Den Träumen nach

Schweizer Emigranten Der Privat-Fernsehsender «3plus» begleitet Auswanderer. Auch Ostschweizer sind dabei.

Mathias Frei
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Die Frauenfelderin Amanda lebt nun in Schweden. (Bild: pd)

Die Frauenfelderin Amanda lebt nun in Schweden. (Bild: pd)

Vor 150 Jahren, zu Zeiten der Industrialisierung, nahm die Schweizer Auswanderung ihren Anfang. Schweizer Ortsnamen in Übersee, etwa New Glarus oder New Bern in den USA, die an damalige Neugründungen erinnern, sind Zeugen jener Zeit. Mittlerweile ist zwar die humanitäre Tradition der Schweiz und damit die temporäre oder dauerhafte Zuwanderung ungleich präsenter. Aber auch heutzutage wagen jedes Jahr 30 000 Schweizer den Schritt in die Fremde.

Der Schweizer Privatsender «3plus» zeigt ab Donnerstag die zweite Staffel von «Adieu Heimat – Schweizer wandern aus». In acht Folgen werden Schweizer porträtiert, welche die alte Heimat für immer hinter sich lassen. Waren die Auswanderungsgründe im 19. Jahrhundert vor allem wirtschaftlicher, aber auch politischer oder konfessioneller Natur und von existenziellen Nöten begleitet, so wandern zumindest die TV-Emigranten freiwillig aus.

USA – Frauenfeld – Schweden

«Home is where my heart is», sagt die 30 Jahre alte Amanda La Bellezza. Der Liebe wegen wohnt sie deshalb mit ihrem Freund Joey, der Gitarrist der Punk'n'Roll-Band «Psychopunch» ist, seit September im schwedischen Västeras. Ihre Tante führt in Frauenfeld ein Schuhgeschäft. «Ich vermisse sie», gibt Amanda zu, die selber auch in Frauenfeld gewohnt hat, «aber nur weil die Mieten günstiger sind als in Zürich». Und Joey habe jeweils das Brauhaus-Bier genüsslich verköstigt.

Amanda lebte auch während einigen Jahren in New York, «on and off», machte sich dort als Stylistin einen Namen. Dann lernte sie Joey an einem Konzert in Wien kennen und lieben. Wieder zurück in der Schweiz lief die Fernbeziehung drei Jahre und 40 Flüge nach Schweden weiter. Dann der Entschluss, nach Västeras zu ziehen. «Logisch, Joey ist meine grosse Liebe, sonst würde ich nicht soviel aufgeben.» Nun sind ihre Pläne: Schwedisch lernen, arbeiten, glücklich sein, «alles ganz normal, ganz konservativ». So ein Spiesserleben führt die Frauenfelderin dann aber doch nicht. Ihre freizügigen Bilder, bei denen eine schwedische Fahne Amandas Kurven notdürftig verhüllt, kommentiert sie: «Macht euch nackig, solange ihr jung und knackig seid.»

Der Vergleich mit dem deutschen TV-It-Girl Daniela Katzenberger, welche in einer TV-Doku-Soap eine Bar auf Mallorca eröffnet, ist deshalb nicht von der Hand zu weisen. Amanda als neue Katzenberger? «Der Vergleich stört mich nicht.» Am wichtigsten sei so oder so die Familie. Und irgendwann will Amanda mit ihrem Joey in die Schweiz zurückkehren, aber nicht nach Frauenfeld, sondern nach Zürich oder Locarno.

Der Traum von der Party

Ein weiterer Emigrant ist der 29jährige Stadtsanktgaller Nicolas Kull. Destination: Ballermann, Mallorca. Auf der Online-Videoplattform Youtube findet sich von ihm, der sich «Prinz Willy M.» nennt, ein Videoclip zu seinem Song «Poolparty». Nicolas als Protagonist des Filmli wird von seiner Mutter geweckt. «Jetzt schau dich doch mal an, Junge. Aus dir wird nie was», tadelt sie ihn. Aber aus Nicolas wird was, zumindest auf Youtube. Eine CD in die Anlage und sich in Schale geworfen, schon geht das Partyleben in einem St. Galler Einfamilien-Garten los. Ein Barkeeper jongliert mit Flaschen, Frauen stehen Schlange, die Drinks sind farbig.

Diesen Traum will Nicolas in die Tat umsetzen. Da aber das Startkapital gerade mal ein paar Wochen reicht, muss der Durchbruch schnell kommen. Da kann «Prinz Willy M.» noch lange «Ich bin ein Rockstar» singen. Am mallorquinischen Strand jedenfalls ist das Feedback auf die königliche Gesangseinlage nicht umwerfend. Fortsetzung folgt.

«Adieu Heimat»: ab 13.10., jeweils Do 22.00 auf «3plus».

Der St. Galler Nicolas versucht sein Glück auf Mallorca. (Bild: pd)

Der St. Galler Nicolas versucht sein Glück auf Mallorca. (Bild: pd)