Eine Panne, 134'000 Franken für eine Briefmarkensammlung und Gäste aus der ganzen Welt: Das Wiler Auktionshaus Rapp hat bewegte Tage hinter sich

Sammler aus Fernost buhlen um Briefmarken, Schweizer Goldmünzen erzielen einen Rekordpreis, und die Amerikaner zeigen grosses Interesse an Luxusuhren. Eine erste Bilanz des Auktionshauses Rapp in Wil.

Nancy Neuhauser
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Diese chinesische Stempelmarke ersteigerte ein Sammler für rund 4 (Bild: Ralph Ribi (Wil, 22. Mai 2019))

Diese chinesische Stempelmarke ersteigerte ein Sammler für rund 4 (Bild: Ralph Ribi (Wil, 22. Mai 2019))

134'000 Franken. So viel bezahlt ein Sammler aus Wien am Mittwoch für eine Briefmarkensammlung aus China. Er wolle diese weiterverkaufen, in der Hoffnung, einen noch höheren Preis zu erzielen. Der Wiener war aber nicht der Einzige, der Unsummen für Marken aus dem Reich der Mitte bezahlte.

Eine Steuermarke und eine Briefmarke, die den Drachengott Long zeigt, wechselten für jeweils rund 42'000 Franken den Besitzer. Das Interesse der Online­bieter aus China führte sogar so weit, dass das Netz während der Briefmarkenauktion zusammenbrach. Die Versteigerung musste unterbrochen werden.

Marianne Rapp, die Geschäftsführerin des Auktionshauses Rapp, sagt:

«Das waren drei Minuten, die sich während der Auktion lang anfühlten. Die Anspannung war gross, aber finanziell hat das keine Auswirkungen.»

Für eine positive Überraschung sorgte hingegen eine Sammlung von rumänischen Ochsenkopf-Briefmarken. Sie wurde auf 2000 Franken geschätzt und schliesslich für 56'120 Franken versteigert. «Dieses grosse Interesse war beeindruckend», sagt Rapp. Grund dafür sei der wiedererwachte Nationalstolz von Sammelnden aus Rumänien.

Sammelfieber in China ausgebrochen

Im asiatischen Raum scheint unter den Wohlhabenden das Sammelfieber ausgebrochen zu sein. Denn, nachdem die Sammler aus Fernost bereits bei der Briefmarkenauktion zugeschlagen hatten, lieferten sie sich auch am zweiten Auktionstag hitzige Bietergefechte. Versteigert wurden rund 400 Lose mit Münzen, Banknoten, Medaillen, Aktien und Orden. Marianne Rapp:

«Nummerierte und limitierte Sets mit exotischen Münzen aus dem asiatischen Raum waren besonders gefragt.»
Gefragt waren bei der Auktion besonders Stücke aus dem asiatischen Raum. (Bild: Ralph Ribi)

Gefragt waren bei der Auktion besonders Stücke aus dem asiatischen Raum. (Bild: Ralph Ribi)

Ein Bieterkampf entstand um ein Set der Republik Indonesien aus dem Jahr 1970. Dieses besteht aus fünf Gold- und fünf Silbermünzen. Das Set wurde um das Sechsfache des Schätzwertes verkauft. «Die Beteiligung von Bietenden aus dem asiatischen Raum war dabei riesig», sagt Rapp. Geboten wurde nicht nur im Saal, sondern auch am Telefon und online.

Eine Münze mit Tell

Zwar sind exotische Raritäten im Trend, trotzdem erzielt ein Goldmünzenpaar aus der Schweiz mit der Prägezahl 1970 den Rekordpreis bei den Münzen. Es wurde für fast 100'000 Franken versteigert. «Dieser Preis bestätigt unser Gespür für wertvolle Raritäten», sagt die Geschäftsführerin. Eine der Münzen zeigt Wilhelm Tell mit kampfbereiter Armbrust. Darunter steht der Satz «In den Waffen Freiheit und Friede».

Wegen dieser Prägung seien die Münzen schon während der Zeit des Kalten Krieges als militant betrachtet worden. Speziell ist ausserdem, dass die Münzen nie offiziell von der Nationalbank ausgegeben wurden. Sie dienten als Geschenke für Politiker. Die Amerikaner erweisen sich als grosse Fans von Schweizer Luxus-Präzisionsuhren. «Gerade Rolex-Uhren erleben einen bislang ungeahnten Schub», sagt Rapp. Das habe auch dazu geführt, dass Uhrenhersteller auf die Vermarktung von älteren und gebrauchten Modellen setzen.

Tausende Bieter rund um den Globus

Zu den schönsten Stücken der Schmuckauktion gehörte ein Diamant-Collier. Bereits im Vorfeld bekundeten viele Kunden aus Übersee Interesse.

Das Collier wurde für 50'000 Franken versteigert. Ob es wirklich nach Übersee oder sogar nach Hollywood geht, ist nicht bekannt. Die Bieterin möchte anonym bleiben.

Marianne Rapp schaut auf erfolgreiche Auktionstage zurück.

«Der Auktionssaal war an allen drei Tagen gut gefüllt, und wir hatten Gäste aus der ganzen Welt bei uns. Tausende rund um den Globus boten online und per Telefon mit».

Ausserdem bleibe der Glanz und Glamour noch für einen Tag in Wil. Heute findet die reine Online-Auktion von Schmuck und Uhren statt.