Trotz mehrmaliger Aufrufe hat sich niemand für den freiwerdenden Sitz im Gemeinderat gemeldet. Gemeindepräsident Adrian König hofft nach wie vor auf einen Interessenten. Denn gewählt wird so oder so.
Vor einem Jahr hat Peter Kehrli seinen Rücktritt aus dem Gemeinderat von Wäldi angekündigt. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Gemeindepräsident Adrian König ist darüber besorgt.
Herr König, warum möchte in Wäldi niemand Gemeinderat werden?
Ich kann es mir auch nicht erklären. Wir wissen seit einem Jahr, dass Peter Kehrli Ende Mai aufhört. Er ist mit elf Jahren Amtszeit der dienstälteste Gemeinderat und betreut das Ressort Werke. Es kann sein, dass sein hohes Engagement eine abschreckende Wirkung hat, weil mögliche Interessenten denken, sie müssten das Gleiche leisten.
Was hat Peter Kehrli denn alles geleistet?
Zeitlich ist er sehr flexibel und ist immer schnell vor Ort. Er ist strategisch wie operativ engagiert und setzt sich zu hundert Prozent für sein Ressort ein. Die Einwohner unserer Gemeinde sind da etwas verwöhnt. Dem Gemeinderat ist allerdings klar, dass wir von einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin nicht den gleichen Einsatz voraussetzen dürfen.
Wie hoch ist das Pensum für einen Gemeinderat in Wäldi?
Das Ressort Werke ist zeitaufwendig. Bisher waren es 20 bis 30 Prozent. Uns ist jedoch bewusst, dass wir uns im Gemeinderat eventuell umorganisieren müssen und teils Arbeiten neu verteilen oder extern vergeben könnten, um die Belastung zu mindern. Der Nachfolger muss auch nicht zwingend das Ressort Werke übernehmen. Je nach Fähigkeit und Interesse versuchen wir die Ressorts optimal im Gemeinderat zu verteilen. Grundsätzlich haben wir alle zwei Wochen Sitzung. Das sind rund 20 im Jahr. Hinzu kommen in jedem Ressort noch weitere Sitzungen sowie die Vorbereitungszeit jedes Mitglieds.
Wie sieht es mit der Entschädigung aus?
Es gibt Sitzungsgeld und Pauschalen für die Vorbereitung. Die Motivation, im Gemeinderat mitzuarbeiten, sollte aber nicht die Entschädigung sein. Sondern dass man Einfluss auf die Entwicklung einer Landgemeinde hat und selber mitwirken kann. Zudem ist es der Einstieg in ein politisches Amt.
Wann findet die Wahl statt?
An der Rechnungsversammlung am 28. April. Wir sind im Bezirk noch die Einzigen, die so wählen. Das gibt uns mehr Spielraum als eine Urnenabstimmung. Es könnte sich jemand noch an der Versammlung zur Wahl stellen. Es wäre aber schön, wenn wir in der Botschaft jemanden vorschlagen könnten. Diese geht am 22. März in den Druck.
Was passiert, wenn sich niemand meldet?
Dann müssen wir die Wahl trotzdem durchführen, so komisch das klingt. Es gäbe dann einen Wahlgang, in dem kaum jemand das absolute Mehr erreichen dürfte. Die Stimmberechtigten könnten dann einfach einen Namen aufschreiben. Wir müssten dann eine ausserordentliche Gemeindeversammlung für den zweiten Wahlgang einberufen oder bis spätestens zur Budgetgemeinde zuwarten. Ich hoffe jedoch, dass es nicht so weit kommen wird.
Könnte der Gemeinderat seine Aufgaben auch zu viert bewältigen?
Eine Zeit lang schon. Doch auf Dauer ist das keine Lösung. Wir sind von Gesetzes wegen verpflichtet, ein Fünfergremium zu stellen. Zudem würde auch alles länger dauern, und wir müssten gewisse Projekte zurückstellen und einige Arbeiten extern vergeben, was einfach unbefriedigend wäre. Ich hoffe, dass die Bürger nun über die Bücher gehen. Es stimmt mich nachdenklich, dass sich von 710 Stimmberechtigten niemand für das Amt motivieren lässt.
Wie steht es denn um die Gemeinde?
Wir sind gut unterwegs. Die Finanzen sind gesund, die Werke fortschrittlich, und wir verfügen über eine gute Infrastruktur. In den letzten drei Jahren ist die Gemeinde um rund sechs Prozent gewachsen und zählt 1050 Einwohner. Und im Gemeinderat pflegen wir eine gute und kollegiale Zusammenarbeit.