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Ostschweiz
Das Bildungsdepartement untersagt aufgrund der Coronapandemie «besondere Unterrichtsveranstaltungen» in Schulen bis in den Frühling. Darunter fallen Skitage und Lager. Der Entscheid, Skitage zu verbieten, stösst bei Bürgerlichen auf Unverständnis. Die Linke fordert derweil weitere Massnahmen gegen das Coronavirus.
Noch am Dienstag empfahl der Kanton, auf Skilager und Skitage zu verzichten, sprach sich aber gegen ein Verbot aus – anders als andere Ostschweizer Kantone. Tags darauf schwenkt die Regierung um: «Besondere Unterrichtsveranstaltungen» sind bis zu den Frühlingsferien untersagt. Dies teilt das Bildungsdepartement per Communiqué mit.
Der Grund: «Bei der Anfahrt zu solchen Veranstaltungen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Cars, in den Unterkünften vor Ort, aber auch bei der Nutzung der Infrastruktur in Skigebieten könnten aller Voraussicht nach Abstandsvorschriften nicht konsequent eingehalten werden», schreibt der Kanton. Zudem wäre mit deutlich mehr Kontakten zu Dritten zu rechnen, womit sich das Ansteckungsrisiko erhöhe. In der angespannten epidemiologischen Situation sei eine Inkaufnahme dieses Risikos nicht vertretbar. Die Regelung betrifft Primar- und Oberstufenschulen sowie die kantonalen Mittel- und Berufsfachschulen.
Am dritten Sessionstag des Kantonsrats äusserten sich alle Parteien zu dieser Regelung. Besonders das Verbot von einzelnen Ausflügen stiess auf breites Unverständnis. Dass man Skilager untersage, mache in Anbetracht der epidemiologischen Lage Sinn, sagte etwa FDP-Präsident Raphael Frei. Aber:
«Dass man aber Tagesausflüge bis in den Frühling verbieten will, ist nicht plausibel.»
Damit beschneide man die Autonomie der Schulgemeinden unverhältnismässig. «Das geht zu weit.»
Ins selbe Horn stiess die SVP. Christoph Gull sagte:
«Die Basis einer guten Gesundheit ist ein gutes Immunsystem.»
Deshalb sei es falsch, wenn man verhindere, dass Kinder an die frische Luft gingen. Auch sei wohl die Pause im Schulunterricht oder die Anreise in einem Schulbus nicht weniger gefährlich als die Anreise in ein Skigebiet oder das Skifahren.
Auch die CVP befand den Entscheid für «nicht ausgereift». Nicht eingehaltene Abstände im öffentlichen Verkehr seien ein schlechter Grund für ein Verbot, sagt Andreas Broger.
«Wieso soll eine Klasse oder immerhin eine halbe Klasse nicht einen Tagesausflug in ein Skigebiet machen sollen?»
Die GLP begrüsste die Absage der Skilager, jedoch sei nicht nachvollziehbar, weshalb Skitage nicht möglich sein sollen, so Franziska Cavelti Häller.
Auch für die SP sei der Entscheid bezüglich einzelner Ausflüge «nicht der Weisheit letzter Schluss», wie Bettina Surber sagte. «Wir betrachten die Entwicklung der Fallzahlen mit grosser Sorge.» Der Kanton St.Gallen befände sich, was die Anzahl Coronafälle pro 100'000 Einwohner angehe, auf dem unrühmlichen zweiten Platz. Man befürchte die Überlastung des Gesundheitssystems.
«Wir bitten deshalb die Regierung, weitere Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu prüfen.»
Ähnlich klang es vonseiten der Grünen. «Auch wir finden, dass diese Massnahme sehr weit geht, unterstützen sie aber angesichts der Fallzahlen», sagte Fraktionschef Meinrad Gschwend.
«Es geht jetzt darum, die Fallzahlen runter zu bringen. Da ist der Verzicht auf einen Skitag vertretbar.»
Ob das die Schülerinnen und Schüler auch so sehen? Während die besagten Veranstaltungen ausfallen, soll nämlich Unterricht durchgeführt werden. «Dieser ist in der Zeit der bestehenden Hindernisse aufgrund der Pandemie vorzuziehen», heisst es in der Medienmitteilung. Die Massnahmen gelten ab kommendem Montag.
Seit Anfang November gilt eine Maskenpflicht auch auf der Oberstufe sowie Vorgaben zum Sing- und Sportunterricht. Diese werden verlängert. «Mit einer Aufhebung der Maskenpflicht kann bei entsprechend positiver Entwicklung demnach frühestens ab Mitte Januar 2021 gerechnet werden», schreibt das Departement. Für die Mittelschulen und die Berufsfachschulen regelt der Bundesrat die Maskenpflicht.