Die Olma ist ein Markenzeichen mit schweizweitem Bekanntheitsgrad: Wer Olma hört, denkt an Bratwurst und St. Gallen. Längst aber findet in den Olma-Messen im nordöstlichen Stadtteil von St. Gallen viel mehr als die Ostschweizerische Land- und Milchwirtschafts-Ausstellung statt.
Die Olma ist ein Markenzeichen mit schweizweitem Bekanntheitsgrad: Wer Olma hört, denkt an Bratwurst und St. Gallen. Längst aber findet in den Olma-Messen im nordöstlichen Stadtteil von St. Gallen viel mehr als die Ostschweizerische Land- und Milchwirtschafts-Ausstellung statt. Mit über 700 000 Besucherinnen und Besuchern jährlich an verschiedenen Messen – von der Animalia bis zur Offa – sind die Olma-Messen St. Gallen für die ganze Ostschweiz von wirtschaftlicher Bedeutung. Bis vor acht Jahren hatten sie auch ein legendäres Wahrzeichen: die alte Olma-Degustationshalle 7, welche im Oktober 2000 in Flammen aufging.
Seither wird die prominent im Bild rot eingefärbte Fläche unter der Bezeichnung P 6 als Parkplatz genutzt. Ausser an der Olma. Dann steht dort ein Festzelt. Ein Bauwerk, das als Inbegriff der Olma gilt und das jedes Kind kennt wie die Halle 7, fehlt aber. Alle anderen Messebauten – mit Ausnahme der Halle 9 – haben wenig architektonische Bedeutung. Pläne für einen Neubau am Standort der ehemaligen Halle 7 gibt es seit drei Jahren. Vorgesehen war ein Hochhaus mit Kongresshalle, Hotel, Büroräumen und Wohnungen (siehe unten). Die Vorbereitungen waren bereits weit fortgeschritten, als die Notbremse gezogen wurde. Der St. Galler Stadtrat schickte das Projekt im vergangenen Dezember auf Feld eins zurück.
Kritik gab es aber bereits zuvor. Architektur-Fachverbände bemängelten unter anderem, dass für die Baute kein Wettbewerb ausgeschrieben wurde. Architektonisch wurde das Projekt für zu leicht und «für St. Gallen nicht gut genug» befunden.
Von grosser Bedeutung ist vor allem die städtebauliche Lage des Grundstücks. Wer mit dem Auto über die Autobahnausfahrt St. Fiden nach St. Gallen kommt, fährt direkt auf den Standort der ehemaligen Halle 7 zu. Eine Baute an diesem Ort hat deshalb eine «Stadttor»-Funktion. Sie steht an einem Einfallstor und signalisiert: Hier beginnt die Stadt. Ihre Gestalt hinterlässt einen ersten Eindruck auf die Besucher – wie im Westen die AFG Arena. Dasselbe gilt für das Verlassen der Stadt.
Kommt hinzu, dass die übrigen Olma-Bauten an dieser Stadt-Vorstadt-Schwelle keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die zweite Funktion wäre demnach, den Olma-Messen ein repräsentatives Gesicht zu verleihen. Der Neubau soll zwar ein ganz anderer Imageträger als die Halle 7 sein. Aber im günstigen Fall sollte er ein ebensolch legendärer Fixpunkt im Stadtleben werden.
Neben solchen Image-Höhenflügen geht es aber beim geplanten Kongress-und Konferenzgebäude auch um handfeste wirtschaftliche Interessen. Die Olma-Messen brauchen mehr Platz. Und zwar für ihr – neben Eigen- und Gastmessen – drittes Standbein, das Kongress- und Eventgeschäft. Der Bedarf ist längst ausgewiesen, mit den vorhandenen Bauten kommt man regelmässig an die Kapazitätsgrenze. Der Neubau an der Ecke Sonnen-/Jägerstrasse soll drei Teile aufweisen: eine Kongresshalle mit Platz für bis zu 1000 Personen, einen Konferenz- und Seminarteil mit kleineren Räumen sowie ein Hotel. St. Gallen mangelt es nämlich an Hotelzimmern im mittleren Preissegment. Genau das aber brauchen Aussteller und Kongressteilnehmer. Diese sind jetzt gezwungen, bis nach Zürich und Vorarlberg auszuweichen. Für eine Kongressstadt, wie sie St. Gallen sein will, ist dies kein Zustand.
Der Neubau muss also sowohl Zweckbau wie Imageträger sein. Damit dieser Anspruch auf hohem Niveau eingelöst werden kann, ist ein zweistufiges Wettbewerbsverfahren vorgesehen. Architekturbüros aus den Olma-Kantonen St. Gallen, den beiden Appenzell, Thurgau, Schaffhausen, Glarus und Graubünden sowie dem Fürstentum Liechtenstein können an diesem Studienwettbewerb teilnehmen.
Beim Wettbewerb für das Bundesverwaltungsgericht St. Gallen wurden 300 Projekte eingereicht. Es besteht also eine grosse Chance, dass bei diesem Vorgehen eine Summe von Ideen zusammenkommt. Zwei bis vier Projekte werden in einem zweiten Schritt weiterverfolgt. Bis im Oktober 2009 soll das Projekt stehen.
Geht alles nach Plan, könnte 2010 gebaut werden und das Olma-Wahrzeichen 2012 bezugsbereit sein. Die Olma-Messen rechnen mit Kosten bis zu 20 Millionen Franken für den Kongress- und Konferenzteil sowie bis zu 16 Millionen Franken für das Hotel. Daniel Klingenberg