Tunnel bringt den Lichtblick

Es wird noch viel Wasser die Thur und die Sitter hinabfliessen, bis der Tunnel gebaut wird. Aber mit der Revision des kantonalen Richtplans wird zumindest einmal klar, wie die Verkehrsentlastung von Bischofszell vorgesehen ist.

Urs Bänziger
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Die Bischofszeller Altstadt leidet unter dem Transitverkehr; ein Tunnel soll die langersehnte Entlastung bringen. (Archivbild: Georg Stelzner)

Die Bischofszeller Altstadt leidet unter dem Transitverkehr; ein Tunnel soll die langersehnte Entlastung bringen. (Archivbild: Georg Stelzner)

BISCHOFSZELL. Und es ist auch schon viel Wasser die Thur und die Sitter hinabgeflossen, seit in Bischofszell die Verkehrsentlastung ein Thema ist. «Eine lange Geschichte, die Bände füllt», sagt Stadtammann Josef Mattle. Seit rund 30 Jahren werde jetzt schon über allerlei mögliche Varianten einer Umfahrung diskutiert. «Im Zuge der Revision des kantonalen Richtplans sind wir jetzt in einer Phase, in der die Stadtbehörde das Gefühl hat, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben.» Eine neue Lösung, die vielen Interessen entgegenkomme und Bedenken und Wünsche weitgehend abdecke, so Mattle. «Ein Tunnel zerstört nicht die Landschaft, ist aber ein Stück teurer.»

Der Altstadt ausweichen

In einer Konsultativumfrage erteilten die Bischofszeller Stimmberechtigten im November 2002 einer grossräumigen Umfahrung im Westen der Stadt eine Abfuhr. Trotz dieses Entscheids komme der Stadtrat nicht umhin, in die Zukunft zu planen, betont Mattle. Im Jahr 2004 wurde im kantonalen Richtplan verankert, dass für die Verkehrsentlastung von Bischofszell eine «kleinräumigere Linienführung» zu prüfen sei.

Ein Jahr später beauftragten Kanton und Stadt ein Planungsbüro, eine Studie von möglichen Linienführungen auszuarbeiten. Resultat dieser Studie war die Tunnelvariante. Doch die von den Planern vorgeschlagene Linienführung unter der Altstadt und durch den Stadtbachgraben sorgte bereits für rote Köpfe. «Eine Variante, die Altstadtbewohner und Hausbesitzer sehr beunruhigte», sagt Ernst Schönenberger, Bischofszells Bauverwalter. In der Folge seien die technische Machbarkeit, die Linienführung und die Tiefenlage des Tunnels sowie die Anschlüsse an das bestehende Strassennetz nochmals im Detail überprüft worden, ergänzt Stadtrat Boris Binzegger.

Zukunft nicht verbauen

Als beste Variante hat sich laut Binzegger jener Vorschlag erwiesen, der den wertvollsten Gebäuden der Altstadt ausweicht und den Stadtbachgraben vollständig unterirdisch durchquert. «Mit dieser Linienführung könnte der Verkehr durch die Altstadt massiv reduziert werden, was neue Möglichkeiten für die Gestaltung der Fahrbahn über den Grubplatz eröffnen würde. Und im Bereich des Anschlusses Süd ergäben sich neue städtebauliche Möglichkeiten.» Doch das sind erst Visionen. Weder der Stadtammann noch Peter Staub vom kantonalen Tiefbauamt wollen sich zu Zeitplan und Kosten äussern. Dafür sei es zu früh. Fest steht, dass der Kanton Bauherr des Tunnels ist und Bischofszell einen Anteil an den Kosten zu tragen hätte. Vordringlich sei zum jetzigen Zeitpunkt, die neue Variante der Verkehrsentlastung im revidierten Richtplan zu verankern, betont Mattle. «Damit uns die Zukunft nicht verbaut ist, denn der Richtplan hat eine gewisse Verbindlichkeit.»

Viel einer möglichen Realisierung werde davon abhängen, wie die Bevölkerung zu einem Strassenprojekt stehe. «Deshalb wollen wir frühzeitig und offen informieren, um Ängste jetzt abzubauen und zu motivieren.» Damit die Stadt Bischofszell gerüstet sei, wenn sich die Möglichkeit zur Realisierung ergebe.