Flair für grosse Maschinen, denn im Sommer leitet er sein eigenes Transportunternehmen. Doch die Stimmung auf dem Berg im Winter sei einzigartig: «Man sieht immer wieder neue Spuren im Schnee, das Licht hüllt alles in einen anderen Glanz, oder man trifft Wild an.»
Im Cockpit ist es angenehm warm. Um den Fahrer gibt es verschiedene Knöpfe. «Damit kann man das Licht, die Hydraulik oder auch die beheizte Frontscheibe bedienen», sagt Beeler. Vorne hat das Fahrzeug ein rund fünfeinhalb Meter breites Schild angebracht. «Damit schieben wir den Schnee wieder an den richtigen Ort», erklärt der 49-Jährige.
«Und die Fräse hinten am Fahrzeug bereitet alles auf.»
Der Bildschirm rechts neben dem Lenkrad liefert dazu die Daten, etwa wie die Fräse eingestellt ist oder in welchem Winkel die Schaufel steht. Meist ist das Team von 17 bis etwa 1 Uhr unterwegs. Schneit es nachts, arbeiten sie frühmorgens.
Mit rund 20 Kilometern pro Stunde geht es die Piste rauf. Unaufhörlich brummt der Bully vor sich hin. «Der viele Schnee macht den Fahrzeugen überhaupt nichts», sagt Beeler. «Natürlich kann auch ein solches Fahrzeug mal stecken bleiben, aber eigentlich kommt man durch jeden Schnee durch.» Zur Demonstration fährt Beeler neben die Piste in den tieferen Pulverschnee. Im Neuschnee kommt der Eindruck auf, man fahre über frisch ausgeschüttelte Kissen – der Unterschied zur Fahrt auf der glatten, harten Piste ist klar spürbar. Nur wirbeln keine Federn, sondern frischer Schnee herum.
Ein wenig ähnelt das Cockpit jenem eines Flugzeugs. Das Lenkrad ist nicht komplett rund, sondern hat oben eine Öffnung. Rechts daneben ist ein Joystick, mit dem der Fahrer die Schaufel steuern kann. In den neueren Fahrzeugen gibt es auch ein GPS-System, das dem Team anzeigt, an welchen Stellen der Piste noch Schnee aufzufüllen ist. Selbst wenn man teilweise das Gefühl hat – allein ist man nicht unterwegs. Wer einen Blick auf die gegenüberliegenden Berge wirft, erkennt die Lichter weiterer Pistenpräparationsteams, und ab und zu kreuzen sich die Wege der Arbeiter.
Die Pistenfahrzeuge sind allesamt mit Funk ausgestattet, so können sich die Fahrer im Notfall schnell verständigen. «So werden wir auch informiert, ob wir überhaupt auf die Piste dürfen», sagt Beeler.
«Das ist vor allem wichtig, wenn wir die Fahrzeuge mit Seilwinde dabei haben. Dann darf niemand mehr auf der Piste sein.»
Die Seilwinde wird an Steilhängen eingesetzt. Das Stahlseil wird an einem Mast, Baum oder an einer in den Boden eingelassen Halterung befestigt. So kann sich der Pisten-Bully wie ein Bergsteiger am Hang abseilen oder hochziehen. Allerdings ist der Vorgang gefährlich. «Wenn sich das Fahrzeug am Hang abseilt, gräbt sich das Seil in den Schnee ein. Fährt man wieder hoch, gibt es eine ruckartige Spannung», erklärt Willi Beeler. «Würde ein Mensch erfasst, könnte das böse enden.»
Oben am Lift angekommen, wendet Willi Beeler kurz und setzt zum Rückwärtsfahren an. Auch wenn es anfangs nicht den Anschein erweckt, ist das Raupenfahrzeug sehr wendig. Die Bedienung sei einfach. «Man muss nur sehr sanft sein, denn das Fahrzeug reagiert sensibel», sagt er. «Aber wenn man ein Flair für die Bedienung von kraftvollen Grossmaschinen hat, dann beherrscht man das Gerät schnell.» Während er erklärt, fährt er millimetergenau an den Lift heran, um auch dort den Schnee mit der Fräse zu richten.
Dann geht es hinab ins Tal. Die Piste kommt einem auf einmal viel steiler vor. Schnee stiebt gegen die Fenster, die Scheibenwischer wippen im Takt, und das Fahrzeug ruckelt unaufhörlich. Ob man für diese Arbeit schwindelfrei sein sollte? «Daran gewöhnt man sich», sagt Willi Beeler und lacht.
Bei den Bergbahnen Flumserberg stehen insgesamt 17 Fahrzeuge. Davon sind nachts zwölf im Einsatz. Die Fahrzeuge sind unterschiedlich ausgestattet. Es gibt kleine Fahrzeuge für Loipen, Wander- und Schlittelwege sowie grosse für die Ski- und Snowboard-Pisten. Die Bullys haben bis zu 520 PS und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 25 Kilometern pro Stunde. Der Verbrauch variiert. Die neuesten Pisten-Bullys der Bergbahnen verbrauchen pro Stunde etwa 19 Liter Diesel sowie Add Blue Zusatz. (ibi)