«Unerschütterliches Fundament»

Seit zwei Jahren führt Sami Debbabi das Hotel Inseli. Er erklärt, weshalb ihm die Krise keine Sorgen macht und weshalb das «Inseli» trotz eines Pachtzinses von über 20 000 Franken pro Monat nach wie vor offen ist.

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«Seit Sommeranfang zum grössten Teil ausgebucht»: Sami Debbabi, Pächter des Hotels Inseli. (Bild: Daniel Walt)

«Seit Sommeranfang zum grössten Teil ausgebucht»: Sami Debbabi, Pächter des Hotels Inseli. (Bild: Daniel Walt)

Herr Debbabi, in den letzten zwei Wochen lebten Eishockeyaner aus Osteuropa im «Inseli», die im EZO für die neue Saison trainierten. Wie viele Wörter Russisch haben Sie mittlerweile gelernt?

Sami Debbabi: Ich verstand aufgrund meiner Kontakte mit Angestellten und Gästen schon vorher einige Worte in slawischen Sprachen. Und weil es unter den Eishockeyanern solche gab, die Englisch oder gar Deutsch sprachen, war es nicht nötig, dass ich Russisch lernte.

In Feriendestinationen haben Russen nicht den besten Ruf. Wie haben Sie Ihre Gäste erlebt?

Debbabi: Wir müssen flexibel sein und Verständnis für unsere Gäste und ihre Kultur haben. Es war aber nicht so schlimm.

Dann nahm der Alkoholkonsum im «Inseli» in den letzten zwei Wochen nicht massiv zu?

Debbabi: Nein – das sind ja alles Sportler.

Waren Sie mit Spezialwünschen in Sachen Essen konfrontiert?

Debbabi: Wir achteten darauf, dass es beispielsweise zum Frühstück auch viele Früchte gab. Ansonsten waren für die Sportler viele Kohlenhydrate wichtig. Einen eigentlichen Menuplan, wie das schon bei anderen Gruppen der Fall war, mussten wir aber nicht einhalten.

Solche Gruppenbuchungen dürften für das Hotel Inseli sicher eine dankbare Sache sein, gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise . . .

Debbabi: Absolut, ja. Wobei wir nichts zu tun haben mit der Wirtschaftskrise. Wenn ein Geschäft ein Fundament hat, auf dem es steht – Gott nämlich –, muss es keine Angst haben.

Wie ist das «Inseli» im Vergleich zum vergangenen Jahr ausgelastet?

Debbabi: Bisher praktisch gleich. Wir sind seit Sommeranfang zum grössten Teil ausgebucht.

Und wie sieht es für die nächsten Wochen aus?

Debbabi: Da ist das Hotel Inseli zu 90 Prozent belegt. Wir mussten sogar schon Gäste abweisen.

Wie lief es in der Vorsaison?

Debbabi: Im April und Mai gut. Auch im langen, harten Winter sind wir dank Seminaren durchgekommen – damals verzeichneten wir eine Belegung von rund 50 bis 60 Prozent.

Wer kommt überhaupt ins Hotel Inseli?

Debbabi: Schweizer, Deutsche, Amerikaner, Franzosen und so weiter. Im Sommer beträgt das Verhältnis Feriengäste–Geschäftsleute wohl etwa 50 zu 50. Ansonsten haben wir mehr Geschäftsleute hier.

Und wie viele Gäste kommen immer wieder ins «Inseli»?

Debbabi: Viele – ein grosser Prozentsatz. Wir haben uns eine gute Basis von Stammgästen aufgebaut.

Inwieweit sind Sie mit dem Besuch von Tagesausflüglern und Velotouristen zufrieden? Selbst an schönen Tagen sieht man oft nicht allzu viele Leute auf der «Inseli»-Terrasse.

Debbabi: Vieles hängt hier vom Wetter ab. Wenn es richtig schön ist, sind wir überfüllt, sonst kommen eher nur die Stammgäste.

Wie viele Mittag- und Abendessen registrieren Sie denn?

Debbabi: Mittagessen sind es so zwischen 50 und 100 – inklusive der Hotelgäste. Auch Abendessen dürften es in etwa so viele sein.

Sie betreiben das «Inseli» seit mittlerweile zwei Jahren. Es herrscht immer wieder Erstaunen, dass das Haus nach wie vor offen ist – bei einem Pachtzins von über 20 000 Franken pro Monat...

Debbabi: Negativ denkende Leute gibt es genug – sie wandeln in ihren Problemen. Wir hingegen denken positiv und laden alle, die das ebenfalls tun, herzlich zu uns ein.

Es gibt sogar Leute, die vermuten, dass Ihnen die Hotel Schloss AG in Sachen Pachtzins entgegenkommt, damit das Haus offen bleiben kann.

Debbabi: Dem ist nicht so. Wir zahlen den ganzen Pachtzins, und zwar monatlich. Es gab nie einen Nachlass und auch nie eine Änderung des Vertrags.

Dann rentiert das «Inseli» so, wie es im Moment läuft?

Debbabi: Ja, es rentiert – wir schreiben keine roten Zahlen. Wie gesagt: Wir stehen auf einem Fundament, das unerschütterlich ist.

Die längerfristige Zukunft des Hauses ist offen, eine mögliche Erweiterung steht im Raum. Ist es möglich, dass Sie auch nach der Erweiterung der Hausherr im «Inseli» sein werden?

Debbabi: Ich hoffe schon, ja. Mein Wunsch ist es, wie ich schon vor zwei Jahren sagte, dass diese Perle einmal richtig zum Glänzen kommen wird.

Interview: Daniel Walt