WUPPENAU: Widerstand gegen die Kiesgrube

Eine neuformierte Interessengemeinschaft wehrt sich gegen die Pläne der Baufirma Cellere AG. Die IG PRO Leitbild/DepoNIE bekämpft die Pläne für eine Umzonung zur Ausbeutung des Bodens im grossen Stil.

Mario Testa
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Maurus Duelli, Mitglied der IG Pro Leitbild / DepoNIE, wehrt sich gegen die Zonenplanänderung zum Ausbau der Kiesgrube. (Bild: Mario Testa)

Maurus Duelli, Mitglied der IG Pro Leitbild / DepoNIE, wehrt sich gegen die Zonenplanänderung zum Ausbau der Kiesgrube. (Bild: Mario Testa)

Mario Testa

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@thurgauerzeitung.ch

Wuppenau ist «natürlich sympathisch». So steht es im Leitbild der Gemeinde, das Maurus Duelli in der Hand hält. Der pensionierte Ingenieur befürchtet, dass es vorbei ist mit diesem positiven Image, sollte die Baufirma Cellere AG in Wuppenau wieder eine Kiesgrube auftun. «Wenn diese Kiesgrube kommt, können wir unser Leitbild verbrennen, dann ist es vorbei mit natürlich und sympathisch», sagt er. Mit Gleichgesinnten hat Duelli vor einem Monat die Interessengemeinschaft (IG) PRO Leitbild/DepoNIE gegründet. Die IG will die Wuppenauer Bevölkerung mit Informationen über das grosse Bauvorhaben versorgen, die sie weder von der Cellere AG noch in der Botschaft zur Zonenplanänderung findet. «Ich hoffe und bin auch davon überzeugt, dass die Wuppenauer nicht einfach so die Katze im Sack kaufen und die Zonenplanänderung ablehnen werden, wenn sie erfahren, was sie mit dieser Kiesgrube alles erwartet», sagt Duelli. «Mangelnde Information zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Cellere-Vorhaben.»

Die Cellere AG will auf einer Fläche von über zwei Hektaren in der Groosswis am Hang des Greutensbergs eine Kiesgrube auftun und den Untergrund in den kommenden zwölf Jahren ausbeuten. Gegen eine halbe Million Kubikmeter Kies will die Baufirma in dieser Zeit abbauen – und die Grube vorzu mit Aushubmaterial wieder auffüllen. Dazu muss das Gebiet von der Landwirtschafts- in eine Abbauzone umgezont werden. An der Gemeindeversammlung vom 29. März stimmt der Wuppenauer Souverän über diese Änderung ab. Die Zonenplanänderung mit Gestaltungsplan und Umweltverträglichkeitsbericht wurde von Fachstellen im Departement für Bau und Umwelt vorgeprüft und als rechtskonform und umweltverträglich beurteilt. Auch der Wuppenauer Gemeinderat stützt diese Schlussfolgerung – nicht aber die Mitglieder der PRO Leitbild/DepoNIE. «Es ist natürlich schwierig, gegen ein Projekt anzukämpfen, das von Kanton und Gemeinde unterstützt wird. Aber diesmal ist das Fuder massiv überladen und deshalb kämpfen wir.»

Gesteinsbrocken müssen zu Kies zertrümmert werden

Die grösste Befürchtung der Kiesgruben-Gegner ist der Lärm, der aufs Dorf zukommen würde, sollte der Kiesabbau beginnen. «Im Hang hat es gar keinen Kies, da gibt es nur Nagelfluh-Felsen. Also können nur grosse Brocken herausgebrochen werden, die dann zuerst mit grossen Dumpern transportiert und anschliessend in einem Brecher zerkleinert werden. Das ist sehr lärmintensiv», sagt Duelli. Er glaube zwar auch, dass die Lärmgrenzen einer Industriezone nicht überschritten würden, «aber in unsere ruhige, ländliche Gemeinde passt einfach keine Industrie». Der ehemalige Wuppenauer Schulpräsident betont, dass er den Plänen der Cellere anfangs mit grosser Offenheit gegenübergestanden sei. «Aber mittlerweile habe ich gemerkt, dass man uns einfach über den Tisch ziehen will.» Zwar habe die Cellere die Anwohner wie ihn informiert, aber aus dem ursprünglich versprochenen Einbezug sei nie etwas geworden.

Nebst dem Lärm durch den Abbau des Gesteins müsse auch mit massiv mehr Lastwagenverkehr gerechnet werden. «Laut Zählungen fahren heute durchschnittlich 250 Lastwagen über die Hauptstrasse. Dieser Wert wird an bauintensiven Tagen annähernd verdoppelt werden, davon bin ich überzeugt», sagt Duelli. Er und die IG befürchten auch, dass die Chauffeure nicht nur die Hauptstrasse benutzen werden, sondern zu Gunsten des kürzesten Wegs auch die Landstrassen rund um Wuppenau.