Die kleine Destillerie Macardo in Strohwilen hat am internationalen Spirituosen-Wettbewerb in London gross abgeräumt. Whiskies und Fruchtbrände des Familienbetriebs erzielten bei der erstmaligen Teilnahme gleich Spitzenresultate.
STROHWILEN. Whiskies und Fruchtbrände aus der ehemaligen Käserei in Strohwilen sind fein, sehr fein. Das sagte Geniessern bislang Nase und Gaumen, und nun auch die Jury der «International Wine and Spirit Competition» (IWSC). Zum ersten Mal hat das Team der Destillerie Macardo mit ihren Edelbränden am international renommierten Spirituosen-Wettbewerb von Ende Juli in London teilgenommen und gleich abgeräumt – fünfmal Silber und zweimal Gold verteilte die Jury für die edlen Tropfen aus Strohwilen.
Mit ihrem Vieille Prune heimste Macardo gar die «Fruits Spirits Trophy 2016» ein, den inoffiziellen Weltmeistertitel für Fruchtbrände. «Für uns ist dieser Titel eine schöne Bestätigung, und es zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt Andreas Boessow, Inhaber der Destillerie Macardo. «Es kam aber schon etwas überraschend, dass wir so schnell für unsere Arbeit belohnt wurden.»
Boessow hat den Kleinbetrieb mit seiner Frau Martina erst vor gut einem Jahr von den beiden Gründern Marco Frauchiger und Bernardo Lamperti abgekauft, die die Destillerie 2007 aufgebaut und als ihr Hobby betrieben hatten. Andreas Boessow hat jedoch mehr als nur sein Geld in die Destillerie investiert, er unterstützt Meisterdestillateur Bartholomäus Fink auch bei der Produkteentwicklung und beim Brennen. «Mich hat die Herstellung von Destillaten aus erstklassigen Materialen schon immer begeistert. Der ganze biochemische Prozess ist faszinierend. Ich habe viel Literatur gelesen und auch Brennkurse besucht im In- und Ausland», sagt Boessow bei einem Augenschein in der Destillerie.
Dutzende Holzfässer reihen sich in den zwei Lagerräumen aneinander. Nebst neuen Fässern aus amerikanischer Weiss-eiche, in denen Single Malt Whisky und Bourbon heranreift, gibt es auch einige ältere Fässer, in denen auf Zypern, in Frankreich oder Schottland bereits Weine oder Whiskies heranreiften. Sie bringen dadurch gewisse Geschmacksnoten mit, die nun in die Brände übergehen. «Wir experimentieren gerne mit diesen Aromen und Farben aus den Hölzern», sagt Boessow. «Dank der Temperaturschwankungen im Jahresverlauf atmen die Brände durch die Poren im Holz, und so entstehen ganz verschiedene Charaktere.» Für dieses sogenannte Aging seien die Jahreszeiten in der Schweiz förderlich.
Macardo ist mittlerweile ein Kleinbetrieb mit vier Mitarbeitenden, die sich etwa 200 Stellenprozente teilen. Bei Meisterdestillateur Bartholomäus Fink laufen die Fäden zusammen. Auf der mit Holz befeuerten Destilliermaschine brennt er die hochprozentigen Spirituosen. 150 Liter Maische fasst die Blase, über vier Böden muss sich der Alkohol darin langsam bis zur Abkühlung hoch arbeiten. «Dadurch gibt es sehr feine Brände. In industriellen Betrieben muss der Alkohol weniger <schaffen>, und er brennt dann etwas mehr im Hals», sagt er. «Wenn die Maschine richtig gut läuft und wir von morgens bis spät in die Nacht arbeiten, können wir im besten Fall ein Fass füllen, normal ist etwa ein halbes Fass pro Tag.» Die Jahresproduktion liegt bei etwa 35 Fass.
Das Verhältnis Maische zu Brand liegt je nach Art im besten Fall bei zehn zu eins, manchmal auch deutlich höher. Zwischen 5 und 15 Liter Edelbrand entstehen also aus einer Füllung Maische in der Destilliermaschine. Wo möglich, bezieht das Macardo-Team die Zutaten dafür in der Schweiz. Und in der Destillerie in Strohwilen betreibt es auch Lohnbrennerei. «Es ergibt sich ein gutes Zusammenspiel mit den Bauern aus der Region. Wir brennen ihre Spirituosen und beraten sie, gleichzeitig erfahren wir, wer welche Früchte in welcher Qualität für unsere Produkte liefern könnte.»
Im Herbst bringt Macardo mit einem Gin, Wodka und Rum auch neue Produkte auf den Markt. Der Platz in der alten Käserei reicht daher bald nicht mehr, die Lagerkapazitäten sind jetzt schon knapp bemessen. «Wir sind auf der Suche nach einer neuen Lokalität in der Region, wo wir auch eine Schaubrennerei einrichten können – für unsere Kunden und als Begegnungsstätte für die Bevölkerung», sagt Andreas Boessow.