Startseite
Ostschweiz
Er hat das Vertrauen der Polizei: Omar Krasnic, 40 Jahre alt, führt ein kleines Studio in Sarajevo. Der Schmied fertigt Plaketten für Botschaften und manchmal auch für Thurgauer.
Bei einem Besuch in der Hauptstadt Bosniens, Sarajevo, kann man nicht nur Moscheen, Kirchen und Spuren einer turbulente Vergangenheit besichtigen, sondern auch das kleine Studio von Omar Krasnic, 40 Jahre alt, bekanntester Schmied von Sarajevo. Krasnic fertigt Plaketten für Kunden wie die österreichische oder amerikanische Botschaft. Manchmal auch welche für die Thurgauer Touristen.
Als ich ihn in seinem Studio in der Altstadt von Sarajevo besuche, lehnen grosse, runde Plaketten an der Wand, die von einem Mitarbeiter der Kantonspolizei Thurgau bestellt wurden. Wie kommt die Polizei dazu, in Bosnien Schmiedearbeit zu bestellen?
Verschiedene Polizisten würden Kontakte zu Partnerorganisationen im In- und Ausland pflegen, heisst es auf Anfrage bei der Kantonspolizei Thurgau. «Bei einem Besuch im nahen Ausland wurde ein Diensthundeführer auf die Plaketten aufmerksam. Über einen Drittkontakt wurden letztes Jahr zwei und dieses Jahr nochmals zwei solcher Plaketten bestellt.»
Es sei üblich, den abtretenden Kollegen zum Abschied ein Geschenk zu machen, gekauft mit im Team gesammeltem Geld. Matthias Graf, Sprecher der Kapo Thurgau, sagt:
«Es handelt sich nicht um eine offizielle Bestellung der Kantonspolizei Thurgau, und die Plaketten werden aus dem eigenen Portemonnaie bezahlt»
Seit 19 Jahren hantiert Krasnic mit Metall und fertigt eigensinnige Kunstwerke, verarbeitet Stahl, Messing, Aluminium zu Plaketten oder auch mal zu einem Büstenhalter für Fashionshows. Er fertigt auf Bestellung verschiedenste Dinge: Von Waffen-Replika aus dem Bosnien-Krieg für Museen bis hin zu Kleidern aus Metall für Mittelalter-Feste ist alles dabei.
Krasnic fertigt alle Plaketten von Hand, hämmert das Sujet mit dem Hammer ins Metall. An einer Plakette in der von den Thurgauern bestellten Grösse arbeitet er rund einen Tag, wie viel sie kostet, verschweigt er lieber. Er sagt:
«Aber nette Leute sind das, sie zahlen gut, und sie bestellen seit Jahren immer wieder nach.»