Ausreisezentrum Kreuzlingen: Deutsche Befürchtungen bisher nicht eingetroffen

Im Kreuzlinger Ausreisezentrum sind seit Anfang März Asylsuchende untergebracht, die auf ihre Abschiebung warten. Die Angst auf deutscher Seite war gross, dass viele von ihnen in Deutschland untertauchen. Bisher ist das nicht eingetroffen.

Ida Sandl
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Seit März ist das Empfangszentrum in Kreuzlingen zum Ausreisezentrum geworden. (Archivbild: Nana do Carmo)

Seit März ist das Empfangszentrum in Kreuzlingen zum Ausreisezentrum geworden.
(Archivbild: Nana do Carmo)

Die Aufregung peitschte kurz hoch: Sie erfasste Politiker und Journalisten auf der deutschen Seite. Von einer «Käse-Grenze» war die Rede – mehr Löcher als Substanz. Der Schweiz wurde unterstellt, sie wolle bauernschlau einen Teil ihres Asyl-Problems auf die Deutschen abschieben. Auf Konstanz, um genau zu sein. Frank Hämmerle, scheidender CDU-Landrat, und bekannt dafür, die Dinge beim Namen zu nennen, warf sich in die Bresche. Er befürchte «eine Verschärfung der Sicherheitslage», zitierte der «Südkurier».

Auch bisher sind schon Personen illegal in Deutschland untergetaucht

Stein des Anstosses war das neue Ausreisezentrum, dass Anfang März in Kreuzlingen eröffnet wurde. Nur 300 Meter von der Grenze entfernt. Allerdings hiess das Ausreisezentrum vorher Empfangszentrum und auch dort waren schon Asylsuchende untergebracht, die ausreisen mussten, stellt Lukas Rieder klar, Mediensprecher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements.

Und immer schon gab es solche, die sich Richtung Deutschland aus dem Staub gemacht haben. 2017 kamen im Gebiet der Bundespolizei Konstanz 1048 Menschen illegal über die Grenze. Letztes Jahr waren es 866. Dieses Jahr, von Januar bis März, also noch vor Eröffnung des Bundesausreisezentrums bereits 229. Die Bundespolizei Konstanz stellt «keine signifikante Steigerung von unerlaubten Einreisen» fest, die mit dem Bundesausreisezentrum zusammen hängen, sagt Sprecherin Bettina Stahl.

Der illegale Grenzverkehr ist keine Einbahnstrasse

Derzeit seien im Ausreisezentrum 77 abgelehnte Asylbewerber untergebracht, sagt Rieder. Davon seien zwölf Personen unkontrolliert abgereist. Doch selbst, wenn jemand unkontrolliert ausreist, zuständig für sein Asylgesuch bleibe das Land, in dem das Asylgesuch gestellt wurde: also die Schweiz. Der illegale Grenzverkehr ist keine Einbahnstrasse: Dieses Jahr, bis 30. April, hat die Schweiz 375 Gesuche an deutsche Behörden gerichtet. Sie sollen sich um Asylgesuche von Personen kümmern, die bereits in Deutschland registriert wurden. Im letzten Jahr waren es insgesamt 1524.