Bauernland Ausserrhoden

In der Schweiz gibt es so wenige Landwirtschaftsbetriebe wie noch nie. Dieser Rückgang zeigt sich auch in den Ostschweizer Kantonen – mit Ausnahme von Appenzell Ausserrhoden.

Livia Caluori
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Hohe Investitionskosten – wie für diesen Melkstand – gelten als einer der zentralen Gründe für den Rückgang der Bauernbetriebe. (Bilder: Hannes Thalmann)

Hohe Investitionskosten – wie für diesen Melkstand – gelten als einer der zentralen Gründe für den Rückgang der Bauernbetriebe. (Bilder: Hannes Thalmann)

«Das Hauptproblem sind die fehlenden Jungbauern», sagt Markus Ritter, Präsident des St. Gallischen Bauernverbandes. Erstmals gibt es in der Schweiz weniger als 60 000 Landwirtschaftsbetriebe – nämlich noch 59 065; das sind 969 Bauernhöfe weniger als im Vorjahr.

Dieser Rückgang ist auch in den Ostschweizer Kantonen zu beobachten. In St. Gallen ging die Zahl der Bauernhöfe von 4608 auf 4592 zurück, im Thurgau von 2991 auf 2947 Betriebe, in Appenzell Innerrhoden von 539 auf 534 Höfe.

Zunahme dank Nachwuchs

Anders ist die Situation in Ausserrhoden. Dort ist – entgegen dem allgemeinen Trend – eine leichte Zunahme von 809 auf 814 Bauernhöfe zu verzeichnen. Das liege möglicherweise am ausreichenden Bauernnachwuchs, sagt Jakob Scherrer, Leiter des Ausserrhoder Landwirtschaftsamtes. Doch er relativiert zugleich: «Der Anstieg der Anzahl Bauernhöfe ist aber wohl eher Zufall.»

Mit Strukturwandel leben lernen

Anfang der 80er-Jahre gab es gesamtschweizerisch noch 30 000 Betriebe mehr als heute. Das geht aus einer Medienmitteilung des Bundesamtes für Statistik hervor. Seither nimmt die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe von Jahr zu Jahr um ein bis zwei Prozent ab. Auch langfristig sei nicht mit einer Stagnation oder gar einem Anstieg zu rechnen, schreibt das Bundesamt. «Wir müssen lernen, mit dem Bauernsterben – auch Strukturwandel genannt – umzugehen», sagt Markus Ritter, «zudem hoffen wir auf eine neue Bauerngeneration.»

Investitionen als Risiko

Für das Bauernsterben werden viele und unterschiedliche Gründe genannt. Einerseits seien die unregelmässigen und vor allem langen Arbeitszeiten ein grosser Nachteil. Andererseits sei die Verantwortung, welche die Landwirte trügen, hoch. «Dies kann abschreckend wirken», sagt Markus Ritter.

Der Hauptgrund für das Bauernsterben ist aber wohl das geringe Einkommen bei gleichzeitig hohem Investitionsbedarf. Es sei ein grosses Risiko, viel Geld für einen teuren Hof und moderne Maschinen auszugeben, wenn der Verdienst gleichzeitig eher bescheiden sei, sagt Bruno Inauen, Landwirtschaftssekretär des Kantons Appenzell Innerrhoden. Vor allem für junge Familien sei dies ein grosser Nachteil. «Viele Bauern leben heute <modern>. Sie wollen mit der Familie in die Ferien verreisen oder ein Wellness-Wochenende mit der Frau geniessen», sagt Bruno Inauen.

Bauern mit Nebenerwerb

Für die Zukunft sieht Bruno Inauen eine Aufteilung des landwirtschaftlichen Sektors: Grossbetrieben, die maschinell bewirtschaftet werden, werde eine Vielzahl von Bauernfamilien gegenüberstehen, die auf einen zusätzlichen Nebenerwerb angewiesen seien.

Weniger Nutzfläche

Neben der Anzahl Bauernhöfe hat gesamtschweizerisch auch die landwirtschaftliche Nutzfläche abgenommen. Vergangenes Jahr wurde noch gut eine Million Hektaren an Nutzfläche bewirtschaftet (1 051 747); das sind 3902 Hektaren weniger als im Vorjahr.

Auch in den Ostschweizer Kantonen nahm die Nutzfläche ab: In St. Gallen ging sie von 72 177 Hektaren auf 72 063 zurück, in Appenzell Innerrhoden von 7143 auf 7136 und in Appenzell Ausserrhoden von 12 096 auf 12 075.