Weinfelden: Serientäter vor Gericht

Wegen unzähliger Delikte im Zeitraum zwischen den Jahren 2005 und 2007 musste sich gestern ein 21jähriger Schweizer aus Arbon vor dem Weinfelder Bezirksgericht verantworten.

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Weinfelden. Als «Outlaw, der sich an keine Regeln mehr hielt» bezeichnete der Staatsanwalt den Beschuldigten. Die Anklageschrift umfasst insgesamt 30 Punkte. Das Sündenregister des jungen Mannes umfasst neben vielem anderen Diebstahl, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Fahren ohne Führerausweis – alles mehrfach – und Drogenkonsum. Begonnen hatte die Deliktserie im Januar 2005. Der Angeklagte entwendete den Firmenwagen seines Lehrbetriebes und benutzte ihn für mehrere Fahrten. Einen Führerschein hatte er nie gemacht.

Zahlreiche Spritztouren

Immer wieder verschaffte er sich in der Folge unberechtigt Zugang zu Fahrzeugen, um Spritztouren zu machen, zum Teil auch unter Drogeneinfluss. In einem Gutachten wurde ihm eine «Autosucht» attestiert. Zudem brach er mehrfach nachts in Kioske ein und räumte Automaten aus. Dabei wurden jeweils Geld, Getränke, Lebensmittel oder Zigaretten erbeutet.

Ab seiner Verhaftung am 9. Oktober 2005 sass der Angeklagte im Massnahmenzentrum für junge Erwachsene (MZE) Kalchrain ein. Zusammen mit einem Mithäftling entwich er von dort im Januar 2007. In den elf Tagen, bis er wieder verhaftet wurde, brach er zusammen mit seinem Fluchtgefährten in verschiedene Kellerabteile ein und erbeutete dort Essen und Getränke.

Schwer verletzt

Im Februar floh der Angeklagte erneut, diesmal mit zwei Gefährten. Um an Geld für die Flucht zu kommen, beschlossen die drei, in Märstetten einen 60jährigen Mann «auszunehmen». Bei diesem zu Hause schlug einer der Begleiter des Angeklagten dem Mann mit einem Holzknüppel auf den Kopf. Dabei erlitt das Opfer eine schwere offene Schädel-/Hirnverletzung. Die Täter zwangen ihn, den Pin-Code seiner Bancomatkarte aufzuschreiben, und hoben damit im Anschluss 1000 Franken ab.

Nie selber gewalttätig

Der Verteidiger des Angeklagten sprach von einer «nicht beeindruckend, sondern beelendend langen Liste an Straftaten». Doch hätte dieser bei seinen Delikten nie direkt Menschen bedroht. Bei dem einen schweren Fall in Märstetten sei die Aggression von seinem Begleiter ausgegangen.

Der Angeklagte zeige mittlerweile Reue und stehe zu seinen Taten. Er sei zurück auf dem Weg in stabilere Verhältnisse. So lehnte er den Antrag der Staatsanwaltschaft nach sechs Jahren Freiheitsentzug ab und forderte lediglich zwei Jahre. Einig ist man sich, dass der Vollzug im MZE Kalchrain fortgeführt werden soll. (ubr)