Der Thurgau will eine Modellregion für Elektromobilität werden. Der Grundlagenbericht wurde im Grossen Rat positiv aufgenommen. Vereinzelt gab es aber auch Kritik an der Ökobilanz von Elektrofahrzeugen.
Den Worten im 117-Seiten-Bericht über die «Elektromobilität im Thurgau» sollen nun Taten folgen. Das findet auch die grosse Mehrheit im Kantonsparlament. Genau genommen ist es bei einzelnen Massnahmen schon der Fall: Der Kanton zahlt Käufern von Elektrofahrzeugen bereits eine Umstiegsprämie von 4000 Franken. «Wir haben diesen Bericht nicht gemacht, um ihn nachher in der Schublade zu versorgen», versicherte Regierungsrat und Energieminister Walter Schönholzer. «Es gibt hier viel zu tun. Und wir machen es.»
Für diesen Tatendrang gab es im Parlament reihum Lob. «Wieder einmal geht der Thurgau im Energiebereich schweizweit voran», befand GP-Kantonsrat Kurt Egger (Eschlikon). Allerdings könne das nur der Anfang des Weges sein. «Der Umbau der Mobilität ist bitter nötig.» Mit diesem Bericht sei nun eine solide Grundlage vorhanden, sagte FDP-Kantonsrat Daniel Eugster (Freidorf), der mit seinem Antrag vor drei Jahren den Ball ins Rollen gebracht hatte. Die Mobilität der Zukunft müsse CO2-neutral sein, forderte Kilian Imhof (Balterswil) namens der CVP/EVP-Fraktion. Und: Jeder könne etwas tun, ohne gleich sein Leben über den Haufen werfen zu müssen.
Die Chancen überwiegten bei weitem die Risiken, warb Stefan Leuthold (GLP, Frauenfeld) für den Umbau der Mobilität. Allerdings müsse weiter gelten: «Die beste Mobilität ist weniger Mobilität.»
Auch für die FDP besteht unbestritten Handlungsbedarf. Hier legt man laut Sprecher Beat Pretali (Altnau) den Fokus aber auf die Emissionsminderung als solche und nicht auf eine bestimmte Technologie. «Die Umsetzung soll technologieneutral erfolgen.» Ähnlich sieht das die SVP. Neben der Elektromobilität müssten auch andere umweltfreundliche Technologien weiterverfolgt werden, forderte Kantonsrat Paul Koch (Oberneunforn). Dass Elektrofahrzeuge im Thurgau dereinst nur mit erneuerbarem Strom betrieben werden, halte die SVP hingegen für schwer steuerbar. «Unsere Kinder und Enkel werden profitieren», prognostizierte Iwan Wüst (Tuttwil) von der EDU.
In die Einsicht, dass Elektromobilität ein wirksamer Beitrag zur Senkung des Ausstosses von Klimagasen sei, mischten sich bei SP-Sprecherin Barbara Müller (Ettenhausen) dann Bedenken wegen der Batterie-Herstellung.
Grundsatzkritik gab es von Vico Zahnd (SVP, Weingarten): Die Ökobilanz sei bei Elektrofahrzeugen «nicht besser oder zumindest nicht viel besser», müsse doch die «graue Energie» eingerechnet werden. Die gewünschten Vorteile der Elektromobilität könnten nicht belegt werden. CVP-Kantonsrat Josef Gemperle (Fischingen) kritisierte Zahnds «flammende Rede für den Ist-Zustand». Und er erinnerte daran, dass heute der Verkehr für einen Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich sei.
Egon Scherrer (SVP, Egnach) forderte schliesslich die Regierung auf, bei der Sensibilisierung der Menschen für die Problematik einen Zacken zuzulegen. «Mit Prämien und Geld verteilen kommt man nicht weiter.»