Viel Wasser, aber kaum Fische

Nach zwei sehr trockenen Sommern fliesst heuer viel Wasser die Thur hinunter. Trotzdem brechen die Fangerträge des Fischervereins Weinfelden weiter ein. «Es hat einfach zu viele Verbauungen», beklagt sich Präsident Manfred Kalbitz.

Mario Testa
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Manfred Kalbitz, Präsident des Fischervereins Weinfelden, beim abendlichen Fliegenfischen in der Thur. (Bild: Mario Testa)

Manfred Kalbitz, Präsident des Fischervereins Weinfelden, beim abendlichen Fliegenfischen in der Thur. (Bild: Mario Testa)

WEINFELDEN. Zwei Forellen, ein Egli und eine Handvoll Äschen – das ist die ganze Ausbeute des Fischervereins Weinfelden an Edelfischen, die sie dieses Jahr bislang aus der Thur zwischen Bürglen und Amlikon gezogen haben. «Die Fischbestände sind in den vergangenen Jahren völlig eingebrochen. Dieses Jahr haben wir fast nix gefangen», sagt Manfred Kalbitz, Präsident des Fischervereins Weinfelden. «In den vergangenen beiden Sommern hatte es kaum noch Wasser im Flussbett, und es wurde den Fischen zu warm, viele gingen ein. Das spüren wir nun auch dieses Jahr, wo die Wassermengen dank der vielen Niederschläge erfreulich sind.»

Tausende Franken gehen flussab

Jedes Jahr setzen die Mitglieder des Fischervereins für einige tausend Franken Jungfische in den Giessen, lassen sie dort heranwachsen, fischen sie ab und setzen sie in die Thur ein. «Im Giessen haben wir zwar manchmal das Problem mit Verschmutzung durch Gülle, aber wir haben gar keine Alternative.» Trotz des alljährlichen Besatzes der Thur mit den Jungfischen fangen die Vereinsmitglieder kaum noch etwas. «Das grösste Problem sind die vielen Verbauungen. Das Wehr in Weinfelden und die Schwelle in Engishofen sind unüberwindbare Hindernisse für die Fische, zudem erwärmt sich das Wasser in den gestauten Bereichen schneller», sagt Kalbitz. «So können die Fische nicht mehr wandern um zu laichen, und die Bestände schwinden. Erschreckend ist, dass wir das jetzt sogar bei den Weissfischen wie der Barbe oder der Nase feststellen.»

Temperatur zu hoch für Räuber

Auch Marius Küttel, Fischereiaufseher für die Thur, stellt fest, dass für Raubfische wie Äsche oder Forelle die Bedingungen in der oberen Thur nicht stimmen. «Das Wasser ist zu warm. Das macht diesen Raubfischen, die viel Sauerstoff im Wasser benötigen, zu schaffen», sagt Küttel. «Weiter flussabwärts bei Frauenfeld sieht es besser aus. Dank des Zuflusses der Murg ist das Wasser dort kühler, und die Fischer konnten einige Äschen fangen.»

Nebst des zu warmen Wassers seien auch die Hochwasser ein Problem für die Fische in der oberen Thur. «Der Laich der Fische wird dadurch von Schlamm zugedeckt und geht ein», sagt Küttel. Erfreulich in Weinfelden sei jedoch das Einvernehmen des Fischervereins mit den Betreibern des Wehrs. «Wenn im Flussbett zu wenig Wasser bleibt, lassen die Kraftwerkbetreiber auf Wunsch der Fischer wieder mehr Wasser den Fluss hinunter.» Das bestätigt auch Manfred Kalbitz. «Nachdem es im Hitzesommer 2014 noch nicht gut geklappt hat, haben wir im vergangenen Jahr den Kontakt zu den Kraftwerkbetreibern verbessern können. «Wenn es prekär wird für die Fische können wir anrufen und sie lassen wieder mehr Wasser das Wehr hinunter.»