Begehrter Appenzeller

«Dann kam eines Tages ein Brief vom Bundesrat», erzählt André Frey. «Alle im Haus fragten sich, warum der Brief aus Bern an mich adressiert sei.

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Gediegene Pianobar wie man sie nur noch selten sieht: Chef de Bar André Frey und Pianist Mario. (Bild: mhu)

Gediegene Pianobar wie man sie nur noch selten sieht: Chef de Bar André Frey und Pianist Mario. (Bild: mhu)

Begehrter Appenzeller

«Dann kam eines Tages ein Brief vom Bundesrat», erzählt André Frey. «Alle im Haus fragten sich, warum der Brief aus Bern an mich adressiert sei.» Auch der Adressat wunderte sich, aber beim Öffnen wurde ihm klar: Bundesrätin Rutz Metzler hatte ihr Versprechen eingelöst. Frey erinnert sich noch gut an jenen Abend, als Metzler am Tag ihrer Wahl in den Bundesrat erschöpft in einen seiner Barsessel sank und sagte: «War das ein Tag!» Irgendwann kamen die frischgewählte

Bundesrätin, «die ja noch heute gleich um die Ecke wohnt», und ihr Mann mit Barchef Frey ins Gespräch. Frey holte sein Gästebuch hervor, ein Eintrag folgte, doch Frey wünschte sich noch ein Foto. Das holte die Magistratin per Bundesratsbrief nach.

Prominente Gäste

Im Hof Weissbad steigen oft Prominente ab. Frey sagt: «Es sind Gäste wie alle anderen auch. Die meisten wollen in Ruhe gelassen werden, einige sind zugänglich. An der Bar kommt man ins Plaudern und manchmal ist man plötzlich per Du.

» Diskretion sei sein oberstes Gebot, sagt Frey. «Auch Tina Turner war da. Keinem gab sie damals ein Autogramm. Ich aber hab's!» «Aufmerksamkeit, Diskretion, Fachwissen und Freude an Menschen», mache den guten Barkeeper aus. Manchmal sei man auch Psychiater – «der schlechtestbezahlte!», lacht Frey. Vierzehn Jahre ist er im Hof, seit zehn Jahren «Chef de Bar», vor fünf Jahren wurde Frey von einem Magazin zum Barchef des Jahres erkoren: «Eine Bestätigung für das, was man tut.»

Bubentraum verwirklicht

Frey, ein Quereinsteiger. Gelernt hat er Elektromonteur, wurde arbeitslos, bekam vom RAV einen Job als Serviceaushilfe im Hof und ist hängengeblieben. Ein Kreis hat sich geschlossen, sagt der 37-Jährige: «Ich wollte schon als Bub Oberkellner werden, obwohl ich nicht gewusst habe, was das ist.» In seiner Bar gibt es alles. «Und was ich nicht habe, braucht es nicht unbedingt», sagt der Fachmann. Was er sicher genügend im Lager hat, ist Appenzeller Alpenbitter.

Das Getränk sei derart begehrt, dass durchschnittlich zwei leere Flaschen pro Tag in die Altglassammlung gehen. Der grösste Lapsus sei ihm mal beim Drinkmixen passiert: Statt Ananassaft hat er zwei Deziliter Zitronensaft ins Glas gegeben: «Da fragte der Gast ganz schüchtern, ob mit dem Drink alles in Ordnung sei.»

Michael Hug

Bar im Hotel Hof Weissbad

Im Park

9057 Weissbad

Öffnungszeiten:

Täglich von 8 bis 1.30 Uhr

Stange: 4.50 Franken

Spezielles: Jeden Abend Pianomusik, öfters Live-Konzerte

www.hofweissbad.ch