Mittagstische gibt es nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Einen davon bietet die Katholische Kirchgemeinde zweimal monatlich im Pfarreiheim an. Dabei geht es um viel mehr als nur um die Verpflegung.
Die Besucher des Mittagstischs trudeln pünktlich um 12.15 Uhr ein. Die Köchinnen tätigen in leichter Hektik die letzten Handgriffe – schon bald werden sie eine wohlriechende Buchstabensuppe servieren. Derweil begrüsst Pfarrer Toni Bühlmann die Gäste und kündigt den 66. Geburtstag eines Besuchers an. Dieser wird mit grossem Beifall gefeiert. Der eine oder andere steht gar auf, um dem Geburtstagskind zu gratulieren.
Sobald das Essen serviert ist, herrscht Ruhe im Saal. Und die Speisen scheinen zu munden. Die Antwort auf die Frage, wie das Essen generell schmecke, lautet denn auch: «Immer guet!» Eine Besucherin fügt an: «Und schön dekoriert ist es hier!» In der Tat: Die Sonnenblumen auf dem Tisch lassen an diesem regnerischen, tristen Tag etwas Sommergefühl aufkommen. Die Stimmung an den Tischen ist angenehm und familiär: Es wird viel geredet und gelacht.
Die Besucher erzählen sich Witze, reden aber auch über Alltägliches wie Arztbesuch, Freunde und Bekannte sowie darüber, was in der Nachbarschaft so alles läuft.
Den Köchinnen des katholischen Mittagstisches ist es wichtig, frische Zutaten zu verwenden und nicht Fertiggerichte zu servieren. Da sie allesamt Hobbyköchinnen sind, stellt der Mittagstisch für sie auch eine Chance dar, ihre Kochkünste zu verbessern. Die Hauptverantwortliche, Marie-Louise Hoch: «Dabei soll jede der Helferinnen einmal Regie führen.
» Hoch ist erst seit sechs Monaten im Einsatz. «Der Mittagstisch ist eine dankbare Arbeit», sagt die 61-Jährige. Vor allem die Herausforderung und die Möglichkeit, etwas auszuprobieren, gefallen ihr. Dabei sind Spontanität und Flexibilität gefragt. Kurzfristige Absagen sowie auch Anmeldungen am selben Tag sind keine Ausnahme.
Martina Breitenbach, die zweite Köchin im Dreierteam, sagt dazu schmunzelnd: «Wenn plötzlich vier Besucher mehr da sind, verzichten wir Helferinnen halt auch mal auf das Dessert.» Breitenbach ist schon seit sechs Jahren beim Mittagstisch dabei. Die dritte Köchin, Maria Mazini, ist heute ferienhalber abwesend.
Seit 1997 besteht der Mittagstisch der Pfarrei nun schon.
Vor allem alleinstehende Pensionierte nutzen das Angebot der Katholiken – ein Pendant gibt es im übrigen auch bei den Evangelischen. Einige der Anwesenden besuchen den katholischen Mittagstisch, seit er existiert. Schon längere Zeit regelmässig dabei ist Esther Rigling. Sie sagt, währenddem sie das Dessert geniesst: «Es entsteht eine Gemeinschaft, da man etwas gemeinsam erlebt. Man sitzt sich gegenüber und kann während des ganzen Mittags miteinander reden.
Man kann sich auch ohne Probleme mal an einen neuen Tisch setzen und mit anderen Leuten ins Gespräch kommen.» Esther Rigling hat auch schon einen Todesfall in der Gemeinschaft miterlebt – ein Anlass, zusammen eine Gedenkkarte zu gestalten.
Laut Marie-Louise Hoch ist der Mittagstisch offen für alle. Menschen aus allen Glaubensrichtungen und Gesellschaftsschichten seien akzeptiert. Die Finanzierung ist so geregelt, dass ein Zahlkörbli auf dem Tisch steht.
Als minimaler Preis werden zehn Franken verlangt. Das letzte halbe Jahr habe es für zweimal Wein zum Essen gereicht, ergänzt Martina Breitenbach.
Als Hauptherausforderung bei der Durchführung des Mittagstisches sehen die Köchinnen die Kücheneinrichtung. «Die Küche ist veraltet, wir kochen auf nur zwei Platten. Und das Geschirr ist auch manchmal knapp», sagt Martina Breitenbach. Bei 30 Besuchern im Schnitt sind die Raum- und vor allem die Kochkapazitäten somit bereits am Limit.
«Ideal wären zwei Kochequipen. Die einen kochen und servieren, die anderen machen den Abwasch», ergänzt Martina Breitenbach. Derweil verabschieden sich die Besucher persönlich und betonen nochmals, wie köstlich das Mahl gewesen sei und wie dankbar sie für das Angebot seien. Mit einem Lächeln im Gesicht gehen die Köchinnen zurück in die Küche und beenden den Mittagstisch. Der Abwasch wartet – der aber ja vielleicht bald von anderen übernommen wird…