LIPPERSWIL. Die Connyland-Delphine wurden nicht vergiftet, sagt die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen. Shadow und Chelmers sind wegen falscher Behandlung gestorben. Gegen einen deutschen Tierarzt ergeht Strafbefehl. Er soll 4000 Franken Busse zahlen.
Für Nadja Gasser, Mitbesitzerin des Connylands, war es «der schlimmste Albtraum meines Lebens». Im November 2011 starben innerhalb einer Woche die Delphine Shadow und Chelmers. Noch heute sind die Connyland-Verantwortlichen überzeugt: Die Tiere sind vergiftet worden.
Die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen kommt zu einem völlig anderen Schluss. Gift als Todesursache könne ausgeschlossen werden, teilte sie gestern mit. Die Strafuntersuchungen sind beendet. Das Ergebnis: «Die Delphine sind an einer Hirnschädigung gestorben.» Die Ursache sei ein Antibiotikum, das zur Behandlung von Infektionen eingesetzt wurde. «Das Medikament Metronidazal war zu hoch dosiert und wurde über einen zu langen Zeitraum verabreicht.» Das sagt Stefan Haffter, stellvertretender Generalstaatsanwalt und Mediensprecher.
Zwei Gutachten seien zu diesem Schluss gekommen. Das erste stammt vom Institut für Veterinärpathologie der Uni Zürich. Die Staatsanwaltschaft habe dann noch ein toxikologisches Zusatzgutachten vom Institut für Rechtsmedizin in St. Gallen eingeholt.
Aufgrund der Ergebnisse sei auch klar, dass der Lärm einer benachbarten Technoparty die Tiere nicht getötet habe. Tierschützer hatten vermutet, der Krach habe die Delphine zu sehr gestresst. Haffter sagt, die Ermittler seien allen Gerüchten nachgegangen, die in den Medien kursiert hätten. Man habe auch keine Spuren eines Einbruchs in die Fischküche des Connylands feststellen können.
Die Behandlung mit dem Antibiotikum hatte ein deutscher Tierarzt angeordnet, der als Spezialist für Meeressäugetiere international bekannt ist. Er hatte das Connyland beraten und unterstützt. Für die tiermedizinische Betreuung war ein hiesiger Veterinär zuständig.
Das Verfahren gegen den ortsansässigen Tierarzt wurde eingestellt. Der Delphin-Spezialist hat dagegen einen Strafbefehl wegen «mehrfacher fahrlässiger Tierquälerei» bekommen. Er muss eine Busse von 4000 Franken zahlen. «Er trug die Verantwortung», begründet Haffter. «Gestützt auf seine Erfahrung hätte er aufgrund der Symptome die Dosierung der Medikamente und den Zeitraum hinterfragen müssen.» Beide Entscheide sind noch nicht rechtskräftig. Es läuft eine Einsprachefrist von zehn Tagen.
Dass die Behandlung schuld sein soll am Tod der Delphine, glaubt man im Connyland nicht. «Wir sind hundertprozentig sicher, dass Gift im Spiel war», sagt Geschäftsführer Erich Brandenberger. Metronidazal werde weltweit für die Behandlung von Delphinen eingesetzt, und noch nie sei etwas passiert. «Die Tierärzte haben unser vollstes Vertrauen.»
Für die Vergiftungstheorie spreche der erste Untersuchungsbericht des Instituts für Rechtsmedizin St. Gallen. Darin stehe, dass im Urin der Tiere Buprenorphin gefunden worden sei, ein Schmerzmittel, das Atemlähmungen hervorrufen soll. Darauf habe der Todeskampf der Tiere hingedeutet, sagt Brandenberger. «Sie haben sich gekrümmt, und die Zunge hing heraus.» Niemand im Connyland habe den Delphinen dieses Mittel gegeben.
Wegen dieses Berichts habe die Staatsanwaltschaft ein toxikologisches Zusatzgutachten eingeholt, sagt Haffter. Buprenorphin sei aber weder im Blut noch im Urin gefunden worden, auch kein Blei oder Quecksilber.
Brandenberger hat dafür nur eine Erklärung: «Die Kadaver sind zwischen den Untersuchungen unsachgemäss gelagert worden.»
Woran auch immer ihre Artgenossen gestorben sind, für die drei lebenden Delphine ändert das nichts. Für sie ist es die letzte Saison in Lipperswil. Nadja Gasser sucht unermüdlich nach einem schönen Ort für ihre Lieblinge.