Startseite
Ostschweiz
Der Krisenmodus an den Schulen könnte über die Frühlingsferien hinaus andauern. Parlamentarier von FDP und CVP verlangen Pläne und Entscheide vom Bildungsdepartement.
Noch eine Woche Ausnahmezustand, dann haben die St. Galler Schulen den Sprung in die Frühlingsferien geschafft. Ob am 20. April der normale Unterricht wieder beginnen kann, steht allerdings in den Sternen. Raphael Frei, Schulleiter in Waldkirch und Präsident der FDP Kanton St. Gallen, glaubt eher nicht daran. Wahrscheinlich sei, dass das Distance Schooling weitergehe. «Wir müssen uns jetzt auf die Zeit nach den Frühlingsferien vorbereiten.» Viele Schulen hätten die Umstellung auf den Heimunterricht gut bis sehr gut gemeistert, manche seien aber überfordert, falls sich der Krisenmodus fortsetze. «An der Oberstufe Waldkirch beispielsweise sind wir mehr oder weniger problemlos gestartet – die Mittel für das Unterrichten auf Distanz sind für uns nichts Neues, wir arbeiten schon länger damit.» Gerade für Primarschulen gelte das aber nicht unbedingt, dort sei die Herausforderung tendenziell grösser.
Bislang haben die Schulen das Distance Schooling weitgehend selbstständig organisiert – auch was die Lerninhalte betrifft. Der Kanton hilft, indem er Fragen beantwortet. Das könne aber kein Dauerzustand sein, sagt Frei. «Falls die Phase länger andauert, muss der Kanton einheitliche Vorgaben machen. Sonst droht ein völliger Wildwuchs.» Der FDP-Präsident hat darum eine Einfache Anfrage an die Regierung gerichtet.
Frei schlägt vor, dass das Bildungsdepartement eine Taskforce mit Fachpersonen einsetzt, die einheitliche Lösungen und Regelungen für einen längerfristigen Schulbetrieb auf Distanz ausarbeitet. Die Taskforce könnte laut Frei ein einheitliches Kommunikationstool definieren, ebenso könnte sie sinnvolle Online-Zusatzmaterialien je nach Schulstufe auflisten. Weiter soll der Kanton Vorgaben für das Vermitteln von neuen Lerninhalten via Distance Schooling erlassen. Denn im aktuellen Krisenmodus ist nur das Repetieren von bisherigem Schulstoff vorgesehen. «Aber irgendwann müssen wir ja wieder vorwärtskommen», sagt Frei. Er will darum von der Regierung unter anderem wissen, ob sie bereit sei, neue Lerninhalte wieder zuzulassen und einen Minimallehrplan festzulegen. Auch fragt er, wie die Beurteilung via Prüfungen und Zeugnisse funktionieren soll, falls der Ausnahmezustand länger andauert. Und schliesslich: «Wann dürfen die Schulträger einen Entscheid über das weitere Vorgehen nach den Frühlingsferien erwarten?»
Die CVP sieht wegen des Fernunterrichts noch eine weitere Schwierigkeit. Trotz aller Bemühungen der Schulen könnten manche wichtige Inhalte aus der Distanz schlicht nicht vermittelt werden, warnt Sandro Hess, Kantonsrat und Schulleiter der Oberstufe Altstätten. Dazu gehöre der Berufswahlunterricht. Falls der Unterricht für längere Zeit ausfalle, werde das «für die Berufswahl zu einem schwerwiegenden Problem», heisst es in einer Einfachen Anfrage an die Regierung, die Hess zusammen mit Andreas Broger und Patrick Dürr eingereicht hat. Den Schülerinnen und Schülern in der Berufswahlphase fehle es an Unterstützung und sie würden wichtige Zeit verlieren. «Die allermeisten Unternehmen haben schon jetzt die Schnupperlehren bis auf weiteres gestrichen.» So bestehe die Gefahr, dass keine fundierten Berufsentscheide gefällt würden und es vermehrt zu Lehrabbrüchen komme. Die CVP-Parlamentarier wollen von der Regierung wissen, welche Möglichkeiten sie sieht, um die Situation für diese Jugendlichen zu entschärfen.
Erste Antworten des Kantons zu den weiteren Schritten für die St.Galler Schulen sind an der Medienkonferenz der Regierung am kommenden Dienstag zu erwarten.