Theater an der Grenze: Fast wie die echte Knef

Nicht Hilde, sondern Irmgard Knef stand im Theater an der Grenze auf der Bühne. Das Publikum war begeistert.

Louise Jochims
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Ulrich Michael Heissig alias Irmgard alias Hildegard Knef. (Bild: Louise Jochims)

Ulrich Michael Heissig alias Irmgard alias Hildegard Knef. (Bild: Louise Jochims)

Kreuzlingen. Auf die Idee muss man erst mal kommen: Der unvergessenen Hildegard Knef die fiktive Zwillingsschwester Irmgard an die Seite zu stellen, die aber verkannt, verleugnet und zu kurz gekommen ist – weit jenseits des Ruhmes ihrer berühmten Schwester. Das Publikum erlebte am Mittwoch in «Die letzte Mohikanerin» witziges, bitterböses, kluges, zugleich melancholisch, aber nie sentimental gestimmtes Kabarett.

Wenn Irmgard Knef, in ihrem Alter ego Ulrich Michael Heissig, die Bühne betritt, scheint einem der Atem zu stocken: Das ist sie doch, die Knef. Wie sie leibt und lebt, so, wie sie in Erinnerung geblieben ist. Sich in diese zittrige, mit schlurfend-hölzernen Schritten gehende, fast 84 Jahre alte Diva zu verwandeln, ist ein Kunststück für sich, das Ulrich Michael Heissig glänzend gelungen ist.

«Eins ist besser als keins und eine ist besser als keine, zwei waren immer eine zu viel.» Mit diesem Song betritt sie die Bühne und entbietet dem Publikum im «Theaterchen» an der Grenze, in der Schweiz, der «Insel inmitten des tosenden EU-Meeres», ihren Willkommensgruss. Es folgt ein Feuerwerk an Gedanken, Songs, Erinnerungen, die mit ihrem trockenen Witz unschlagbar sind. Neben der überzeugend herausgearbeiteten Gegensätzlichkeit im Schatten ihrer Schwester (steile Karriere kontra gerade über Wasser halten) ist «Die letzte Mohikanerin» auch das: eine lebendige deutsche Geschichtsstunde der Fünfziger-, Sechziger-, Siebziger-, Achtziger-, Neunzigerjahre.