STEINEBRUNN. Auf dem Biohof von Hans Oppikofer können ab sofort maximal acht Kühe ihren Lebensabend verbringen. Der Tierschutzverein Bischofszell, Weinfelden und Umgebung hat den Landwirt für das vor zwölf Jahren ins Leben gerufene Projekt «Viva la Vacca» gewinnen können.
Noch liegt kein Stroh im Stall – kein Kuhfladen am Boden und keine Kuh, die Landwirt Hans Oppikofer anschaut. Doch der Biobauer ist bereit. Bereit, um acht Kühen einen Altersplatz zu geben. Dies im Zusammenhang mit «Viva la Vacca». Das Projekt stammt vom Tierschutzverein Bischofszell, Weinfelden und Umgebung.
Seit zwölf Jahren sucht dieser immer wieder Plätze für Kühe, die ausgedient haben – meist keine Milch mehr geben können. «Die Tiere haben in ihrem Leben etliches geleistet», sagt Reinhold Zepf. Der Präsident des Tierschutzvereines weiss, dass die Kühe für die Bauern eine spezielle Bedeutung haben, und sie sie nicht einfach in den Schlachthof geben wollen. Jede habe ihre eigene Geschichte.
Ins Rollen brachte das Projekt die Kuh Kassja in der Nähe von Schaffhausen. Sie zeigte sich bei Spaziergängern auf der Weide sehr zutraulich und weckte das Interesse einer Schulklasse. Als der Lehrer erfuhr, dass die Kuh zum Schlachter sollte, kaufte er das Tier dem Landwirt kurzerhand ab. Nur wusste er nicht, wohin damit. Er wandte sich an verschiedene Tierschutzorganisationen. Bei Reinhold Zepf stiess der Lehrer auf offene Ohren.
«Viva la Vacca» bietet im Thurgau und St. Gallen auf vier verschiedenen Höfen rund fünfzig Gnadenbrot-Plätze an. Das Projekt lebt vorwiegend von Geldspenden. Ebenso ist eine Patenschaft für eine Kuh oder sogar mehrere Tiere möglich. Die Paten könne die Tiere jederzeit besuchen und zu ihnen eine Beziehung aufbauen.
Über die Aufnahme und Plazierung entscheidet der Vorstand des Tierschutzvereins Bischofszell, Weinfelden und Umgebung. «Es muss eine Kuh mit eigener, spezieller Geschichte sein», sagt Zepf. Die Patenschaft muss dabei gewährleistet sein.
Stall grösstenteils Lager
Hans Oppikofer hielt auf seinem Betrieb bis vor zehn Jahren Milchkühe. Danach wechselte er zur Biobeefproduktion. Auch Schottische Hochlandrinder und Munis fanden im Stall beim Biolandwirt schon Unterschlupf.
«Mit unserer Baumschule ging vor neun Jahren viel Weidefläche weg», sagt Oppikofer. Er führt zusammen mit Willi Scherrer aus Egnach die grösste Biobaumschule in der Schweiz. Damit Oppikofer seine 12 000 Liter Süssmost vom Hochstammobst lagern kann, baute er vor kurzem den Stall zum grössten Teil als Lagerfläche um. Oppikofer machte sich Gedanken, wie er den restlichen Platz optimal nutzen kann. «Ich hatte verschiedene Ideen, aber als Reinhold Zepf mich mit der Anfrage im Zusammenhang mit <Viva la Vacca> kontaktierte, war für mich der Fall klar», sagt Oppikofer. Die Idee fand bei allen Beteiligten auf dem Mausacker grossen Anklang.
Die Tiere gehören dem Tierschutzverein Bischofszell, Weinfelden und Umgebung und werden beim Landwirt in Steinebrunn gegen Entgelt ins Futter gestellt. Bei Oppikofer sind alle Kühe willkommen. Auch solche mit Hörnern.
Hans Oppikofer ist gespannt, wie sich sein Kuh-Altersheim entwickelt. Für ihn steht fest: «Das Ganze soll tierfreundlich sein und bleiben.» Sein Ziel ist es nicht, Kühe möglichst lange am Leben zu erhalten. Oppikofer will den Tieren ein Zuhause bieten, solange die Lebensqualität gewährleistet ist.