Trychlerklänge lassen das Dorf erzittern

2700 Scheller und Trychler aus der ganzen Schweiz gaben sich ein buntes und unüberhörbares Stelldichein. Die 134 Gruppen präsentierten einen eindrücklichen Querschnitt durch das Schweizer Brauchtum.

Werner Lenzin
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Auch Bundesrat Ueli Maurer kam ans Eidgenössische.

Auch Bundesrat Ueli Maurer kam ans Eidgenössische.

Werner Lenzin

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«Mit der Treichel kommt eine Urkraft zum Ausdruck. Ein solcher Anlass hängt zusammen mit unserer Geschichte und unserer Tradition.» Bundesrat Ueli Maurer kam gestern ans 13. Eidgenössische Scheller- und Trychlertreffen nach Märstetten und hielt eine Ansprache. Er forderte die Anwesenden auf, sich auf die Werte und Wurzeln der Schweiz zu besinnen. «Wenn Ihr ganz laut und immer wieder läutet, wird die Regierung auf Euch aufmerksam und nimmt Euern Warnruf wahr», sagte Maurer.

Danach war es Zeit für den grossen Umzug der Trychelzüge durchs Dorf. Angeführt wurde er von schön geschmückten Kühen. Jede Gruppe verfügte über ihre Eigenheiten und deutete unverkennbar auf ihre Herkunft hin. Einige Gruppen schwangen die Trycheln und Schellen von Hand, andere trugen sie an einem Joch über der Schulter. Eine nicht zu unterschätzende Kraftübung, wenn man bedenkt, dass eine Treichel zwischen 15 und 20 Kilogramm wiegt. Beeindruckt zeigten sich die Tausenden Zuschauer auch über die Vielfalt von regional unterschiedlichen Klängen, Klangkörpern und reich geschmückten Tragriemen. So tönen die flachen Gotthard- oder Prageltreicheln anders als die bauchigen Froschmaultreicheln. Den Schlusspunkt bildete das traditionelle «Uustrychle», eine ohrenbetäubende Klangdemonstration sämtlicher Teilnehmer.

Ottenberg anstelle eines Alpenpanoramas

Für die Silvestertreichler Märstetten war die Organisation des Eidgenössischen ein grosser Lupf. Doch der kleine und noch junge Verein mit Sepp Rüegg an der Spitze meisterte das Ganze mit Hunderten Helfern mit Bravour. Zwar fehlte für den urchigen Anlass die für ihn typische Alpenkulisse, doch die Landschaft am Fusse des Ottenbergs bot einen würdigen und stimmigen Ersatz. Der seit 1979 alle drei Jahre stattfindende Anlass bildet den Höhepunkt der jährlichen Brauchtumsveranstaltungen. Im Mittelpunkt stehen das gemeinsame Erlebnis, die Begegnung und die Folklore. «Man verzichtet bewusst auf einen Wettbewerb und eine Rangierung», sagt OK-Präsident Rüegg.

Am Samstag hatte zuerst ein Schnupperschwingen mit Samuel Giger, Pius Näf und Dominic Schneider stattgefunden. Danach stand der Unterhaltungsabend mit der Ansprache von Gemeindepräsident Jürg Schumacher auf dem Programm. «Ich danke den Silvestetreichlern, dass sie diesen Anlass in unser Dorf gebracht haben», sagte er.

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