Wo billig wohnen möglich ist

KREUZLINGEN. Der Ruf nach bezahlbaren Mieten in der Stadt Kreuzlingen wird lauter. Einige Genossenschaften bieten aber immer noch wirklich günstige Wohnungen an. Sie gehen nur meistens unter der Hand weg.

Martina Eggenberger Lenz
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Diese Mehrfamilienhäuser an der Konstanzerstrasse und am Finkernweg gehören einer Gesellschaft für gemeinnützigen Wohnungsbau. (Bild: Reto Martin)

Diese Mehrfamilienhäuser an der Konstanzerstrasse und am Finkernweg gehören einer Gesellschaft für gemeinnützigen Wohnungsbau. (Bild: Reto Martin)

Eine Viereinhalbzimmerwohnung für 700 Franken? Das gibt es auch in Kreuzlingen noch. Eine Genossenschaft bietet im Osten der Stadt 48 Wohneinheiten für weit weniger als 1000 Franken an. Der Präsident will anonym bleiben, da er nicht mit Anfragen überhäuft werden möchte.

Die Mietpreise sind in Kreuzlingen momentan ein vieldiskutiertes Thema. Aktuell sind die Fälle der Mehrfamilienhäuser an der Bach- und an der Sonnenstrasse, wo günstiger Wohnraum verloren geht, weil Luxussanierungen anstehen (unsere Zeitung berichtete). Die SP initiiert die Gründung einer Wohnbaugenossenschaft. Der Mieterverband fordert den Stadtrat auf, Einfluss zu nehmen, um bezahlbaren Wohnraum zu sichern.

Für kleine Ansprüche

Zurück zu den günstigen Wohnungen im Osten: der Genossenschaftspräsident warnt davor, Äpfel mit Birnen, sprich die Genossenschaftswohnungen mit einem heutigen Neubau zu vergleichen. Die Genossenschaftswohnungen sind 60 Jahre alt. Küche und Bäder sind renoviert, einfach eingerichtet und die Grundrisse der Zimmer eher klein. Hohe Platzansprüche könne man damit nicht befriedigen, sagt der Präsident.

Aber die Wohnungen sind wegen der günstigen Preise gefragt. «Wenn eine Wohnung frei wird, ist sie gleich wieder besetzt.» Ausschreiben muss man nicht. Zukünftige Auszüge sprechen sich herum. Die Verantwortlichen der Siedlungen führen Wartelisten. Bei der Vergabe der Wohnungen lasse man die Ethik walten, sagt der Präsident. Weniger Verdienende oder Alleinerziehende hätten Vorrang. Dennoch ist man keine Sozialsiedlung. Die meisten Mieter seien arbeitstätig.

Wohnen wie Beamte

Eine andere Wohnbaugenossenschaft hat Mehrfamilienhäuser an der Grenzbachstrasse sowie an der Halden- und Stählistrasse. Auch hier sind die Wohnungen vergleichsweise günstig. Eine 4-Zimmer-Wohnung in den älteren Häusern im Gebiet Bernrain ist für 1000 Franken inklusive zu haben. Die etwas grössere Variante beim Emmishofer Zoll kostet 1300 Franken warm. «Die Genossenschaft hat die Häuser eigentlich für Bundesbeamte gebaut», sagt Kassier Werner Laube. Heute gebe es bei der Festungswacht, beim Grenzschutz, der Post oder der Bahn aber nicht mehr so viele Mitarbeiter wie früher. Daher vermiete man jetzt auch an Externe. Wer bei einem Bundesbetrieb angestellt ist, profitiert allerdings auch heute noch von einem Spezialrabatt auf den Mietzins. Von den insgesamt 50 Wohnungen kommen meist alle dank Mund-zu-Mund-Propaganda weg. «Wir haben aber auch schon Inserate schalten müssen», berichtet Laube, selbst pensionierter Bähnler.

Rabatt für Wenigverdiener

Keine Genossenschaftswohnungen, aber Wohnungen, die der Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Logis Suisse gehören, befinden sich an der Konstanzerstrasse und am Finkernweg. Die 69 Wohnungen wurden 1994 erbaut. Die Mehrfamilienhäuser sind sogenannte WEG-Objekte. Das heisst, die Eigentümerin hat vom Bund Darlehensgelder erhalten. Dafür unterstehen die Häuser einer vorgegebenen Lastenplan-Miete. Die Zinsen sind günstiger als die Marktpreise. Eine Dreieinhalbzimmerwohnung kostet zum Beispiel 1500 Franken inklusive. Daniel Senn, Portfolio-Manager bei Logis Suisse, macht darauf aufmerksam, dass Mieter zusätzlich eine Verbilligung beantragen können. Diese Möglichkeit haben einkommensschwache Personen, AHV- und IV-Rentner sowie Studenten. Derzeit profitieren 17 Mietparteien davon.

«Diese Wohnungen gehen jeweils sehr gut weg», sagt Michael Zürcher, Teamleiter Bewirtschaftung bei der Privera, welche die Immobilie verwaltet. Es gebe jeweils einzelne Personen auf Wartelisten. Im letzten Jahr verzeichnete man einen einzigen Leerstand – während eines Monats.